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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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beyden Nalionaltänze, die Polonoise und die
Masurka, aus, beyde ihrer Natur nach ganz
entgegengesetzt, aber beyde der höchsten Aus-
bildung durch Kunst und körperlichen Bau fä-
hig. Die Polonaise ist der Triumph schön
gewachsener Personen, die Feinheit in ihre
Bewegungen, Adel in ihren Anstand, Festig-
keit und Geschmeidigkeit in ihren Gang zu le-
gen, und ihre Züge mit Frohsinn und dem
feinsten Ausd;rucke geselliger Achtuug zu bele-
ben wissen. Diese Bedingungen sind nicht er-
dacht, sondern wirklich von dem Beyspiele
der besten Polonaisen-Tänzer, die ich gese-
hen habe, abgezogen. Noch eine möchte ich
hinzufügen, die, daß dieser Tanz nie an-
ders, als in der langen, völligen National-
tracht von den Männern, und in der leich-
ten, schwebenden, von der Luft getragenen,
Taralatka, von den Weibern getanzt würde.
Das kurze französische Kleid paßt eben so we-
nig zu dem langsamen, prächtigen Charakter
des Tanzes, als das knappe, nach der Sou-

N 2

beyden Nalionaltaͤnze, die Polonoiſe und die
Maſurka, auſ, beyde ihrer Natur nach ganz
entgegengeſetzt, aber beyde der hoͤchſten Auſ-
bildung durch Kunſt und koͤrperlichen Bau faͤ-
hig. Die Polonaiſe iſt der Triumph ſchoͤn
gewachſener Perſonen, die Feinheit in ihre
Bewegungen, Adel in ihren Anſtand, Feſtig-
keit und Geſchmeidigkeit in ihren Gang zu le-
gen, und ihre Zuͤge mit Frohſinn und dem
feinſten Ausd;rucke geſelliger Achtuug zu bele-
ben wiſſen. Dieſe Bedingungen ſind nicht er-
dacht, ſondern wirklich von dem Beyſpiele
der beſten Polonaiſen-Taͤnzer, die ich geſe-
hen habe, abgezogen. Noch eine moͤchte ich
hinzufuͤgen, die, daß dieſer Tanz nie an-
derſ, als in der langen, voͤlligen National-
tracht von den Maͤnnern, und in der leich-
ten, ſchwebenden, von der Luft getragenen,
Taralatka, von den Weibern getanzt wuͤrde.
Das kurze franzoͤſiſche Kleid paßt eben ſo we-
nig zu dem langſamen, praͤchtigen Charakter
des Tanzeſ, als das knappe, nach der Sou-

N 2
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[195/0205] beyden Nalionaltaͤnze, die Polonoiſe und die Maſurka, auſ, beyde ihrer Natur nach ganz entgegengeſetzt, aber beyde der hoͤchſten Auſ- bildung durch Kunſt und koͤrperlichen Bau faͤ- hig. Die Polonaiſe iſt der Triumph ſchoͤn gewachſener Perſonen, die Feinheit in ihre Bewegungen, Adel in ihren Anſtand, Feſtig- keit und Geſchmeidigkeit in ihren Gang zu le- gen, und ihre Zuͤge mit Frohſinn und dem feinſten Ausd;rucke geſelliger Achtuug zu bele- ben wiſſen. Dieſe Bedingungen ſind nicht er- dacht, ſondern wirklich von dem Beyſpiele der beſten Polonaiſen-Taͤnzer, die ich geſe- hen habe, abgezogen. Noch eine moͤchte ich hinzufuͤgen, die, daß dieſer Tanz nie an- derſ, als in der langen, voͤlligen National- tracht von den Maͤnnern, und in der leich- ten, ſchwebenden, von der Luft getragenen, Taralatka, von den Weibern getanzt wuͤrde. Das kurze franzoͤſiſche Kleid paßt eben ſo we- nig zu dem langſamen, praͤchtigen Charakter des Tanzeſ, als das knappe, nach der Sou- N 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/205>, abgerufen am 21.11.2024.