die sie haben, sind in der That nicht einge- sperrt, sondern auf allen Straßen. Gesell- schaften geben sie mehr, als die Jtaliener, und die Schornsteine hören nicht auf dabei zu rauchen. Hohen Verwandtschaften machen die Polen, über ihre Kräfte, Ehre, durch Aufwand, Orden und Würden; und wenn sie baares Geld haben, so führen sie es in stro- tzenden Beuteln, mit Ausschluß aller Scheide- münze, in den schönsten holländischen Duka- ten, bei sich, die sie für die geringsten Ge- fälligkeiten, mit etwas mehr als Freigebigkeit ausspenden.
Züge, die man bei der großen Welt kei- ner andern Nation in Europa findet, sind, daß die Magnaten wahre Hofhaltungen ha- ben, die von Unterthanen und Vasal- len bevölkert werden; daß sie wahre Armeen halten, die in ihrem Golde stehen; und endlich, daß sie Ansprüche auf die erhabenste Würde im Staate machen, und alle mögliche
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die ſie haben, ſind in der That nicht einge- ſperrt, ſondern auf allen Straßen. Geſell- ſchaften geben ſie mehr, als die Jtaliener, und die Schornſteine hoͤren nicht auf dabei zu rauchen. Hohen Verwandtſchaften machen die Polen, uͤber ihre Kraͤfte, Ehre, durch Aufwand, Orden und Wuͤrden; und wenn ſie baares Geld haben, ſo fuͤhren ſie es in ſtro- tzenden Beuteln, mit Ausſchluß aller Scheide- muͤnze, in den ſchoͤnſten hollaͤndiſchen Duka- ten, bei ſich, die ſie fuͤr die geringſten Ge- faͤlligkeiten, mit etwas mehr als Freigebigkeit ausſpenden.
Zuͤge, die man bei der großen Welt kei- ner andern Nation in Europa findet, ſind, daß die Magnaten wahre Hofhaltungen ha- ben, die von Unterthanen und Vaſal- len bevoͤlkert werden; daß ſie wahre Armeen halten, die in ihrem Golde ſtehen; und endlich, daß ſie Anſpruͤche auf die erhabenſte Wuͤrde im Staate machen, und alle moͤgliche
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die ſie haben, ſind in der That nicht einge-
ſperrt, ſondern auf allen Straßen. Geſell-
ſchaften geben ſie mehr, als die Jtaliener,
und die Schornſteine hoͤren nicht auf dabei
zu rauchen. Hohen Verwandtſchaften machen
die Polen, uͤber ihre Kraͤfte, Ehre, durch
Aufwand, Orden und Wuͤrden; und wenn ſie
baares Geld haben, ſo fuͤhren ſie es in ſtro-
tzenden Beuteln, mit Ausſchluß aller Scheide-
muͤnze, in den ſchoͤnſten hollaͤndiſchen Duka-
ten, bei ſich, die ſie fuͤr die geringſten Ge-
faͤlligkeiten, mit etwas mehr als Freigebigkeit
ausſpenden.
Zuͤge, die man bei der großen Welt kei-
ner andern Nation in Europa findet, ſind,
daß die Magnaten wahre Hofhaltungen ha-
ben, die von Unterthanen und Vaſal-
len bevoͤlkert werden; daß ſie wahre Armeen
halten, die in ihrem Golde ſtehen; und
endlich, daß ſie Anſpruͤche auf die erhabenſte
Wuͤrde im Staate machen, und alle moͤgliche
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/189>, abgerufen am 16.02.2025.
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