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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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unter den höheren Klassen, Schönes besaß,
glänzte damals durch Natur und Kunst reich-
lich ausgestattet, in dem Raume jener Kirche
und that, mit der Feyerlichkeit des Tages und
allen übrigen dazu gemachten Anstalten ver-
bunden, eine unbeschreiblich reitzende Wirkung.

Jndessen scheint mir der Geschmack der pol-
nischen Weiber und ihre Kunst sich zu kleiden,
besonders im Halbanzuge unerreichbar zu seyn.
Die natürliche Grazie, die in ihrem Wesen
herrscht, behält ein freyeres Spiel in demsel-
ben; und die Zartheit und Luftigkeit der Zeuge,
die sie dazu wählen, machen ihren, meist schlan-
ken, höchst bewegsamen Wuchs, wie durchsich-
tig, und geben dem Auge das feinste Spiel
aller Umrisse an, die sie durch sehr malerische
Stellungen und Bewegungen im Gange, bey
Verneigungen und Gesprächen, in beständiger
Regsamkeit zu erhalten wissen. Jhr Triumph
sind die Ballanzüge, bey denen sie sich weder
durch eingeführte Mode, noch durch zu ängst-
liche Decenz, sondern bloß von ihrem Ge-

unter den hoͤheren Klaſſen, Schoͤnes beſaß,
glaͤnzte damals durch Natur und Kunſt reich-
lich ausgeſtattet, in dem Raume jener Kirche
und that, mit der Feyerlichkeit des Tages und
allen uͤbrigen dazu gemachten Anſtalten ver-
bunden, eine unbeſchreiblich reitzende Wirkung.

Jndeſſen ſcheint mir der Geſchmack der pol-
niſchen Weiber und ihre Kunſt ſich zu kleiden,
beſonders im Halbanzuge unerreichbar zu ſeyn.
Die natuͤrliche Grazie, die in ihrem Weſen
herrſcht, behaͤlt ein freyeres Spiel in demſel-
ben; und die Zartheit und Luftigkeit der Zeuge,
die ſie dazu waͤhlen, machen ihren, meiſt ſchlan-
ken, hoͤchſt bewegſamen Wuchs, wie durchſich-
tig, und geben dem Auge das feinſte Spiel
aller Umriſſe an, die ſie durch ſehr maleriſche
Stellungen und Bewegungen im Gange, bey
Verneigungen und Geſpraͤchen, in beſtaͤndiger
Regſamkeit zu erhalten wiſſen. Jhr Triumph
ſind die Ballanzuͤge, bey denen ſie ſich weder
durch eingefuͤhrte Mode, noch durch zu aͤngſt-
liche Decenz, ſondern bloß von ihrem Ge-

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[198/0208] unter den hoͤheren Klaſſen, Schoͤnes beſaß, glaͤnzte damals durch Natur und Kunſt reich- lich ausgeſtattet, in dem Raume jener Kirche und that, mit der Feyerlichkeit des Tages und allen uͤbrigen dazu gemachten Anſtalten ver- bunden, eine unbeſchreiblich reitzende Wirkung. Jndeſſen ſcheint mir der Geſchmack der pol- niſchen Weiber und ihre Kunſt ſich zu kleiden, beſonders im Halbanzuge unerreichbar zu ſeyn. Die natuͤrliche Grazie, die in ihrem Weſen herrſcht, behaͤlt ein freyeres Spiel in demſel- ben; und die Zartheit und Luftigkeit der Zeuge, die ſie dazu waͤhlen, machen ihren, meiſt ſchlan- ken, hoͤchſt bewegſamen Wuchs, wie durchſich- tig, und geben dem Auge das feinſte Spiel aller Umriſſe an, die ſie durch ſehr maleriſche Stellungen und Bewegungen im Gange, bey Verneigungen und Geſpraͤchen, in beſtaͤndiger Regſamkeit zu erhalten wiſſen. Jhr Triumph ſind die Ballanzuͤge, bey denen ſie ſich weder durch eingefuͤhrte Mode, noch durch zu aͤngſt- liche Decenz, ſondern bloß von ihrem Ge-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/208>, abgerufen am 25.11.2024.