Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbereitungen nöthig, wenn man einen be-
trächtlichen Bau unternehmen will. Steine,
Kalk und Holz müssen, lange vorher, aus der
Nähe und Ferne zusammen gefahren, die
Baumeister oft aus der Fremde verschrieben,
und die Handwerker durch Verträge und Vor-
schüsse in den Stand gesetzt werden, sich mit
Gesellen zu versehen. Was man an Werk-
stücken zu Treppen, zu Fenster-Verzierungen,
zu Gesimsen etc. braucht, muß man auswärts
bestellen, und, bearbeitet oder roh, weit her
anfahren lassen; und zu Handlangern muß
man zum Theil Weiber und Kinder anneh-
men, um nur Aerme zu haben, die zur Auf-
führung der nackten Mauern mitwirken hel-
fen. Stehen diese endlich, so erfordert der in-
nere Bau und Aufputz eine neue kostbare Zu-
rüstung, deren tausendfache Bestandtheile fast
sämmtlich, oft mit den Händen zugleich, die
sie einrichten und anordnen, aus der Fremde
gezogen werden müssen. Unter diesen Umstän-
den ist es vielleicht ein größeres Wunder, daß

Vorbereitungen noͤthig, wenn man einen be-
traͤchtlichen Bau unternehmen will. Steine,
Kalk und Holz muͤſſen, lange vorher, aus der
Naͤhe und Ferne zuſammen gefahren, die
Baumeiſter oft aus der Fremde verſchrieben,
und die Handwerker durch Vertraͤge und Vor-
ſchuͤſſe in den Stand geſetzt werden, ſich mit
Geſellen zu verſehen. Was man an Werk-
ſtuͤcken zu Treppen, zu Fenſter-Verzierungen,
zu Geſimſen ꝛc. braucht, muß man auswaͤrts
beſtellen, und, bearbeitet oder roh, weit her
anfahren laſſen; und zu Handlangern muß
man zum Theil Weiber und Kinder anneh-
men, um nur Aerme zu haben, die zur Auf-
fuͤhrung der nackten Mauern mitwirken hel-
fen. Stehen dieſe endlich, ſo erfordert der in-
nere Bau und Aufputz eine neue koſtbare Zu-
ruͤſtung, deren tauſendfache Beſtandtheile faſt
ſaͤmmtlich, oft mit den Haͤnden zugleich, die
ſie einrichten und anordnen, aus der Fremde
gezogen werden muͤſſen. Unter dieſen Umſtaͤn-
den iſt es vielleicht ein groͤßeres Wunder, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="105"/>
Vorbereitungen no&#x0364;thig, wenn man einen be-<lb/>
tra&#x0364;chtlichen Bau unternehmen will. Steine,<lb/>
Kalk und Holz mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, lange vorher, aus der<lb/>
Na&#x0364;he und Ferne zu&#x017F;ammen gefahren, die<lb/>
Baumei&#x017F;ter oft aus der Fremde ver&#x017F;chrieben,<lb/>
und die Handwerker durch Vertra&#x0364;ge und Vor-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in den Stand ge&#x017F;etzt werden, &#x017F;ich mit<lb/>
Ge&#x017F;ellen zu ver&#x017F;ehen. Was man an Werk-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cken zu Treppen, zu Fen&#x017F;ter-Verzierungen,<lb/>
zu Ge&#x017F;im&#x017F;en &#xA75B;c. braucht, muß man auswa&#x0364;rts<lb/>
be&#x017F;tellen, und, bearbeitet oder roh, weit her<lb/>
anfahren la&#x017F;&#x017F;en; und zu Handlangern muß<lb/>
man zum Theil Weiber und Kinder anneh-<lb/>
men, um nur Aerme zu haben, die zur Auf-<lb/>
fu&#x0364;hrung der nackten Mauern mitwirken hel-<lb/>
fen. Stehen die&#x017F;e endlich, &#x017F;o erfordert der in-<lb/>
nere Bau und Aufputz eine neue ko&#x017F;tbare Zu-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tung, deren tau&#x017F;endfache Be&#x017F;tandtheile fa&#x017F;t<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtlich, oft mit den Ha&#x0364;nden zugleich, die<lb/>
&#x017F;ie einrichten und anordnen, aus der Fremde<lb/>
gezogen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Unter die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den i&#x017F;t es vielleicht ein gro&#x0364;ßeres Wunder, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0115] Vorbereitungen noͤthig, wenn man einen be- traͤchtlichen Bau unternehmen will. Steine, Kalk und Holz muͤſſen, lange vorher, aus der Naͤhe und Ferne zuſammen gefahren, die Baumeiſter oft aus der Fremde verſchrieben, und die Handwerker durch Vertraͤge und Vor- ſchuͤſſe in den Stand geſetzt werden, ſich mit Geſellen zu verſehen. Was man an Werk- ſtuͤcken zu Treppen, zu Fenſter-Verzierungen, zu Geſimſen ꝛc. braucht, muß man auswaͤrts beſtellen, und, bearbeitet oder roh, weit her anfahren laſſen; und zu Handlangern muß man zum Theil Weiber und Kinder anneh- men, um nur Aerme zu haben, die zur Auf- fuͤhrung der nackten Mauern mitwirken hel- fen. Stehen dieſe endlich, ſo erfordert der in- nere Bau und Aufputz eine neue koſtbare Zu- ruͤſtung, deren tauſendfache Beſtandtheile faſt ſaͤmmtlich, oft mit den Haͤnden zugleich, die ſie einrichten und anordnen, aus der Fremde gezogen werden muͤſſen. Unter dieſen Umſtaͤn- den iſt es vielleicht ein groͤßeres Wunder, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/115
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/115>, abgerufen am 07.05.2024.