meist für deutsche Schriften hielt, so vermehr- te dies seine Verbindungen in den Provinzen, und seine Druckerey gewann immer mehr Kun- den. Er beschäftigte sie aber auch als Verle- ger, indem er viele Schriften aus dem Deut- schen und Französischen in das Polnische, und aus diesem auch zuweilen in das Deutsche, übersetzen ließ und druckte. Jndessen klagt er, daß diese Unternehmungen ihm mehr Schaden als Nutzen gebracht haben, weil das Publi- kum der Leser in Warschau, wie in Polen überhaupt, von jeher sehr klein gewesen sey. Er hat deshalb schon seit mehreren Jahren nichts mehr übersetzen lassen, und sein Buch- handel ist in der That ziemlich unbedeutend geblieben.
Ein anderer Buchhändler, Namens Pfaff, der sich seit wenig Jahren in Warschau besetzt hat und besonders mit französischen Büchern Geschäfte macht, hält nebenher eine deutsche und französische Lesebibliothek. Es ist die ein- zige in Warschau, aber sie wird dennoch we-
meiſt fuͤr deutſche Schriften hielt, ſo vermehr- te dieſ ſeine Verbindungen in den Provinzen, und ſeine Druckerey gewann immer mehr Kun- den. Er beſchaͤftigte ſie aber auch als Verle- ger, indem er viele Schriften aus dem Deut- ſchen und Franzoͤſiſchen in das Polniſche, und aus dieſem auch zuweilen in das Deutſche, uͤberſetzen ließ und druckte. Jndeſſen klagt er, daß dieſe Unternehmungen ihm mehr Schaden als Nutzen gebracht haben, weil das Publi- kum der Leſer in Warſchau, wie in Polen uͤberhaupt, von jeher ſehr klein geweſen ſey. Er hat deshalb ſchon ſeit mehreren Jahren nichts mehr uͤberſetzen laſſen, und ſein Buch- handel iſt in der That ziemlich unbedeutend geblieben.
Ein anderer Buchhaͤndler, Namens Pfaff, der ſich ſeit wenig Jahren in Warſchau beſetzt hat und beſonders mit franzoͤſiſchen Buͤchern Geſchaͤfte macht, haͤlt nebenher eine deutſche und franzoͤſiſche Leſebibliothek. Es iſt die ein- zige in Warſchau, aber ſie wird dennoch we-
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meiſt fuͤr deutſche Schriften hielt, ſo vermehr-
te dieſ ſeine Verbindungen in den Provinzen,
und ſeine Druckerey gewann immer mehr Kun-
den. Er beſchaͤftigte ſie aber auch als Verle-
ger, indem er viele Schriften aus dem Deut-
ſchen und Franzoͤſiſchen in das Polniſche, und
aus dieſem auch zuweilen in das Deutſche,
uͤberſetzen ließ und druckte. Jndeſſen klagt er,
daß dieſe Unternehmungen ihm mehr Schaden
als Nutzen gebracht haben, weil das Publi-
kum der Leſer in Warſchau, wie in Polen
uͤberhaupt, von jeher ſehr klein geweſen ſey.
Er hat deshalb ſchon ſeit mehreren Jahren
nichts mehr uͤberſetzen laſſen, und ſein Buch-
handel iſt in der That ziemlich unbedeutend
geblieben.
Ein anderer Buchhaͤndler, Namens Pfaff,
der ſich ſeit wenig Jahren in Warſchau beſetzt
hat und beſonders mit franzoͤſiſchen Buͤchern
Geſchaͤfte macht, haͤlt nebenher eine deutſche
und franzoͤſiſche Leſebibliothek. Es iſt die ein-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/48>, abgerufen am 22.07.2024.
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