Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Abgaben von diesen Gütern sind ge-
ringe, und können nur solche seyn, welche die
gesetzgebende Macht, deren Mitglied der Edel-
mann selbst ist, festgesetzt hat. Eben so ver-
hält es sich mit den Zöllen, von denen er
zwar nicht mehr ganz frei ist, die aber ver-
hältnißmäßig sehr geringe sind.

Seine persönliche Freiheit ist groß. Selbst
im Fall eines Kriminalverbrechens bleibt er
seiner Person so lange mächtig, bis er dessel-
ben gerichtlich überwiesen worden. Nur dann
kann er verhaftet werden, wenn man ihn auf
frischer That ertappt, z. B. bei Diebstählen,
Mordbrennereyen, geflissentlichen Todtschlägen,
Mädchen- und Weiberraube, Plünderungen
u. s. w. Am Leben kann er nur durch den
Reichstag gestraft werden, und es finden sich
in der polnischen Geschichte sehr wenig Bei-
spiele, daß das Todesurtheil über einen Edel-
mann ausgesprochen und wirklich vollzogen
worden wäre.

Die Abgaben von dieſen Guͤtern ſind ge-
ringe, und koͤnnen nur ſolche ſeyn, welche die
geſetzgebende Macht, deren Mitglied der Edel-
mann ſelbſt iſt, feſtgeſetzt hat. Eben ſo ver-
haͤlt es ſich mit den Zoͤllen, von denen er
zwar nicht mehr ganz frei iſt, die aber ver-
haͤltnißmaͤßig ſehr geringe ſind.

Seine perſoͤnliche Freiheit iſt groß. Selbſt
im Fall eines Kriminalverbrechens bleibt er
ſeiner Perſon ſo lange maͤchtig, bis er deſſel-
ben gerichtlich uͤberwieſen worden. Nur dann
kann er verhaftet werden, wenn man ihn auf
friſcher That ertappt, z. B. bei Diebſtaͤhlen,
Mordbrennereyen, gefliſſentlichen Todtſchlaͤgen,
Maͤdchen- und Weiberraube, Pluͤnderungen
u. ſ. w. Am Leben kann er nur durch den
Reichstag geſtraft werden, und es finden ſich
in der polniſchen Geſchichte ſehr wenig Bei-
ſpiele, daß das Todesurtheil uͤber einen Edel-
mann ausgeſprochen und wirklich vollzogen
worden waͤre.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0024" n="14"/>
        <p>Die Abgaben von die&#x017F;en Gu&#x0364;tern &#x017F;ind ge-<lb/>
ringe, und ko&#x0364;nnen nur &#x017F;olche &#x017F;eyn, welche die<lb/>
ge&#x017F;etzgebende Macht, deren Mitglied der Edel-<lb/>
mann &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t, fe&#x017F;tge&#x017F;etzt hat. Eben &#x017F;o ver-<lb/>
ha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit den Zo&#x0364;llen, von denen er<lb/>
zwar nicht mehr ganz frei i&#x017F;t, die aber ver-<lb/>
ha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig &#x017F;ehr geringe &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Seine per&#x017F;o&#x0364;nliche Freiheit i&#x017F;t groß. Selb&#x017F;t<lb/>
im Fall eines Kriminalverbrechens bleibt er<lb/>
&#x017F;einer Per&#x017F;on &#x017F;o lange ma&#x0364;chtig, bis er de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben gerichtlich u&#x0364;berwie&#x017F;en worden. Nur dann<lb/>
kann er verhaftet werden, wenn man ihn auf<lb/>
fri&#x017F;cher That ertappt, z. B. bei Dieb&#x017F;ta&#x0364;hlen,<lb/>
Mordbrennereyen, gefli&#x017F;&#x017F;entlichen Todt&#x017F;chla&#x0364;gen,<lb/>
Ma&#x0364;dchen- und Weiberraube, Plu&#x0364;nderungen<lb/>
u. &#x017F;. w. Am Leben kann er nur durch den<lb/>
Reichstag ge&#x017F;traft werden, und es finden &#x017F;ich<lb/>
in der polni&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte &#x017F;ehr wenig Bei-<lb/>
&#x017F;piele, daß das Todesurtheil u&#x0364;ber einen Edel-<lb/>
mann ausge&#x017F;prochen und wirklich vollzogen<lb/>
worden wa&#x0364;re.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0024] Die Abgaben von dieſen Guͤtern ſind ge- ringe, und koͤnnen nur ſolche ſeyn, welche die geſetzgebende Macht, deren Mitglied der Edel- mann ſelbſt iſt, feſtgeſetzt hat. Eben ſo ver- haͤlt es ſich mit den Zoͤllen, von denen er zwar nicht mehr ganz frei iſt, die aber ver- haͤltnißmaͤßig ſehr geringe ſind. Seine perſoͤnliche Freiheit iſt groß. Selbſt im Fall eines Kriminalverbrechens bleibt er ſeiner Perſon ſo lange maͤchtig, bis er deſſel- ben gerichtlich uͤberwieſen worden. Nur dann kann er verhaftet werden, wenn man ihn auf friſcher That ertappt, z. B. bei Diebſtaͤhlen, Mordbrennereyen, gefliſſentlichen Todtſchlaͤgen, Maͤdchen- und Weiberraube, Pluͤnderungen u. ſ. w. Am Leben kann er nur durch den Reichstag geſtraft werden, und es finden ſich in der polniſchen Geſchichte ſehr wenig Bei- ſpiele, daß das Todesurtheil uͤber einen Edel- mann ausgeſprochen und wirklich vollzogen worden waͤre.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/24
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/24>, abgerufen am 26.04.2024.