Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

von Speisewirth, der viel Zuspruch hat. Es
ist ein Krebsmäster. Er hat in mehreren
Behältern seine Thiere in der Mast, verbirgt
aber die Mastungsart selbst als ein Geheim-
niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde,
daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er sei-
nen Gästen mit dem Anblicke der Aezung die
Eßlust nicht verderben will.

Es ist wahr, er bringt die Krebse zu einer
ungewöhnlichen Größe und Fülle. Die be-
rühmten Oderkrebse kommen ihnen in beyden
nicht gleich, noch weniger im Geschmacke.
Die Art, sie zuzubereiten, hat auch etwas be-
sonderes, und ist mithin auch ein Geheimniß.
Man würde vielleicht nicht glauben, daß man
bey diesem Mann Dukaten verzehren könne,
wenn man nicht schon durch mehrere Winke
benachrichtigt worden wäre, daß in Warschau
alles vornehm und theuer ist. Zudem sind
Burgunder, Champagner und alter Unger die
einzigen Weine, die man mit Anstand dazu
trinken kann, da das Gericht Krebse selbst nur

von Speiſewirth, der viel Zuſpruch hat. Es
iſt ein Krebsmaͤſter. Er hat in mehreren
Behaͤltern ſeine Thiere in der Maſt, verbirgt
aber die Maſtungsart ſelbſt als ein Geheim-
niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde,
daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er ſei-
nen Gaͤſten mit dem Anblicke der Aezung die
Eßluſt nicht verderben will.

Es iſt wahr, er bringt die Krebſe zu einer
ungewoͤhnlichen Groͤße und Fuͤlle. Die be-
ruͤhmten Oderkrebſe kommen ihnen in beyden
nicht gleich, noch weniger im Geſchmacke.
Die Art, ſie zuzubereiten, hat auch etwas be-
ſonderes, und iſt mithin auch ein Geheimniß.
Man wuͤrde vielleicht nicht glauben, daß man
bey dieſem Mann Dukaten verzehren koͤnne,
wenn man nicht ſchon durch mehrere Winke
benachrichtigt worden waͤre, daß in Warſchau
alles vornehm und theuer iſt. Zudem ſind
Burgunder, Champagner und alter Unger die
einzigen Weine, die man mit Anſtand dazu
trinken kann, da das Gericht Krebſe ſelbſt nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="43"/>
von Spei&#x017F;ewirth, der viel Zu&#x017F;pruch hat. Es<lb/>
i&#x017F;t ein <hi rendition="#g">Krebsma&#x0364;&#x017F;ter</hi>. Er hat in mehreren<lb/>
Beha&#x0364;ltern &#x017F;eine Thiere in der Ma&#x017F;t, verbirgt<lb/>
aber die Ma&#x017F;tungsart &#x017F;elb&#x017F;t als ein Geheim-<lb/>
niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde,<lb/>
daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er &#x017F;ei-<lb/>
nen Ga&#x0364;&#x017F;ten mit dem Anblicke der Aezung die<lb/>
Eßlu&#x017F;t nicht verderben will.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t wahr, er bringt die Kreb&#x017F;e zu einer<lb/>
ungewo&#x0364;hnlichen Gro&#x0364;ße und Fu&#x0364;lle. Die be-<lb/>
ru&#x0364;hmten Oderkreb&#x017F;e kommen ihnen in beyden<lb/>
nicht gleich, noch weniger im Ge&#x017F;chmacke.<lb/>
Die Art, &#x017F;ie zuzubereiten, hat auch etwas be-<lb/>
&#x017F;onderes, und i&#x017F;t mithin auch ein Geheimniß.<lb/>
Man wu&#x0364;rde vielleicht nicht glauben, daß man<lb/>
bey die&#x017F;em Mann Dukaten verzehren ko&#x0364;nne,<lb/>
wenn man nicht &#x017F;chon durch mehrere Winke<lb/>
benachrichtigt worden wa&#x0364;re, daß in War&#x017F;chau<lb/>
alles vornehm und theuer i&#x017F;t. Zudem &#x017F;ind<lb/>
Burgunder, Champagner und alter Unger die<lb/>
einzigen Weine, die man mit An&#x017F;tand dazu<lb/>
trinken kann, da das Gericht Kreb&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t nur<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0053] von Speiſewirth, der viel Zuſpruch hat. Es iſt ein Krebsmaͤſter. Er hat in mehreren Behaͤltern ſeine Thiere in der Maſt, verbirgt aber die Maſtungsart ſelbſt als ein Geheim- niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde, daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er ſei- nen Gaͤſten mit dem Anblicke der Aezung die Eßluſt nicht verderben will. Es iſt wahr, er bringt die Krebſe zu einer ungewoͤhnlichen Groͤße und Fuͤlle. Die be- ruͤhmten Oderkrebſe kommen ihnen in beyden nicht gleich, noch weniger im Geſchmacke. Die Art, ſie zuzubereiten, hat auch etwas be- ſonderes, und iſt mithin auch ein Geheimniß. Man wuͤrde vielleicht nicht glauben, daß man bey dieſem Mann Dukaten verzehren koͤnne, wenn man nicht ſchon durch mehrere Winke benachrichtigt worden waͤre, daß in Warſchau alles vornehm und theuer iſt. Zudem ſind Burgunder, Champagner und alter Unger die einzigen Weine, die man mit Anſtand dazu trinken kann, da das Gericht Krebſe ſelbſt nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/53
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/53>, abgerufen am 07.05.2024.