len müssen, wenn er eine Leitung durch We- nige anerkannt hätte.
Die Hauptrollen unter diesen Wenigen hat- ten Jgnatz Potocki, Piatoli, Kollon- tay.
Jgnatz Potocki, aus einer der mäch- tigsten, weitläuftigsten und reichsten Familien entsprossen, ist ein Mann in den Dreyßigen. Jn frühern Jahren war er einer der schönsten Männer in Polen, und in seinem Vaterlande, wie Frankreich und Jtalien, unter dem Bey- namen des Schönen bekannt. Dieser Bey- name ist ihm jetzt entzogen, da sein Gesicht das Jugendliche verloren, und sein Wuchs eine ge- gewisse Steifigkeit angenommen hat. Er trägt sich französisch, und ist beständig, in eben die- sem Geschmacke, mit großer Sorgfalt frisiert. Sein Gang und seine Manieren haben etwas Stolzes, das nicht mißfällt und seiner Figur wohl steht. Er zeichnete sich von jeher durch Kenntnisse, durch einen Eifer für Veränderun- gen, und durch einen rastlosen Ehrgeitz, den
len muͤſſen, wenn er eine Leitung durch We- nige anerkannt haͤtte.
Die Hauptrollen unter dieſen Wenigen hat- ten Jgnatz Potocki, Piatoli, Kollon- tay.
Jgnatz Potocki, aus einer der maͤch- tigſten, weitlaͤuftigſten und reichſten Familien entſproſſen, iſt ein Mann in den Dreyßigen. Jn fruͤhern Jahren war er einer der ſchoͤnſten Maͤnner in Polen, und in ſeinem Vaterlande, wie Frankreich und Jtalien, unter dem Bey- namen des Schoͤnen bekannt. Dieſer Bey- name iſt ihm jetzt entzogen, da ſein Geſicht das Jugendliche verloren, und ſein Wuchs eine ge- gewiſſe Steifigkeit angenommen hat. Er traͤgt ſich franzoͤſiſch, und iſt beſtaͤndig, in eben die- ſem Geſchmacke, mit großer Sorgfalt friſiert. Sein Gang und ſeine Manieren haben etwas Stolzes, das nicht mißfaͤllt und ſeiner Figur wohl ſteht. Er zeichnete ſich von jeher durch Kenntniſſe, durch einen Eifer fuͤr Veraͤnderun- gen, und durch einen raſtloſen Ehrgeitz, den
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len muͤſſen, wenn er eine Leitung durch We-
nige anerkannt haͤtte.
Die Hauptrollen unter dieſen Wenigen hat-
ten Jgnatz Potocki, Piatoli, Kollon-
tay.
Jgnatz Potocki, aus einer der maͤch-
tigſten, weitlaͤuftigſten und reichſten Familien
entſproſſen, iſt ein Mann in den Dreyßigen.
Jn fruͤhern Jahren war er einer der ſchoͤnſten
Maͤnner in Polen, und in ſeinem Vaterlande,
wie Frankreich und Jtalien, unter dem Bey-
namen des Schoͤnen bekannt. Dieſer Bey-
name iſt ihm jetzt entzogen, da ſein Geſicht das
Jugendliche verloren, und ſein Wuchs eine ge-
gewiſſe Steifigkeit angenommen hat. Er traͤgt
ſich franzoͤſiſch, und iſt beſtaͤndig, in eben die-
ſem Geſchmacke, mit großer Sorgfalt friſiert.
Sein Gang und ſeine Manieren haben etwas
Stolzes, das nicht mißfaͤllt und ſeiner Figur
wohl ſteht. Er zeichnete ſich von jeher durch
Kenntniſſe, durch einen Eifer fuͤr Veraͤnderun-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/176>, abgerufen am 16.02.2025.
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