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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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schaft, sondern zu seinem eigenen Genuß und
Vortheile.

Die großen maskirten Bälle, die man
während des Karnevals zu geben pflegte, ka-
men den erwähnten Festen sehr nahe und
waren oft, der Personenzahl nach, ungleich
stärker. Gewöhnlich ging eine Abendtafel von
neunzig bis hundert und zwanzig Gedecken
voran, und nach derselben wurden die Masken
eingelassen. Für solche Bälle, wie für jene
Feste, wurden zwar Billets ausgetheilt, aber
aus keiner andern Ursache, als weil doch der
Raum nur eine gewisse Anzahl Gäste fassen
konnte. An Knickerey, oder Ausschließung
mancher Stände oder Personen, wurde nicht
dabei gedacht. Die Kosten solcher Gesellschaf-
ten stiegen von fünfhundert bis auf zweitau-
send Dukaten. Daß diese Angabe nicht zu
hoch sey, kann man nach dem einzigen Um-
stande berechnen, daß selbst in den einfachsten
nichts als Champagner und Burgunder zum
Getränk gegeben wird.

ſchaft, ſondern zu ſeinem eigenen Genuß und
Vortheile.

Die großen maskirten Baͤlle, die man
waͤhrend des Karnevals zu geben pflegte, ka-
men den erwaͤhnten Feſten ſehr nahe und
waren oft, der Perſonenzahl nach, ungleich
ſtaͤrker. Gewoͤhnlich ging eine Abendtafel von
neunzig bis hundert und zwanzig Gedecken
voran, und nach derſelben wurden die Masken
eingelaſſen. Fuͤr ſolche Baͤlle, wie fuͤr jene
Feſte, wurden zwar Billets ausgetheilt, aber
aus keiner andern Urſache, als weil doch der
Raum nur eine gewiſſe Anzahl Gaͤſte faſſen
konnte. An Knickerey, oder Ausſchließung
mancher Staͤnde oder Perſonen, wurde nicht
dabei gedacht. Die Koſten ſolcher Geſellſchaf-
ten ſtiegen von fuͤnfhundert bis auf zweitau-
ſend Dukaten. Daß dieſe Angabe nicht zu
hoch ſey, kann man nach dem einzigen Um-
ſtande berechnen, daß ſelbſt in den einfachſten
nichts als Champagner und Burgunder zum
Getraͤnk gegeben wird.

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[188/0198] ſchaft, ſondern zu ſeinem eigenen Genuß und Vortheile. Die großen maskirten Baͤlle, die man waͤhrend des Karnevals zu geben pflegte, ka- men den erwaͤhnten Feſten ſehr nahe und waren oft, der Perſonenzahl nach, ungleich ſtaͤrker. Gewoͤhnlich ging eine Abendtafel von neunzig bis hundert und zwanzig Gedecken voran, und nach derſelben wurden die Masken eingelaſſen. Fuͤr ſolche Baͤlle, wie fuͤr jene Feſte, wurden zwar Billets ausgetheilt, aber aus keiner andern Urſache, als weil doch der Raum nur eine gewiſſe Anzahl Gaͤſte faſſen konnte. An Knickerey, oder Ausſchließung mancher Staͤnde oder Perſonen, wurde nicht dabei gedacht. Die Koſten ſolcher Geſellſchaf- ten ſtiegen von fuͤnfhundert bis auf zweitau- ſend Dukaten. Daß dieſe Angabe nicht zu hoch ſey, kann man nach dem einzigen Um- ſtande berechnen, daß ſelbſt in den einfachſten nichts als Champagner und Burgunder zum Getraͤnk gegeben wird.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/198>, abgerufen am 02.05.2024.