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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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sprudelnden Schöngeistes, eines zuversichtlichen
Weiberstürmers, eines unerschöpflichen Erfin-
ders von Pomaden, Frisuren, kleinen Spielen
und niedlichen Geräthschaften --

Jn England suchen die Großen ihre Aus-
zeichnung in kostbaren Pferden und Wagen,
in hohem Spiel, in gewagten Wetten, in
der studiertesten Bequemlichkeit aller zum Le-
ben gehörigen Dinge, in prächtigen Landsitzen,
in hofärtiger Begünstigung der Künste und
Wissenschaften, in einer gewissen kostbaren
Einfachheit ihrer Kleidung, in einem zwang-
losen aber kalten Benehmen, in einer sorg-
fältig ausgebildeten Eß- und Trinkfähigkeit
und einer pralerischen Vermögenheit bei Wei-
bern --

Jn Jtalien ist die Art der großen Welt:
Glanz von außen und Wirthschaftlichkeit von
innen, prächtige Palläste mit vernagelten
Fenstern, unschätzbare Kunstsammlungen und
kein erträglicher Tisch und Stuhl, Heere von
Bedienten und Läufern mit ungekämmten

ſprudelnden Schoͤngeiſtes, eines zuverſichtlichen
Weiberſtuͤrmers, eines unerſchoͤpflichen Erfin-
ders von Pomaden, Friſuren, kleinen Spielen
und niedlichen Geraͤthſchaften —

Jn England ſuchen die Großen ihre Aus-
zeichnung in koſtbaren Pferden und Wagen,
in hohem Spiel, in gewagten Wetten, in
der ſtudierteſten Bequemlichkeit aller zum Le-
ben gehoͤrigen Dinge, in praͤchtigen Landſitzen,
in hofaͤrtiger Beguͤnſtigung der Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften, in einer gewiſſen koſtbaren
Einfachheit ihrer Kleidung, in einem zwang-
loſen aber kalten Benehmen, in einer ſorg-
faͤltig ausgebildeten Eß- und Trinkfaͤhigkeit
und einer praleriſchen Vermoͤgenheit bei Wei-
bern —

Jn Jtalien iſt die Art der großen Welt:
Glanz von außen und Wirthſchaftlichkeit von
innen, praͤchtige Pallaͤſte mit vernagelten
Fenſtern, unſchaͤtzbare Kunſtſammlungen und
kein ertraͤglicher Tiſch und Stuhl, Heere von
Bedienten und Laͤufern mit ungekaͤmmten

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[175/0185] ſprudelnden Schoͤngeiſtes, eines zuverſichtlichen Weiberſtuͤrmers, eines unerſchoͤpflichen Erfin- ders von Pomaden, Friſuren, kleinen Spielen und niedlichen Geraͤthſchaften — Jn England ſuchen die Großen ihre Aus- zeichnung in koſtbaren Pferden und Wagen, in hohem Spiel, in gewagten Wetten, in der ſtudierteſten Bequemlichkeit aller zum Le- ben gehoͤrigen Dinge, in praͤchtigen Landſitzen, in hofaͤrtiger Beguͤnſtigung der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, in einer gewiſſen koſtbaren Einfachheit ihrer Kleidung, in einem zwang- loſen aber kalten Benehmen, in einer ſorg- faͤltig ausgebildeten Eß- und Trinkfaͤhigkeit und einer praleriſchen Vermoͤgenheit bei Wei- bern — Jn Jtalien iſt die Art der großen Welt: Glanz von außen und Wirthſchaftlichkeit von innen, praͤchtige Pallaͤſte mit vernagelten Fenſtern, unſchaͤtzbare Kunſtſammlungen und kein ertraͤglicher Tiſch und Stuhl, Heere von Bedienten und Laͤufern mit ungekaͤmmten

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/185>, abgerufen am 02.05.2024.