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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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Julie Potocki, die Gemalin des oben erwähn-
ten Johann Pokocki.

Prinz Joseph ist eine der vollkommensten
männlichen Figuren, die man sehen kann.
Sein Fuß, wie sein ganzes Bein, ist sein
und voll, ganz ohne Tadel, und das lange
Beinkleid schließt sich, ohne Grube und Fält-
chen in einem Guß, daran. Die Kurtka legt
sich eng an seinen feinen, geschweiften Wuchs,
ruhet mit den Schößen auf zwey vollen Hüf-
ten, und ist über einer gewölbten Brust fest
zugeknöpft. Seine Züge haben viel männlichen
Ausdruck, und ein paar große schwarze Au-
gen verbreiteten ein Feuer über sie, das, die
letzte Zeit, mehr für den Krieg, als für die
Liebe zu brennen schien.

Julie Potocki war die Grazie selbst.
Wenn ihr kleiner, netter Fuß den rundli-
chen, elastischen Körper, in der Masurka,
schwebend umhertrug, und kaum die Erde zu

Julie Potocki, die Gemalin des oben erwaͤhn-
ten Johann Pokocki.

Prinz Joſeph iſt eine der vollkommenſten
maͤnnlichen Figuren, die man ſehen kann.
Sein Fuß, wie ſein ganzes Bein, iſt ſein
und voll, ganz ohne Tadel, und das lange
Beinkleid ſchließt ſich, ohne Grube und Faͤlt-
chen in einem Guß, daran. Die Kurtka legt
ſich eng an ſeinen feinen, geſchweiften Wuchſ,
ruhet mit den Schoͤßen auf zwey vollen Huͤf-
ten, und iſt uͤber einer gewoͤlbten Bruſt feſt
zugeknoͤpft. Seine Zuͤge haben viel maͤnnlichen
Auſdruck, und ein paar große ſchwarze Au-
gen verbreiteten ein Feuer uͤber ſie, daſ, die
letzte Zeit, mehr fuͤr den Krieg, als fuͤr die
Liebe zu brennen ſchien.

Julie Potocki war die Grazie ſelbſt.
Wenn ihr kleiner, netter Fuß den rundli-
chen, elaſtiſchen Koͤrper, in der Maſurka,
ſchwebend umhertrug, und kaum die Erde zu

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[197/0207] Julie Potocki, die Gemalin des oben erwaͤhn- ten Johann Pokocki. Prinz Joſeph iſt eine der vollkommenſten maͤnnlichen Figuren, die man ſehen kann. Sein Fuß, wie ſein ganzes Bein, iſt ſein und voll, ganz ohne Tadel, und das lange Beinkleid ſchließt ſich, ohne Grube und Faͤlt- chen in einem Guß, daran. Die Kurtka legt ſich eng an ſeinen feinen, geſchweiften Wuchſ, ruhet mit den Schoͤßen auf zwey vollen Huͤf- ten, und iſt uͤber einer gewoͤlbten Bruſt feſt zugeknoͤpft. Seine Zuͤge haben viel maͤnnlichen Auſdruck, und ein paar große ſchwarze Au- gen verbreiteten ein Feuer uͤber ſie, daſ, die letzte Zeit, mehr fuͤr den Krieg, als fuͤr die Liebe zu brennen ſchien. Julie Potocki war die Grazie ſelbſt. Wenn ihr kleiner, netter Fuß den rundli- chen, elaſtiſchen Koͤrper, in der Maſurka, ſchwebend umhertrug, und kaum die Erde zu

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/207>, abgerufen am 24.11.2024.