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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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setzen, daß er seine Dienstleistungen bezahlt
nahm, wo möglich, von zwey oder drey Par-
teyen auf einmal, ganz so, wie ich oben von
den polnischen Richtern nebst Anhang erzählt
habe. Die polnischen Städte hatte er beson-
ders in seinen Schutz genommen und das für
sie vortheilhaft seyn sollende Gesetz am Reichs-
tage durchgetrieben. Diese Städte wissen aber
auch, was ihnen die Grundsätze der Mensch-
lichkeit baar kosten, vermöge deren sie in einen
bessern Zustand versetzt seyn sollten. Die An-
hänger Kollontays entschuldigten seine Käuflich-
keit damit, daß er wenig Einkünfte habe (nur
22,000 polnische Gulden) und doch seiner Wür-
de gemäß leben müsse. Unter den Schriften,
die er, zur Beförderung der Revolution, her-
ausgegeben hat, wird die "gegen die Wahl-
reiche
" am meisten gerühmt. Sie ist die
Widerlegung einer andern von Severin
Rzewuski, "für die Wahlreiche,"
und
auch französisch in Warschau erschienen. Sonst
besaß er die Gabe der Beredsamkeit in einem

ſetzen, daß er ſeine Dienſtleiſtungen bezahlt
nahm, wo moͤglich, von zwey oder drey Par-
teyen auf einmal, ganz ſo, wie ich oben von
den polniſchen Richtern nebſt Anhang erzaͤhlt
habe. Die polniſchen Staͤdte hatte er beſon-
ders in ſeinen Schutz genommen und das fuͤr
ſie vortheilhaft ſeyn ſollende Geſetz am Reichs-
tage durchgetrieben. Dieſe Staͤdte wiſſen aber
auch, was ihnen die Grundſaͤtze der Menſch-
lichkeit baar koſten, vermoͤge deren ſie in einen
beſſern Zuſtand verſetzt ſeyn ſollten. Die An-
haͤnger Kollontays entſchuldigten ſeine Kaͤuflich-
keit damit, daß er wenig Einkuͤnfte habe (nur
22,000 polniſche Gulden) und doch ſeiner Wuͤr-
de gemaͤß leben muͤſſe. Unter den Schriften,
die er, zur Befoͤrderung der Revolution, her-
ausgegeben hat, wird die „gegen die Wahl-
reiche
“ am meiſten geruͤhmt. Sie iſt die
Widerlegung einer andern von Severin
Rzewuski, „fuͤr die Wahlreiche,“
und
auch franzoͤſiſch in Warſchau erſchienen. Sonſt
beſaß er die Gabe der Beredſamkeit in einem

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[178/0188] ſetzen, daß er ſeine Dienſtleiſtungen bezahlt nahm, wo moͤglich, von zwey oder drey Par- teyen auf einmal, ganz ſo, wie ich oben von den polniſchen Richtern nebſt Anhang erzaͤhlt habe. Die polniſchen Staͤdte hatte er beſon- ders in ſeinen Schutz genommen und das fuͤr ſie vortheilhaft ſeyn ſollende Geſetz am Reichs- tage durchgetrieben. Dieſe Staͤdte wiſſen aber auch, was ihnen die Grundſaͤtze der Menſch- lichkeit baar koſten, vermoͤge deren ſie in einen beſſern Zuſtand verſetzt ſeyn ſollten. Die An- haͤnger Kollontays entſchuldigten ſeine Kaͤuflich- keit damit, daß er wenig Einkuͤnfte habe (nur 22,000 polniſche Gulden) und doch ſeiner Wuͤr- de gemaͤß leben muͤſſe. Unter den Schriften, die er, zur Befoͤrderung der Revolution, her- ausgegeben hat, wird die „gegen die Wahl- reiche“ am meiſten geruͤhmt. Sie iſt die Widerlegung einer andern von Severin Rzewuski, „fuͤr die Wahlreiche,“ und auch franzoͤſiſch in Warſchau erſchienen. Sonſt beſaß er die Gabe der Beredſamkeit in einem

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/188>, abgerufen am 21.11.2024.