Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.Jst ein Mädchen oder ein Weib auf diesen Jſt ein Maͤdchen oder ein Weib auf dieſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0070" n="60"/> <p>Jſt ein Maͤdchen oder ein Weib auf dieſen<lb/> Fuß geſetzt, ſo ſieht man ſie in ihrem neuen<lb/> Glanze auf allen Straßen und Spatziergaͤn-<lb/> gen, an allen oͤffentlichen Orten, bey allen<lb/> Schauſpielen, und ſie macht ſich, durch ihre<lb/> kindiſche Freude, ſo laͤcherlich, als es in der<lb/> Natur der Sache liegt. Da ſie, um ganz<lb/> gluͤcklich zu ſeyn, weibliche Bekanntſchaften<lb/> braucht, um ihre Herrlichkeiten ihnen zu zei-<lb/> gen und ſie vor Neid außer ſich zu ſetzen; da<lb/> ſie aber dazu nur Jhresgleichen finden kann:<lb/> ſo ſieht man oft in Warſchau dieſer Geſchoͤpfe<lb/> zu halben Dutzenden bey einander, wie ſie,<lb/> mit ihrem ganzen Reichthum uͤberladen, in<lb/> das Theater, auf das Land, in die Koncerte,<lb/> auf die Redouten fahren und ihren Uebermuth<lb/> und ihre Schande zur Schau tragen. Ge-<lb/> woͤhnlich geſtatten oder geben ihre Unterhalter<lb/> ihnen gewiſſe Leute zu Geſellſchaftern, die ſie<lb/> fuͤr ungefaͤhrlich halten, und die ſie ſelbſt ent-<lb/> weder, oder ihre Maͤdchen, unter ihren Be-<lb/> kannten ausſuchen. Dieſe eſſen, trinken, fah-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
Jſt ein Maͤdchen oder ein Weib auf dieſen
Fuß geſetzt, ſo ſieht man ſie in ihrem neuen
Glanze auf allen Straßen und Spatziergaͤn-
gen, an allen oͤffentlichen Orten, bey allen
Schauſpielen, und ſie macht ſich, durch ihre
kindiſche Freude, ſo laͤcherlich, als es in der
Natur der Sache liegt. Da ſie, um ganz
gluͤcklich zu ſeyn, weibliche Bekanntſchaften
braucht, um ihre Herrlichkeiten ihnen zu zei-
gen und ſie vor Neid außer ſich zu ſetzen; da
ſie aber dazu nur Jhresgleichen finden kann:
ſo ſieht man oft in Warſchau dieſer Geſchoͤpfe
zu halben Dutzenden bey einander, wie ſie,
mit ihrem ganzen Reichthum uͤberladen, in
das Theater, auf das Land, in die Koncerte,
auf die Redouten fahren und ihren Uebermuth
und ihre Schande zur Schau tragen. Ge-
woͤhnlich geſtatten oder geben ihre Unterhalter
ihnen gewiſſe Leute zu Geſellſchaftern, die ſie
fuͤr ungefaͤhrlich halten, und die ſie ſelbſt ent-
weder, oder ihre Maͤdchen, unter ihren Be-
kannten ausſuchen. Dieſe eſſen, trinken, fah-
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