der Frau vom Hause noch ein feines Ge- schenk -- anzwingen. Diese Aufmerksamkei- ten, die er sich solchergestalt bei den Vorneh- men erkauft, und die erheuchelte Ehrfurcht, mit welcher ihm das Volk begegnet, um ihn desto besser zu betrügen, tragen viel dazu bei, daß er sich in Jtalien lieber, als in andern Ländern, verweilt. Am häufigsten findet man ihn aber in Venedig, Rom, Neapel und Florenz, wo er, da es ihm überdies nicht an Geschmack für die Künste fehlt, sich am läng- sten aufzuhalten pflegt. Der größeste Theil der neuerlich ausgewanderten Patrioten, die Malachowski, Sapieha, Soltyk, Mostowski, Sobolewski, u. a. befinden sich jetzt in einer von diesen Städten. Eine Fürstin Lubomirs- ka und der ältere Neffe des Königs, Stanis- laus Poniatowski, leben schon seit mehreren Jahren in Rom.
Der merkwürdigste unter den neuern ge- reis'ten Polen ist ein Graf Johann Po- tocki. Er hat eine Reihe von Jahren nach
der Frau vom Hauſe noch ein feines Ge- ſchenk — anzwingen. Dieſe Aufmerkſamkei- ten, die er ſich ſolchergeſtalt bei den Vorneh- men erkauft, und die erheuchelte Ehrfurcht, mit welcher ihm das Volk begegnet, um ihn deſto beſſer zu betruͤgen, tragen viel dazu bei, daß er ſich in Jtalien lieber, als in andern Laͤndern, verweilt. Am haͤufigſten findet man ihn aber in Venedig, Rom, Neapel und Florenz, wo er, da es ihm uͤberdies nicht an Geſchmack fuͤr die Kuͤnſte fehlt, ſich am laͤng- ſten aufzuhalten pflegt. Der groͤßeſte Theil der neuerlich ausgewanderten Patrioten, die Malachowski, Sapieha, Soltyk, Moſtowski, Sobolewski, u. a. befinden ſich jetzt in einer von dieſen Staͤdten. Eine Fuͤrſtin Lubomirs- ka und der aͤltere Neffe des Koͤnigs, Stanis- laus Poniatowski, leben ſchon ſeit mehreren Jahren in Rom.
Der merkwuͤrdigſte unter den neuern ge- reiſ'ten Polen iſt ein Graf Johann Po- tocki. Er hat eine Reihe von Jahren nach
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der Frau vom Hauſe noch ein feines Ge-
ſchenk — anzwingen. Dieſe Aufmerkſamkei-
ten, die er ſich ſolchergeſtalt bei den Vorneh-
men erkauft, und die erheuchelte Ehrfurcht,
mit welcher ihm das Volk begegnet, um ihn
deſto beſſer zu betruͤgen, tragen viel dazu bei,
daß er ſich in Jtalien lieber, als in andern
Laͤndern, verweilt. Am haͤufigſten findet man
ihn aber in Venedig, Rom, Neapel und
Florenz, wo er, da es ihm uͤberdies nicht an
Geſchmack fuͤr die Kuͤnſte fehlt, ſich am laͤng-
ſten aufzuhalten pflegt. Der groͤßeſte Theil
der neuerlich ausgewanderten Patrioten, die
Malachowski, Sapieha, Soltyk, Moſtowski,
Sobolewski, u. a. befinden ſich jetzt in einer
von dieſen Staͤdten. Eine Fuͤrſtin Lubomirs-
ka und der aͤltere Neffe des Koͤnigs, Stanis-
laus Poniatowski, leben ſchon ſeit mehreren
Jahren in Rom.
Der merkwuͤrdigſte unter den neuern ge-
reiſ'ten Polen iſt ein Graf Johann Po-
tocki. Er hat eine Reihe von Jahren nach
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/180>, abgerufen am 16.02.2025.
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