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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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hier noch die Krämergeschäfte in den Händen
dieses Wuchervolks geblieben sind.

Die Ebene, über die man nach Raszyn
von Warschau aus gekommen ist, dauert noch
eine Weile hinter jenem Städtchen in gleicher
Fruchtbarkeit fort. Erst gegen das Ende der
Post wird sie durch einzelne Strecken von Ge-
hölz unterbrochen. Man kommt endlich durch
einen Streifen Wald, der sehr schmal, und
vielleicht bloß deshalb sehr sorgfältig geschont
und unterhalten ist. Jn der That war er, so
weit daß Auge reichte, der einzige in der gan-
zen Gegend, und auch er würde binnen zwey-
jähriger Frist verschwinden, wenn man mit
ihm auf gut lithauisch haus'te.

Hinter Zabieywol, der nächsten Post,
(4 M.) werden Weg und Land unebener, und
man kömmt durch ansehnliche Waldungen. So-
gleich werden auch Sorglosigkeit und Trägheit
wieder sichtbar und mit ihnen die empörendste
Holzverderberey: Jch glaubte mich von neuem
in einen lithauischen Forst versetzt, und fand

nur

hier noch die Kraͤmergeſchaͤfte in den Haͤnden
dieſes Wuchervolks geblieben ſind.

Die Ebene, uͤber die man nach Raszyn
von Warſchau aus gekommen iſt, dauert noch
eine Weile hinter jenem Staͤdtchen in gleicher
Fruchtbarkeit fort. Erſt gegen das Ende der
Poſt wird ſie durch einzelne Strecken von Ge-
hoͤlz unterbrochen. Man kommt endlich durch
einen Streifen Wald, der ſehr ſchmal, und
vielleicht bloß deshalb ſehr ſorgfaͤltig geſchont
und unterhalten iſt. Jn der That war er, ſo
weit daß Auge reichte, der einzige in der gan-
zen Gegend, und auch er wuͤrde binnen zwey-
jaͤhriger Friſt verſchwinden, wenn man mit
ihm auf gut lithauiſch haus'te.

Hinter Zabieywol, der naͤchſten Poſt,
(4 M.) werden Weg und Land unebener, und
man koͤmmt durch anſehnliche Waldungen. So-
gleich werden auch Sorgloſigkeit und Traͤgheit
wieder ſichtbar und mit ihnen die empoͤrendſte
Holzverderberey: Jch glaubte mich von neuem
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[192/0202] hier noch die Kraͤmergeſchaͤfte in den Haͤnden dieſes Wuchervolks geblieben ſind. Die Ebene, uͤber die man nach Raszyn von Warſchau aus gekommen iſt, dauert noch eine Weile hinter jenem Staͤdtchen in gleicher Fruchtbarkeit fort. Erſt gegen das Ende der Poſt wird ſie durch einzelne Strecken von Ge- hoͤlz unterbrochen. Man kommt endlich durch einen Streifen Wald, der ſehr ſchmal, und vielleicht bloß deshalb ſehr ſorgfaͤltig geſchont und unterhalten iſt. Jn der That war er, ſo weit daß Auge reichte, der einzige in der gan- zen Gegend, und auch er wuͤrde binnen zwey- jaͤhriger Friſt verſchwinden, wenn man mit ihm auf gut lithauiſch haus'te. Hinter Zabieywol, der naͤchſten Poſt, (4 M.) werden Weg und Land unebener, und man koͤmmt durch anſehnliche Waldungen. So- gleich werden auch Sorgloſigkeit und Traͤgheit wieder ſichtbar und mit ihnen die empoͤrendſte Holzverderberey: Jch glaubte mich von neuem in einen lithauiſchen Forſt verſetzt, und fand nur

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/202>, abgerufen am 24.11.2024.