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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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Wohnsitze, daß sie nur binnen Jahren sie ein-
mal besuchen und sich, wenn sie überhaupt
darauf fallen, von ihrem Zustande unterrich-
ten können. Viele ihrer Kommissarien und
Pachter lernen sie kaum persönlich kennen,
und doch drehet sich um die Treue und
Wachsamkeit dieser Leute ihr ganzes ökonomi-
sches Daseyn und die Aufrechterhaltung ihrer
Güter. Man hat mir von einem Großen er-
zählt, der ihrer sehr ansehnliche in Podolien
und Braclaw besaß. Zu drey oder vier der-
selben sollten große Schlösser gehören. Er
lebte, nach gewöhnlicher Sitte, entweder in
Warschau oder in fremden Ländern, und war
nie nach seinen Gütern gekommen, wo seine
Geschäftshaber und Pachter, einer nach dem
andern, auch nach ihrer Sitte, hausgehalten
hatten. Seine Verschwendung zerrüttete end-
lich sein Vermögen, und er war gedrungen,
diese Güter zu verkaufen. Die Schlösser stan-
den auch mit im Verkaufs- Verzeichnisse. Der
Käufer reisete hinaus, um die Güter zu bese-

Wohnſitze, daß ſie nur binnen Jahren ſie ein-
mal beſuchen und ſich, wenn ſie uͤberhaupt
darauf fallen, von ihrem Zuſtande unterrich-
ten koͤnnen. Viele ihrer Kommiſſarien und
Pachter lernen ſie kaum perſoͤnlich kennen,
und doch drehet ſich um die Treue und
Wachſamkeit dieſer Leute ihr ganzes oͤkonomi-
ſches Daſeyn und die Aufrechterhaltung ihrer
Guͤter. Man hat mir von einem Großen er-
zaͤhlt, der ihrer ſehr anſehnliche in Podolien
und Braclaw beſaß. Zu drey oder vier der-
ſelben ſollten große Schloͤſſer gehoͤren. Er
lebte, nach gewoͤhnlicher Sitte, entweder in
Warſchau oder in fremden Laͤndern, und war
nie nach ſeinen Guͤtern gekommen, wo ſeine
Geſchaͤftshaber und Pachter, einer nach dem
andern, auch nach ihrer Sitte, hausgehalten
hatten. Seine Verſchwendung zerruͤttete end-
lich ſein Vermoͤgen, und er war gedrungen,
dieſe Guͤter zu verkaufen. Die Schloͤſſer ſtan-
den auch mit im Verkaufs- Verzeichniſſe. Der
Kaͤufer reiſete hinaus, um die Guͤter zu beſe-

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[155/0165] Wohnſitze, daß ſie nur binnen Jahren ſie ein- mal beſuchen und ſich, wenn ſie uͤberhaupt darauf fallen, von ihrem Zuſtande unterrich- ten koͤnnen. Viele ihrer Kommiſſarien und Pachter lernen ſie kaum perſoͤnlich kennen, und doch drehet ſich um die Treue und Wachſamkeit dieſer Leute ihr ganzes oͤkonomi- ſches Daſeyn und die Aufrechterhaltung ihrer Guͤter. Man hat mir von einem Großen er- zaͤhlt, der ihrer ſehr anſehnliche in Podolien und Braclaw beſaß. Zu drey oder vier der- ſelben ſollten große Schloͤſſer gehoͤren. Er lebte, nach gewoͤhnlicher Sitte, entweder in Warſchau oder in fremden Laͤndern, und war nie nach ſeinen Guͤtern gekommen, wo ſeine Geſchaͤftshaber und Pachter, einer nach dem andern, auch nach ihrer Sitte, hausgehalten hatten. Seine Verſchwendung zerruͤttete end- lich ſein Vermoͤgen, und er war gedrungen, dieſe Guͤter zu verkaufen. Die Schloͤſſer ſtan- den auch mit im Verkaufs- Verzeichniſſe. Der Kaͤufer reiſete hinaus, um die Guͤter zu beſe-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/165>, abgerufen am 21.11.2024.