Sitten, die Lebensart und die Sprache ihres Vaterlandes bey und zeichnen sich dadurch auf den ersten Blick vor den Polen aus. Sie su- chen sich ein eigenes Haus zu kaufen oder zu bauen; das Aeußere und Jnnere desselben ist reinlich; ihr und ihrer Weiber und Kinder An- zug ist anständig und sauber und steht unge- fähr auf gleicher Stufe mit dem Aeußern der Handwerker in Dresden und Berlin; und eben so ihre Lebensart. Jhre Lustpartieen des Sonn- tags, ihre Landfahrten und ihre Spatziergänge nach den Wirthshäusern der um die Stadt liegenden Erholungsörter, sind dieselben.
Die polnischen Handwerker, die sich an sie schließen, haben immer nur noch, wie sonst, entweder die ganz nationellen, oder die gröbe- ren Gewerbe inne. Zu den erstern gehören diejenigen Schneider, die nur die National- kleidung machen, die Schuster, die sich mit Verfertigung der polnischen Halbstiefel abge- ben, die Barbierer, die zugleich die polnischen Haarschuren besorgen und etwa noch die Po-
Viertes Heft. B
Sitten, die Lebensart und die Sprache ihres Vaterlandes bey und zeichnen ſich dadurch auf den erſten Blick vor den Polen aus. Sie ſu- chen ſich ein eigenes Haus zu kaufen oder zu bauen; das Aeußere und Jnnere deſſelben iſt reinlich; ihr und ihrer Weiber und Kinder An- zug iſt anſtaͤndig und ſauber und ſteht unge- faͤhr auf gleicher Stufe mit dem Aeußern der Handwerker in Dresden und Berlin; und eben ſo ihre Lebensart. Jhre Luſtpartieen des Sonn- tags, ihre Landfahrten und ihre Spatziergaͤnge nach den Wirthshaͤuſern der um die Stadt liegenden Erholungsoͤrter, ſind dieſelben.
Die polniſchen Handwerker, die ſich an ſie ſchließen, haben immer nur noch, wie ſonſt, entweder die ganz nationellen, oder die groͤbe- ren Gewerbe inne. Zu den erſtern gehoͤren diejenigen Schneider, die nur die National- kleidung machen, die Schuſter, die ſich mit Verfertigung der polniſchen Halbſtiefel abge- ben, die Barbierer, die zugleich die polniſchen Haarſchuren beſorgen und etwa noch die Po-
Viertes Heft. B
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Sitten, die Lebensart und die Sprache ihres
Vaterlandes bey und zeichnen ſich dadurch auf
den erſten Blick vor den Polen aus. Sie ſu-
chen ſich ein eigenes Haus zu kaufen oder zu
bauen; das Aeußere und Jnnere deſſelben iſt
reinlich; ihr und ihrer Weiber und Kinder An-
zug iſt anſtaͤndig und ſauber und ſteht unge-
faͤhr auf gleicher Stufe mit dem Aeußern der
Handwerker in Dresden und Berlin; und eben
ſo ihre Lebensart. Jhre Luſtpartieen des Sonn-
tags, ihre Landfahrten und ihre Spatziergaͤnge
nach den Wirthshaͤuſern der um die Stadt
liegenden Erholungsoͤrter, ſind dieſelben.
Die polniſchen Handwerker, die ſich an ſie
ſchließen, haben immer nur noch, wie ſonſt,
entweder die ganz nationellen, oder die groͤbe-
ren Gewerbe inne. Zu den erſtern gehoͤren
diejenigen Schneider, die nur die National-
kleidung machen, die Schuſter, die ſich mit
Verfertigung der polniſchen Halbſtiefel abge-
ben, die Barbierer, die zugleich die polniſchen
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/27>, abgerufen am 22.07.2024.
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