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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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deutlich zu machen, weil sie sich bey dem ge-
meinsten Getränke die lange Weile der Wache
zu vertreiben, und zu dem höchsten Grad ih-
res irdischen Glückes durch Betäubung und
todesähnlichen Schlaf zu erheben pflegen. Ue-
berdieß ist es in Warschau Sitte, Kutscher und
Bediente nicht nach Hause zurückzuschicken,
sondern jedesmal auf sich warten zu lassen,
wären es auch im härtesten Winter mehrere
Stunden. Oft sogar, wenn man Wagen und
Pferde des Gesuchten irgendwo vor einem Pal-
laste halten sieht, ist es noch kein Beweis, daß
er wirklich dort sey. Er ist wohl mit einem
Andern, in dessen Wagen, anders wohin ge-
fahren, oder er hat den seinigen einem Andern
geborgt, und dieser ist jetzt hier; mit einem
Worte, man kann selbst stundenlang umher-
fahren, ohne zu finden, was man sucht. Dazu
kömmt, daß die Bedienten, wenn sie meynen,
ihr Herr oder ihre Frau werde an einem Orte,
z. B. am Reichstage, in der Komödie, auf
einem Ball, lange bleiben, in das nächste

deutlich zu machen, weil ſie ſich bey dem ge-
meinſten Getraͤnke die lange Weile der Wache
zu vertreiben, und zu dem hoͤchſten Grad ih-
res irdiſchen Gluͤckes durch Betaͤubung und
todesaͤhnlichen Schlaf zu erheben pflegen. Ue-
berdieß iſt es in Warſchau Sitte, Kutſcher und
Bediente nicht nach Hauſe zuruͤckzuſchicken,
ſondern jedesmal auf ſich warten zu laſſen,
waͤren es auch im haͤrteſten Winter mehrere
Stunden. Oft ſogar, wenn man Wagen und
Pferde des Geſuchten irgendwo vor einem Pal-
laſte halten ſieht, iſt es noch kein Beweis, daß
er wirklich dort ſey. Er iſt wohl mit einem
Andern, in deſſen Wagen, anders wohin ge-
fahren, oder er hat den ſeinigen einem Andern
geborgt, und dieſer iſt jetzt hier; mit einem
Worte, man kann ſelbſt ſtundenlang umher-
fahren, ohne zu finden, was man ſucht. Dazu
koͤmmt, daß die Bedienten, wenn ſie meynen,
ihr Herr oder ihre Frau werde an einem Orte,
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[139/0149] deutlich zu machen, weil ſie ſich bey dem ge- meinſten Getraͤnke die lange Weile der Wache zu vertreiben, und zu dem hoͤchſten Grad ih- res irdiſchen Gluͤckes durch Betaͤubung und todesaͤhnlichen Schlaf zu erheben pflegen. Ue- berdieß iſt es in Warſchau Sitte, Kutſcher und Bediente nicht nach Hauſe zuruͤckzuſchicken, ſondern jedesmal auf ſich warten zu laſſen, waͤren es auch im haͤrteſten Winter mehrere Stunden. Oft ſogar, wenn man Wagen und Pferde des Geſuchten irgendwo vor einem Pal- laſte halten ſieht, iſt es noch kein Beweis, daß er wirklich dort ſey. Er iſt wohl mit einem Andern, in deſſen Wagen, anders wohin ge- fahren, oder er hat den ſeinigen einem Andern geborgt, und dieſer iſt jetzt hier; mit einem Worte, man kann ſelbſt ſtundenlang umher- fahren, ohne zu finden, was man ſucht. Dazu koͤmmt, daß die Bedienten, wenn ſie meynen, ihr Herr oder ihre Frau werde an einem Orte, z. B. am Reichstage, in der Komoͤdie, auf einem Ball, lange bleiben, in das naͤchſte

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/149>, abgerufen am 21.11.2024.