man aber Stellen, die nur ein spärliches, wie verbranntes, dürres Gras hervorkeimen las- sen, die aber bald wiederum durch daran sto- ßende Strecken angenehmer, blumigter, fetter Wiesen ersetzt werden. Wenn man ungefähr eine halbe Meile gefahren ist, so kömmt man an die Eger, und zugleich öffnet sich das Thal derselben, dessen Abhänge, da sie dicht mit Fichten besetzt sind, einen sehr finstern Anblick geben. Ist man über diesen Fluß, so geht es über mittelmäßige Anhöhen bald hinan, bald hinab, auf einem Wege, der wenig Spuren von Sorgfalt verräth, und da, wo er sie ver- räth, so liederlich gemacht, so an den Seiten und in der Mitte mit großen Steinen beschüt- tet ist, daß man ihn gern mit einer natürli- chen Straße vertauschte. Diese Sorglosigkeit ist um so unbegreiflicher, da man sie sonst in den kaiserlichen Staaten nicht findet, und da man hier alles in der Nähe hat, was zu dem dauerhaftesten Straßenbau gehört: festes Ge- stein, meist Granit, Basalt und Gneus, und
man aber Stellen, die nur ein ſpaͤrliches, wie verbranntes, duͤrres Gras hervorkeimen laſ- ſen, die aber bald wiederum durch daran ſto- ßende Strecken angenehmer, blumigter, fetter Wieſen erſetzt werden. Wenn man ungefaͤhr eine halbe Meile gefahren iſt, ſo koͤmmt man an die Eger, und zugleich oͤffnet ſich das Thal derſelben, deſſen Abhaͤnge, da ſie dicht mit Fichten beſetzt ſind, einen ſehr finſtern Anblick geben. Iſt man uͤber dieſen Fluß, ſo geht es uͤber mittelmaͤßige Anhoͤhen bald hinan, bald hinab, auf einem Wege, der wenig Spuren von Sorgfalt verraͤth, und da, wo er ſie ver- raͤth, ſo liederlich gemacht, ſo an den Seiten und in der Mitte mit großen Steinen beſchuͤt- tet iſt, daß man ihn gern mit einer natuͤrli- chen Straße vertauſchte. Dieſe Sorgloſigkeit iſt um ſo unbegreiflicher, da man ſie ſonſt in den kaiſerlichen Staaten nicht findet, und da man hier alles in der Naͤhe hat, was zu dem dauerhafteſten Straßenbau gehoͤrt: feſtes Ge- ſtein, meiſt Granit, Baſalt und Gneus, und
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0109"n="101"/>
man aber Stellen, die nur ein ſpaͤrliches, wie<lb/>
verbranntes, duͤrres Gras hervorkeimen laſ-<lb/>ſen, die aber bald wiederum durch daran ſto-<lb/>
ßende Strecken angenehmer, blumigter, fetter<lb/>
Wieſen erſetzt werden. Wenn man ungefaͤhr<lb/>
eine halbe Meile gefahren iſt, ſo koͤmmt man<lb/>
an die Eger, und zugleich oͤffnet ſich das Thal<lb/>
derſelben, deſſen Abhaͤnge, da ſie dicht mit<lb/>
Fichten beſetzt ſind, einen ſehr finſtern Anblick<lb/>
geben. Iſt man uͤber dieſen Fluß, ſo geht es<lb/>
uͤber mittelmaͤßige Anhoͤhen bald hinan, bald<lb/>
hinab, auf einem Wege, der wenig Spuren<lb/>
von Sorgfalt verraͤth, und da, wo er ſie ver-<lb/>
raͤth, ſo liederlich gemacht, ſo an den Seiten<lb/>
und in der Mitte mit großen Steinen beſchuͤt-<lb/>
tet iſt, daß man ihn gern mit einer natuͤrli-<lb/>
chen Straße vertauſchte. Dieſe Sorgloſigkeit<lb/>
iſt um ſo unbegreiflicher, da man ſie ſonſt in<lb/>
den kaiſerlichen Staaten nicht findet, und da<lb/>
man hier alles in der Naͤhe hat, was zu dem<lb/>
dauerhafteſten Straßenbau gehoͤrt: feſtes Ge-<lb/>ſtein, meiſt Granit, Baſalt und Gneus, und<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[101/0109]
man aber Stellen, die nur ein ſpaͤrliches, wie
verbranntes, duͤrres Gras hervorkeimen laſ-
ſen, die aber bald wiederum durch daran ſto-
ßende Strecken angenehmer, blumigter, fetter
Wieſen erſetzt werden. Wenn man ungefaͤhr
eine halbe Meile gefahren iſt, ſo koͤmmt man
an die Eger, und zugleich oͤffnet ſich das Thal
derſelben, deſſen Abhaͤnge, da ſie dicht mit
Fichten beſetzt ſind, einen ſehr finſtern Anblick
geben. Iſt man uͤber dieſen Fluß, ſo geht es
uͤber mittelmaͤßige Anhoͤhen bald hinan, bald
hinab, auf einem Wege, der wenig Spuren
von Sorgfalt verraͤth, und da, wo er ſie ver-
raͤth, ſo liederlich gemacht, ſo an den Seiten
und in der Mitte mit großen Steinen beſchuͤt-
tet iſt, daß man ihn gern mit einer natuͤrli-
chen Straße vertauſchte. Dieſe Sorgloſigkeit
iſt um ſo unbegreiflicher, da man ſie ſonſt in
den kaiſerlichen Staaten nicht findet, und da
man hier alles in der Naͤhe hat, was zu dem
dauerhafteſten Straßenbau gehoͤrt: feſtes Ge-
ſtein, meiſt Granit, Baſalt und Gneus, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/109>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.