ein fruchtbares Thal verliert, durch welches die Wilia hinläuft. Dieser Fluß ist ziemlich un- beträchtlich, bildet aber ein angenehmes, frucht- bares, behölztes Ufer. Gras und Bäume an demselben waren schon in der jugendlichen Far- be des Frühlings und die Sonne stach sehr lebhaft.
Von Keidan kam ich auf Bopt, (3 M.) einen Flecken oder auch nur ein Dorf. Der Weg dahin ist ganz eben, stellenweise waldigt, und läuft so, daß man ein ziemlich tiefes Thal zur Rechten behält, in dessen Mitte das vor- hin erwähnte Flüßchen fortströmt, und das bald enger, bald weiter, sich neben dem Wege hinabzieht. Romantischer (man verzeihe dies Wort einem Manne, der aus Liefland kam) wird dies Thal von Bopt aus, wo man in dasselbe ganz hineinfährt und wo es sich, von höhern Rändern eingefaßt, immer mehr erwei- tert und einen dichten Kranz von Holzung zeigt. Der Weg, den man, an der linken Seite desselben hin, nimmt, geht bergauf, bergab
ein fruchtbares Thal verliert, durch welches die Wilia hinlaͤuft. Dieſer Fluß iſt ziemlich un- betraͤchtlich, bildet aber ein angenehmes, frucht- bares, behoͤlztes Ufer. Gras und Baͤume an demſelben waren ſchon in der jugendlichen Far- be des Fruͤhlings und die Sonne ſtach ſehr lebhaft.
Von Keidan kam ich auf Bopt, (3 M.) einen Flecken oder auch nur ein Dorf. Der Weg dahin iſt ganz eben, ſtellenweiſe waldigt, und laͤuft ſo, daß man ein ziemlich tiefes Thal zur Rechten behaͤlt, in deſſen Mitte das vor- hin erwaͤhnte Fluͤßchen fortſtroͤmt, und das bald enger, bald weiter, ſich neben dem Wege hinabzieht. Romantiſcher (man verzeihe dies Wort einem Manne, der aus Liefland kam) wird dies Thal von Bopt aus, wo man in daſſelbe ganz hineinfaͤhrt und wo es ſich, von hoͤhern Raͤndern eingefaßt, immer mehr erwei- tert und einen dichten Kranz von Holzung zeigt. Der Weg, den man, an der linken Seite deſſelben hin, nimmt, geht bergauf, bergab
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0036"n="18"/>
ein fruchtbares Thal verliert, durch welches die<lb/>
Wilia hinlaͤuft. Dieſer Fluß iſt ziemlich un-<lb/>
betraͤchtlich, bildet aber ein angenehmes, frucht-<lb/>
bares, behoͤlztes Ufer. Gras und Baͤume an<lb/>
demſelben waren ſchon in der jugendlichen Far-<lb/>
be des Fruͤhlings und die Sonne ſtach ſehr<lb/>
lebhaft.</p><lb/><p>Von Keidan kam ich auf <hirendition="#g">Bopt</hi>, (3 M.)<lb/>
einen Flecken oder auch nur ein Dorf. Der<lb/>
Weg dahin iſt ganz eben, ſtellenweiſe waldigt,<lb/>
und laͤuft ſo, daß man ein ziemlich tiefes Thal<lb/>
zur Rechten behaͤlt, in deſſen Mitte das vor-<lb/>
hin erwaͤhnte Fluͤßchen fortſtroͤmt, und das<lb/>
bald enger, bald weiter, ſich neben dem Wege<lb/>
hinabzieht. Romantiſcher (man verzeihe dies<lb/>
Wort einem Manne, der aus Liefland kam)<lb/>
wird dies Thal von Bopt aus, wo man in<lb/>
daſſelbe ganz hineinfaͤhrt und wo es ſich, von<lb/>
hoͤhern Raͤndern eingefaßt, immer mehr erwei-<lb/>
tert und einen dichten Kranz von Holzung<lb/>
zeigt. Der Weg, den man, an der linken Seite<lb/>
deſſelben hin, nimmt, geht bergauf, bergab<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[18/0036]
ein fruchtbares Thal verliert, durch welches die
Wilia hinlaͤuft. Dieſer Fluß iſt ziemlich un-
betraͤchtlich, bildet aber ein angenehmes, frucht-
bares, behoͤlztes Ufer. Gras und Baͤume an
demſelben waren ſchon in der jugendlichen Far-
be des Fruͤhlings und die Sonne ſtach ſehr
lebhaft.
Von Keidan kam ich auf Bopt, (3 M.)
einen Flecken oder auch nur ein Dorf. Der
Weg dahin iſt ganz eben, ſtellenweiſe waldigt,
und laͤuft ſo, daß man ein ziemlich tiefes Thal
zur Rechten behaͤlt, in deſſen Mitte das vor-
hin erwaͤhnte Fluͤßchen fortſtroͤmt, und das
bald enger, bald weiter, ſich neben dem Wege
hinabzieht. Romantiſcher (man verzeihe dies
Wort einem Manne, der aus Liefland kam)
wird dies Thal von Bopt aus, wo man in
daſſelbe ganz hineinfaͤhrt und wo es ſich, von
hoͤhern Raͤndern eingefaßt, immer mehr erwei-
tert und einen dichten Kranz von Holzung
zeigt. Der Weg, den man, an der linken Seite
deſſelben hin, nimmt, geht bergauf, bergab
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/36>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.