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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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war und warum er nicht da war; und es er-
weckte z. B. schon vielen die peinlichste Be-
sorgniß, als unser Minister Bulgakow bei
keinem der zahlreich besuchten Feste, die wegen
der Einführung der neuen Konstitution und
bei ihrer Jahresfeyer gegeben wurden, zuge-
gen war; so wie er selbst, bei den Festen, die
er veranstaltete, an den Ausgebliebenen eben
so viel Gegner unseres Systems leicht er-
kennen und sich dem gemäß gegen sie beneh-
men konnte.

Die Anzahl von Menschen, die sich zu
diesen großen Gesellschaften versammelten, be-
lief sich oft auf fünf-, sechs- und achthundert
Köpfe. Gewöhnlich nahmen sie nach Tische
ihren Anfang, und dauerten bis nach Mitter-
nacht. Sie vereinigten, was sonst einzeln
große Gesellschaften unterhält: Spiel, Musik,
Ball, Goutee, Soupee, Konversation etc. Der
den Polen ganz eigenthümliche Geschmack an
Hülle und Fülle zeigte sich bei solchen Gele-
genheiten in seiner ganzen Größe. Mehrere

war und warum er nicht da war; und es er-
weckte z. B. ſchon vielen die peinlichſte Be-
ſorgniß, als unſer Miniſter Bulgakow bei
keinem der zahlreich beſuchten Feſte, die wegen
der Einfuͤhrung der neuen Konſtitution und
bei ihrer Jahresfeyer gegeben wurden, zuge-
gen war; ſo wie er ſelbſt, bei den Feſten, die
er veranſtaltete, an den Ausgebliebenen eben
ſo viel Gegner unſeres Syſtems leicht er-
kennen und ſich dem gemaͤß gegen ſie beneh-
men konnte.

Die Anzahl von Menſchen, die ſich zu
dieſen großen Geſellſchaften verſammelten, be-
lief ſich oft auf fuͤnf-, ſechs- und achthundert
Koͤpfe. Gewoͤhnlich nahmen ſie nach Tiſche
ihren Anfang, und dauerten bis nach Mitter-
nacht. Sie vereinigten, was ſonſt einzeln
große Geſellſchaften unterhaͤlt: Spiel, Muſik,
Ball, Goutee, Soupee, Konverſation ꝛc. Der
den Polen ganz eigenthuͤmliche Geſchmack an
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genheiten in ſeiner ganzen Groͤße. Mehrere

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[183/0193] war und warum er nicht da war; und es er- weckte z. B. ſchon vielen die peinlichſte Be- ſorgniß, als unſer Miniſter Bulgakow bei keinem der zahlreich beſuchten Feſte, die wegen der Einfuͤhrung der neuen Konſtitution und bei ihrer Jahresfeyer gegeben wurden, zuge- gen war; ſo wie er ſelbſt, bei den Feſten, die er veranſtaltete, an den Ausgebliebenen eben ſo viel Gegner unſeres Syſtems leicht er- kennen und ſich dem gemaͤß gegen ſie beneh- men konnte. Die Anzahl von Menſchen, die ſich zu dieſen großen Geſellſchaften verſammelten, be- lief ſich oft auf fuͤnf-, ſechs- und achthundert Koͤpfe. Gewoͤhnlich nahmen ſie nach Tiſche ihren Anfang, und dauerten bis nach Mitter- nacht. Sie vereinigten, was ſonſt einzeln große Geſellſchaften unterhaͤlt: Spiel, Muſik, Ball, Goutee, Soupee, Konverſation ꝛc. Der den Polen ganz eigenthuͤmliche Geſchmack an Huͤlle und Fuͤlle zeigte ſich bei ſolchen Gele- genheiten in ſeiner ganzen Groͤße. Mehrere

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/193>, abgerufen am 02.05.2024.