Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Wort nicht mehr von einem Landesstriche,
sondern nur von der Würde des Kastellans
gebraucht. Die Kastellane hatten volle Ge-
richtsbarkeit über ihre Bezirke, aber in spätern
Zeiten sind diese Kastellaney-Gerichte einge-
gangen, und die Starostey Gerichte,
(Grobgerichte, indicia castrensia) scheinen an
ihre Stelle getreten zu seyn. Dagegen haben
die Kastellane ihre ehemalige Senatorenwürde
beibehalten, denn sie waren mit unter den
Baronen begriffen, von denen die alten Schrift-
steller sagen, daß sie von den Fürsten zu Rathe
gezogen worden. Jn einer alten Urkunde ist
ihrer sogar vor den Woiwoden erwähnt. Jn
Gleichheit mit diesen können sie ebenfalls keine
Ministerstellen aus dem Senatorenstande be-
kleiden und zugleich Kastellane bleiben; sie
dürfen aber, wie diese, zugleich Befehlshaber
bei der Armee seyn. Die kronpolnischen Ka-
stellane, der von Krakau ausgenommen, kön-
nen in der Woiwodschaft, zu der sie gehören,
keine Starostey mit Gerichtsbarkeit inne haben;

Wort nicht mehr von einem Landesſtriche,
ſondern nur von der Wuͤrde des Kaſtellans
gebraucht. Die Kaſtellane hatten volle Ge-
richtsbarkeit uͤber ihre Bezirke, aber in ſpaͤtern
Zeiten ſind dieſe Kaſtellaney-Gerichte einge-
gangen, und die Staroſtey Gerichte,
(Grobgerichte, indicia castrensia) ſcheinen an
ihre Stelle getreten zu ſeyn. Dagegen haben
die Kaſtellane ihre ehemalige Senatorenwuͤrde
beibehalten, denn ſie waren mit unter den
Baronen begriffen, von denen die alten Schrift-
ſteller ſagen, daß ſie von den Fuͤrſten zu Rathe
gezogen worden. Jn einer alten Urkunde iſt
ihrer ſogar vor den Woiwoden erwaͤhnt. Jn
Gleichheit mit dieſen koͤnnen ſie ebenfalls keine
Miniſterſtellen aus dem Senatorenſtande be-
kleiden und zugleich Kaſtellane bleiben; ſie
duͤrfen aber, wie dieſe, zugleich Befehlshaber
bei der Armee ſeyn. Die kronpolniſchen Ka-
ſtellane, der von Krakau ausgenommen, koͤn-
nen in der Woiwodſchaft, zu der ſie gehoͤren,
keine Staroſtey mit Gerichtsbarkeit inne haben;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="46"/>
Wort nicht mehr von einem Landes&#x017F;triche,<lb/>
&#x017F;ondern nur von der Wu&#x0364;rde des Ka&#x017F;tellans<lb/>
gebraucht. Die Ka&#x017F;tellane hatten volle Ge-<lb/>
richtsbarkeit u&#x0364;ber ihre Bezirke, aber in &#x017F;pa&#x0364;tern<lb/>
Zeiten &#x017F;ind die&#x017F;e Ka&#x017F;tellaney-Gerichte einge-<lb/>
gangen, und die <hi rendition="#g">Staro&#x017F;tey Gerichte</hi>,<lb/>
(Grobgerichte, <hi rendition="#aq">indicia castrensia</hi>) &#x017F;cheinen an<lb/>
ihre Stelle getreten zu &#x017F;eyn. Dagegen haben<lb/>
die Ka&#x017F;tellane ihre ehemalige Senatorenwu&#x0364;rde<lb/>
beibehalten, denn &#x017F;ie waren mit unter den<lb/>
Baronen begriffen, von denen die alten Schrift-<lb/>
&#x017F;teller &#x017F;agen, daß &#x017F;ie von den Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu Rathe<lb/>
gezogen worden. Jn einer alten Urkunde i&#x017F;t<lb/>
ihrer &#x017F;ogar vor den Woiwoden erwa&#x0364;hnt. Jn<lb/>
Gleichheit mit die&#x017F;en ko&#x0364;nnen &#x017F;ie ebenfalls keine<lb/>
Mini&#x017F;ter&#x017F;tellen aus dem Senatoren&#x017F;tande be-<lb/>
kleiden und zugleich Ka&#x017F;tellane bleiben; &#x017F;ie<lb/>
du&#x0364;rfen aber, wie die&#x017F;e, zugleich Befehlshaber<lb/>
bei der Armee &#x017F;eyn. Die kronpolni&#x017F;chen Ka-<lb/>
&#x017F;tellane, der von Krakau ausgenommen, ko&#x0364;n-<lb/>
nen in der Woiwod&#x017F;chaft, zu der &#x017F;ie geho&#x0364;ren,<lb/>
keine Staro&#x017F;tey mit Gerichtsbarkeit inne haben;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0056] Wort nicht mehr von einem Landesſtriche, ſondern nur von der Wuͤrde des Kaſtellans gebraucht. Die Kaſtellane hatten volle Ge- richtsbarkeit uͤber ihre Bezirke, aber in ſpaͤtern Zeiten ſind dieſe Kaſtellaney-Gerichte einge- gangen, und die Staroſtey Gerichte, (Grobgerichte, indicia castrensia) ſcheinen an ihre Stelle getreten zu ſeyn. Dagegen haben die Kaſtellane ihre ehemalige Senatorenwuͤrde beibehalten, denn ſie waren mit unter den Baronen begriffen, von denen die alten Schrift- ſteller ſagen, daß ſie von den Fuͤrſten zu Rathe gezogen worden. Jn einer alten Urkunde iſt ihrer ſogar vor den Woiwoden erwaͤhnt. Jn Gleichheit mit dieſen koͤnnen ſie ebenfalls keine Miniſterſtellen aus dem Senatorenſtande be- kleiden und zugleich Kaſtellane bleiben; ſie duͤrfen aber, wie dieſe, zugleich Befehlshaber bei der Armee ſeyn. Die kronpolniſchen Ka- ſtellane, der von Krakau ausgenommen, koͤn- nen in der Woiwodſchaft, zu der ſie gehoͤren, keine Staroſtey mit Gerichtsbarkeit inne haben;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/56
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/56>, abgerufen am 28.04.2024.