obenerwähnte Johann Potocki eine Lesestu- be zum allgemeinen Gebrauch. Er räumte drey saubere, geräumige Zimmer in einem Ne- bengebäude seines Pallastes ein, und versah sie mit Stühlen, Tischen, Schreibzeugen und ei- ner Menge von inn- und ausländischen Zei- tungen und fliegenden Blättern. Ein paar seiner Leute waren den Lesern immer gewär- tig, und man konnte Vormittags und Nach- mittags gewisse Stunden nach Belieben darin zubringen.
Vor dem Revolutions-Reichstage waren nur drey bedeutende Druckereyen in Warschau, und ein paar unbedeutende; im Laufe dessel- ben wurden ihrer noch drey bis vier errichtet. Zwey davon waren allein mit dem Drucke der Reichstagspapiere beschäftigt; eine mit der Nationalzeitung; die übrigen theils mit solchen Denk- und Rechtsschriften, die dem Reichsta- ge übergeben, theils mit solchen Blättern und Büchern, die über die Angelegenheiten des Au- genblickes, für und dawider, geschrieben wur-
obenerwaͤhnte Johann Potocki eine Leſeſtu- be zum allgemeinen Gebrauch. Er raͤumte drey ſaubere, geraͤumige Zimmer in einem Ne- bengebaͤude ſeines Pallaſtes ein, und verſah ſie mit Stuͤhlen, Tiſchen, Schreibzeugen und ei- ner Menge von inn- und auslaͤndiſchen Zei- tungen und fliegenden Blaͤttern. Ein paar ſeiner Leute waren den Leſern immer gewaͤr- tig, und man konnte Vormittags und Nach- mittags gewiſſe Stunden nach Belieben darin zubringen.
Vor dem Revolutions-Reichstage waren nur drey bedeutende Druckereyen in Warſchau, und ein paar unbedeutende; im Laufe deſſel- ben wurden ihrer noch drey bis vier errichtet. Zwey davon waren allein mit dem Drucke der Reichstagspapiere beſchaͤftigt; eine mit der Nationalzeitung; die uͤbrigen theils mit ſolchen Denk- und Rechtsſchriften, die dem Reichsta- ge uͤbergeben, theils mit ſolchen Blaͤttern und Buͤchern, die uͤber die Angelegenheiten des Au- genblickes, fuͤr und dawider, geſchrieben wur-
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obenerwaͤhnte Johann Potocki eine Leſeſtu-
be zum allgemeinen Gebrauch. Er raͤumte
drey ſaubere, geraͤumige Zimmer in einem Ne-
bengebaͤude ſeines Pallaſtes ein, und verſah ſie
mit Stuͤhlen, Tiſchen, Schreibzeugen und ei-
ner Menge von inn- und auslaͤndiſchen Zei-
tungen und fliegenden Blaͤttern. Ein paar
ſeiner Leute waren den Leſern immer gewaͤr-
tig, und man konnte Vormittags und Nach-
mittags gewiſſe Stunden nach Belieben darin
zubringen.
Vor dem Revolutions-Reichstage waren
nur drey bedeutende Druckereyen in Warſchau,
und ein paar unbedeutende; im Laufe deſſel-
ben wurden ihrer noch drey bis vier errichtet.
Zwey davon waren allein mit dem Drucke der
Reichstagspapiere beſchaͤftigt; eine mit der
Nationalzeitung; die uͤbrigen theils mit ſolchen
Denk- und Rechtsſchriften, die dem Reichsta-
ge uͤbergeben, theils mit ſolchen Blaͤttern und
Buͤchern, die uͤber die Angelegenheiten des Au-
genblickes, fuͤr und dawider, geſchrieben wur-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/44>, abgerufen am 03.07.2024.
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