den, die sich hieher verpflanzten, denn an Platz, wenigstens für zwey, fehlt es nicht.
Das erwähnte Theater ist aus dem könig- lichen Säckel erbauet, und aus diesem Umstan- de kann man schließen, daß es ihm an Be- quemlichkeit, Geschmack und Schönheit nicht fehlen werde. Jndessen ist dieß mehr der Fall seinem Jnnern, als seinem Aeußern, nach. Jch weiß nicht ob ich irre, aber mir scheinen Schauspielhäuser, so wie ihre Bestimmung sie fordert, des Großen, Leichten, Heiteren in der Baukunst, nicht wohl fähig zu seyn. Höchstens kann die Facade diese Vorzüge annehmen, aber der Rest des Gebäudes, welcher der Zierde schöner hoher Fenster entbehren muß, wird immer todt und gefängnißartig bleiben. Diese Ansicht haben mir wenigstens die berühmtesten Schauspielhäuser in Frankreich und Jtalien ge- geben. So St. Karlo in Neapel, Aliberti in Rom, de la Pergola in Florenz, die neuen Theater in Venedig, Bologna, Verona und Mayland; so das "Theatre francois," "aux
Viertes Heft. E
den, die ſich hieher verpflanzten, denn an Platz, wenigſtens fuͤr zwey, fehlt es nicht.
Das erwaͤhnte Theater iſt aus dem koͤnig- lichen Saͤckel erbauet, und aus dieſem Umſtan- de kann man ſchließen, daß es ihm an Be- quemlichkeit, Geſchmack und Schoͤnheit nicht fehlen werde. Jndeſſen iſt dieß mehr der Fall ſeinem Jnnern, als ſeinem Aeußern, nach. Jch weiß nicht ob ich irre, aber mir ſcheinen Schauſpielhaͤuſer, ſo wie ihre Beſtimmung ſie fordert, des Großen, Leichten, Heiteren in der Baukunſt, nicht wohl faͤhig zu ſeyn. Hoͤchſtens kann die Façade dieſe Vorzuͤge annehmen, aber der Reſt des Gebaͤudes, welcher der Zierde ſchoͤner hoher Fenſter entbehren muß, wird immer todt und gefaͤngnißartig bleiben. Dieſe Anſicht haben mir wenigſtens die beruͤhmteſten Schauſpielhaͤuſer in Frankreich und Jtalien ge- geben. So St. Karlo in Neapel, Aliberti in Rom, de la Pergola in Florenz, die neuen Theater in Venedig, Bologna, Verona und Mayland; ſo das „Theatre françois,“ „aux
Viertes Heft. E
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den, die ſich hieher verpflanzten, denn an Platz,
wenigſtens fuͤr zwey, fehlt es nicht.
Das erwaͤhnte Theater iſt aus dem koͤnig-
lichen Saͤckel erbauet, und aus dieſem Umſtan-
de kann man ſchließen, daß es ihm an Be-
quemlichkeit, Geſchmack und Schoͤnheit nicht
fehlen werde. Jndeſſen iſt dieß mehr der Fall
ſeinem Jnnern, als ſeinem Aeußern, nach.
Jch weiß nicht ob ich irre, aber mir ſcheinen
Schauſpielhaͤuſer, ſo wie ihre Beſtimmung ſie
fordert, des Großen, Leichten, Heiteren in der
Baukunſt, nicht wohl faͤhig zu ſeyn. Hoͤchſtens
kann die Façade dieſe Vorzuͤge annehmen, aber
der Reſt des Gebaͤudes, welcher der Zierde
ſchoͤner hoher Fenſter entbehren muß, wird
immer todt und gefaͤngnißartig bleiben. Dieſe
Anſicht haben mir wenigſtens die beruͤhmteſten
Schauſpielhaͤuſer in Frankreich und Jtalien ge-
geben. So St. Karlo in Neapel, Aliberti in
Rom, de la Pergola in Florenz, die neuen
Theater in Venedig, Bologna, Verona und
Mayland; ſo das „Theatre françois,“ „aux
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/75>, abgerufen am 16.02.2025.
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