der niedergeschriebene Beschluß des Reichs- tages wegen ihrer Aufnahme nicht genug: sie bekommen auch darüber ein eignes Patent aus der Kanzley. Die Kosten, die mit diesem ganzen Geschäfte verknüpft sind, steigen sehr hoch, weil die Stimmen auf den Landtagen und am Reichstage selbst, so wie die Arbeiten der Kanzley, nicht umsonst gegeben werden*). Dies ist der Hauptgrund, weßhalb das Jndi- genat in Polen so selten gesucht und verliehen wird, und weßhalb sich der polnische Adel mehr, als irgend ein anderer, von fremdem Blute rein erhalten hat.
Wenn diejenigen, die das Jndigenat er- halten, mit ihrem Arme oder Vermögen das Vaterland geschützt haben oder noch schützen, oder wenn sie von fremden, alten Familien stammen, so können sie sogleich Staatsämter bekleiden; andern Falls können nur erst ihre Urenkel zu den Ehrenstellen und Geschäften
*) Der Stempelbogen für das Jndigenatsdiplom kostet allein schon 3350 polnische Gulden.
der niedergeſchriebene Beſchluß des Reichs- tages wegen ihrer Aufnahme nicht genug: ſie bekommen auch daruͤber ein eignes Patent aus der Kanzley. Die Koſten, die mit dieſem ganzen Geſchaͤfte verknuͤpft ſind, ſteigen ſehr hoch, weil die Stimmen auf den Landtagen und am Reichstage ſelbſt, ſo wie die Arbeiten der Kanzley, nicht umſonſt gegeben werden*). Dies iſt der Hauptgrund, weßhalb das Jndi- genat in Polen ſo ſelten geſucht und verliehen wird, und weßhalb ſich der polniſche Adel mehr, als irgend ein anderer, von fremdem Blute rein erhalten hat.
Wenn diejenigen, die das Jndigenat er- halten, mit ihrem Arme oder Vermoͤgen das Vaterland geſchuͤtzt haben oder noch ſchuͤtzen, oder wenn ſie von fremden, alten Familien ſtammen, ſo koͤnnen ſie ſogleich Staatsaͤmter bekleiden; andern Falls koͤnnen nur erſt ihre Urenkel zu den Ehrenſtellen und Geſchaͤften
*) Der Stempelbogen fuͤr das Jndigenatsdiplom koſtet allein ſchon 3350 polniſche Gulden.
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der niedergeſchriebene Beſchluß des Reichs-
tages wegen ihrer Aufnahme nicht genug: ſie
bekommen auch daruͤber ein eignes Patent
aus der Kanzley. Die Koſten, die mit dieſem
ganzen Geſchaͤfte verknuͤpft ſind, ſteigen ſehr
hoch, weil die Stimmen auf den Landtagen
und am Reichstage ſelbſt, ſo wie die Arbeiten
der Kanzley, nicht umſonſt gegeben werden *).
Dies iſt der Hauptgrund, weßhalb das Jndi-
genat in Polen ſo ſelten geſucht und verliehen
wird, und weßhalb ſich der polniſche Adel
mehr, als irgend ein anderer, von fremdem
Blute rein erhalten hat.
Wenn diejenigen, die das Jndigenat er-
halten, mit ihrem Arme oder Vermoͤgen das
Vaterland geſchuͤtzt haben oder noch ſchuͤtzen,
oder wenn ſie von fremden, alten Familien
ſtammen, ſo koͤnnen ſie ſogleich Staatsaͤmter
bekleiden; andern Falls koͤnnen nur erſt ihre
Urenkel zu den Ehrenſtellen und Geſchaͤften
*) Der Stempelbogen fuͤr das
Jndigenatsdiplom koſtet
allein ſchon 3350 polniſche Gulden.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/31>, abgerufen am 23.07.2024.
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