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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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zu beklagen haben, so ist es über den Um-
stand, daß die Polen, mit denen sie in Kon-
versation begriffen sind, unter einander pol-
nisch das Gespräch weiter führen, wenn sie
auch die Sprache des Fremden wissen; und
daß sie eben so oft, wenn z. B. der ganze
Cirkel französisch versteht, den Jtaliener, den
Deutschen, den Spanier, in seiner Mutter-
sprache anreden, ihn durch diesen ihm lieben
Ton verleiten, eben so zu antworten und da-
durch das Gespräch wie zerhacken und für
Andre unverständlich machen, die nicht alle
diese Sprachen verstehen.

Man ist, im Ganzen genommen, hier
sehr höflich gegen einander, aber nicht auf
eine gezierte und pedantische Art, und meist
nur immer in den ersten Augenblicken der An-
rede und den letzten des Abschiedes, besonders
aber gegen Leute, die man braucht, oder
einmal zu brauchen denkt. Andre, die man
nicht braucht, behandelt man mit der Ach-

zu beklagen haben, ſo iſt es uͤber den Um-
ſtand, daß die Polen, mit denen ſie in Kon-
verſation begriffen ſind, unter einander pol-
niſch das Geſpraͤch weiter fuͤhren, wenn ſie
auch die Sprache des Fremden wiſſen; und
daß ſie eben ſo oft, wenn z. B. der ganze
Cirkel franzoͤſiſch verſteht, den Jtaliener, den
Deutſchen, den Spanier, in ſeiner Mutter-
ſprache anreden, ihn durch dieſen ihm lieben
Ton verleiten, eben ſo zu antworten und da-
durch das Geſpraͤch wie zerhacken und fuͤr
Andre unverſtaͤndlich machen, die nicht alle
dieſe Sprachen verſtehen.

Man iſt, im Ganzen genommen, hier
ſehr hoͤflich gegen einander, aber nicht auf
eine gezierte und pedantiſche Art, und meiſt
nur immer in den erſten Augenblicken der An-
rede und den letzten des Abſchiedes, beſonders
aber gegen Leute, die man braucht, oder
einmal zu brauchen denkt. Andre, die man
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[202/0212] zu beklagen haben, ſo iſt es uͤber den Um- ſtand, daß die Polen, mit denen ſie in Kon- verſation begriffen ſind, unter einander pol- niſch das Geſpraͤch weiter fuͤhren, wenn ſie auch die Sprache des Fremden wiſſen; und daß ſie eben ſo oft, wenn z. B. der ganze Cirkel franzoͤſiſch verſteht, den Jtaliener, den Deutſchen, den Spanier, in ſeiner Mutter- ſprache anreden, ihn durch dieſen ihm lieben Ton verleiten, eben ſo zu antworten und da- durch das Geſpraͤch wie zerhacken und fuͤr Andre unverſtaͤndlich machen, die nicht alle dieſe Sprachen verſtehen. Man iſt, im Ganzen genommen, hier ſehr hoͤflich gegen einander, aber nicht auf eine gezierte und pedantiſche Art, und meiſt nur immer in den erſten Augenblicken der An- rede und den letzten des Abſchiedes, beſonders aber gegen Leute, die man braucht, oder einmal zu brauchen denkt. Andre, die man nicht braucht, behandelt man mit der Ach-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/212>, abgerufen am 03.05.2024.