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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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An dem masurischen Tanze, wie er in
Warschau gegeben wird, habe ich übrigens
nur dieß ausz;usetzen, daß man ihn mit Fi-
guren überladet, und daß er mithin zu lange
dauert, als daß Tänzer und Tänzerinnen die
dazu nöthige Frischigkeit bis ans Ende unter-
halten könnten.

Jn der Menuet und im Englischen Tanze
zeichnen sich die warschauer Tänzer nicht aus,
weil sie beyde nicht lieben; aber die wunder-
lichen Karrikaturen des Kosakischen geben sie
mit großer Leichtigkeit und Verwegenheit an.
Am liebsten habe ich ihn von Kindern tanzen
sehen. Diese werden überhaupt sehr früh im
Tanze unterrichtet. Von den Kinderbällen,
die für diese, meist immer reizenden Kreatu-
ren, entscheidend werden, spreche ich weiter
unten an einem paßlichern Orte.

Galanterie und Spiel, beyde auf einen
sehr hohen Grad getrieben, sind zwey andere

An dem maſuriſchen Tanze, wie er in
Warſchau gegeben wird, habe ich uͤbrigens
nur dieß ausz;uſetzen, daß man ihn mit Fi-
guren uͤberladet, und daß er mithin zu lange
dauert, als daß Taͤnzer und Taͤnzerinnen die
dazu noͤthige Friſchigkeit bis ans Ende unter-
halten koͤnnten.

Jn der Menuet und im Engliſchen Tanze
zeichnen ſich die warſchauer Taͤnzer nicht auſ,
weil ſie beyde nicht lieben; aber die wunder-
lichen Karrikaturen des Koſakiſchen geben ſie
mit großer Leichtigkeit und Verwegenheit an.
Am liebſten habe ich ihn von Kindern tanzen
ſehen. Dieſe werden uͤberhaupt ſehr fruͤh im
Tanze unterrichtet. Von den Kinderbaͤllen,
die fuͤr dieſe, meiſt immer reizenden Kreatu-
ren, entſcheidend werden, ſpreche ich weiter
unten an einem paßlichern Orte.

Galanterie und Spiel, beyde auf einen
ſehr hohen Grad getrieben, ſind zwey andere

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[199/0209] An dem maſuriſchen Tanze, wie er in Warſchau gegeben wird, habe ich uͤbrigens nur dieß ausz;uſetzen, daß man ihn mit Fi- guren uͤberladet, und daß er mithin zu lange dauert, als daß Taͤnzer und Taͤnzerinnen die dazu noͤthige Friſchigkeit bis ans Ende unter- halten koͤnnten. Jn der Menuet und im Engliſchen Tanze zeichnen ſich die warſchauer Taͤnzer nicht auſ, weil ſie beyde nicht lieben; aber die wunder- lichen Karrikaturen des Koſakiſchen geben ſie mit großer Leichtigkeit und Verwegenheit an. Am liebſten habe ich ihn von Kindern tanzen ſehen. Dieſe werden uͤberhaupt ſehr fruͤh im Tanze unterrichtet. Von den Kinderbaͤllen, die fuͤr dieſe, meiſt immer reizenden Kreatu- ren, entſcheidend werden, ſpreche ich weiter unten an einem paßlichern Orte. Galanterie und Spiel, beyde auf einen ſehr hohen Grad getrieben, ſind zwey andere

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/209>, abgerufen am 03.05.2024.