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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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verey begeben, theils, weil sie hier, wo die
Polizey sehr nachsichtig ist, nicht wie ander-
wärts nöthig haben, solch ein Weib als eine
Art von Rückenhalt zu wählen, um in der
bürgerlichen Gesellschaft geduldet zu werden.

Die vierte und fünfte Klasse dieser Mäd-
chen dienen als Ausschenkerinnen in den zahl-
reichen Bier- und Branntweinshäusern von
Warschau. Es sind gewisse Straßen, die ganz
oder zum Theil mit solchen Häusern besetzt
und deßhalb nicht minder übel berüchtigt sind,
als die Kanonier- und Bären-Straße in Ber-
lin, der Spitalberg in Wien, die Straße St-
Honore in Paris, die Chiaja in Neapel und
gewisse Winkel in Venedig. Dahin gehören
die Trompeter- Zabia- Swentojurska- und
Wallowa-Straße. Jn dem Erdgeschoß fast
aller Häuser der Trompeterstraße sind Schlupf-
winkel für den Soff und die Unzucht, und in
jedem derselben befinden sich drey bis vier weib-
liche Wesen, die sich den schmutzigen und
wilden Ausbrüchen derselben darleihen müssen.

verey begeben, theils, weil ſie hier, wo die
Polizey ſehr nachſichtig iſt, nicht wie ander-
waͤrts noͤthig haben, ſolch ein Weib als eine
Art von Ruͤckenhalt zu waͤhlen, um in der
buͤrgerlichen Geſellſchaft geduldet zu werden.

Die vierte und fuͤnfte Klaſſe dieſer Maͤd-
chen dienen als Ausſchenkerinnen in den zahl-
reichen Bier- und Branntweinshaͤuſern von
Warſchau. Es ſind gewiſſe Straßen, die ganz
oder zum Theil mit ſolchen Haͤuſern beſetzt
und deßhalb nicht minder uͤbel beruͤchtigt ſind,
als die Kanonier- und Baͤren-Straße in Ber-
lin, der Spitalberg in Wien, die Straße St-
Honoré in Paris, die Chiaja in Neapel und
gewiſſe Winkel in Venedig. Dahin gehoͤren
die Trompeter- Zabia- Swentojurska- und
Wallowa-Straße. Jn dem Erdgeſchoß faſt
aller Haͤuſer der Trompeterſtraße ſind Schlupf-
winkel fuͤr den Soff und die Unzucht, und in
jedem derſelben befinden ſich drey bis vier weib-
liche Weſen, die ſich den ſchmutzigen und
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[72/0082] verey begeben, theils, weil ſie hier, wo die Polizey ſehr nachſichtig iſt, nicht wie ander- waͤrts noͤthig haben, ſolch ein Weib als eine Art von Ruͤckenhalt zu waͤhlen, um in der buͤrgerlichen Geſellſchaft geduldet zu werden. Die vierte und fuͤnfte Klaſſe dieſer Maͤd- chen dienen als Ausſchenkerinnen in den zahl- reichen Bier- und Branntweinshaͤuſern von Warſchau. Es ſind gewiſſe Straßen, die ganz oder zum Theil mit ſolchen Haͤuſern beſetzt und deßhalb nicht minder uͤbel beruͤchtigt ſind, als die Kanonier- und Baͤren-Straße in Ber- lin, der Spitalberg in Wien, die Straße St- Honoré in Paris, die Chiaja in Neapel und gewiſſe Winkel in Venedig. Dahin gehoͤren die Trompeter- Zabia- Swentojurska- und Wallowa-Straße. Jn dem Erdgeſchoß faſt aller Haͤuſer der Trompeterſtraße ſind Schlupf- winkel fuͤr den Soff und die Unzucht, und in jedem derſelben befinden ſich drey bis vier weib- liche Weſen, die ſich den ſchmutzigen und wilden Ausbruͤchen derſelben darleihen muͤſſen.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/82>, abgerufen am 24.11.2024.