schief, theils faulten sie, theils waren die Bilder von den Pfählen herabgefallen. Auch bemerkte ich, daß sich die Leute, beym Vorü- bergehen, nicht viel darum bekümmerten. Viel- leicht fehlt es in der Gegend an thätigen Mönchen, deren Ansehen sich auf den Umstand gründet: keinen gekreutzigten Christus sinken zu lassen; vielleicht waren die Menschen zu arm, um sich einen neuen anzuschaffen. Jn Böhmen z. B. bemerkt man beydes nicht. Die Kreutzbilder sind dort in gutem Stande und der gemeine Mann begrüßt sie noch durch Abnehmung des Hutes, oder der Mütze. Mies- kut ist übrigens das Seitenstück zu Janiszeck.
Von Mieskut nach Schauel, (Szawel) der nächsten Post, (21/2 Meile) erhebt sich der Boden etwas und der Weg läuft abwechselnd über kleine Anhöhen und durch kleine Thäler hin, wovon die erstern mit Buschwerk und Gehölz besetzt, die letztern mit frischen Saa- ten bedeckt waren. Das Buschwerk war theils im Knospen, theils im Ausbruche der Blätter;
ſchief, theils faulten ſie, theils waren die Bilder von den Pfaͤhlen herabgefallen. Auch bemerkte ich, daß ſich die Leute, beym Voruͤ- bergehen, nicht viel darum bekuͤmmerten. Viel- leicht fehlt es in der Gegend an thaͤtigen Moͤnchen, deren Anſehen ſich auf den Umſtand gruͤndet: keinen gekreutzigten Chriſtus ſinken zu laſſen; vielleicht waren die Menſchen zu arm, um ſich einen neuen anzuſchaffen. Jn Boͤhmen z. B. bemerkt man beydes nicht. Die Kreutzbilder ſind dort in gutem Stande und der gemeine Mann begruͤßt ſie noch durch Abnehmung des Hutes, oder der Muͤtze. Mies- kut iſt uͤbrigens das Seitenſtuͤck zu Janiszeck.
Von Mieskut nach Schauel, (Szawel) der naͤchſten Poſt, (2½ Meile) erhebt ſich der Boden etwas und der Weg laͤuft abwechſelnd uͤber kleine Anhoͤhen und durch kleine Thaͤler hin, wovon die erſtern mit Buſchwerk und Gehoͤlz beſetzt, die letztern mit friſchen Saa- ten bedeckt waren. Das Buſchwerk war theils im Knospen, theils im Ausbruche der Blaͤtter;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0028"n="10"/>ſchief, theils faulten ſie, theils waren die<lb/>
Bilder von den Pfaͤhlen herabgefallen. Auch<lb/>
bemerkte ich, daß ſich die Leute, beym Voruͤ-<lb/>
bergehen, nicht viel darum bekuͤmmerten. Viel-<lb/>
leicht fehlt es in der Gegend an thaͤtigen<lb/>
Moͤnchen, deren Anſehen ſich auf den Umſtand<lb/>
gruͤndet: keinen gekreutzigten Chriſtus ſinken<lb/>
zu laſſen; vielleicht waren die Menſchen zu<lb/>
arm, um ſich einen neuen anzuſchaffen. Jn<lb/>
Boͤhmen z. B. bemerkt man beydes nicht.<lb/>
Die Kreutzbilder ſind dort in gutem Stande<lb/>
und der gemeine Mann begruͤßt ſie noch durch<lb/>
Abnehmung des Hutes, oder der Muͤtze. Mies-<lb/>
kut iſt uͤbrigens das Seitenſtuͤck zu Janiszeck.</p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Mieskut</hi> nach <hirendition="#g">Schauel</hi>, (<hirendition="#aq">Szawel</hi>)<lb/>
der naͤchſten Poſt, (2½ Meile) erhebt ſich der<lb/>
Boden etwas und der Weg laͤuft abwechſelnd<lb/>
uͤber kleine Anhoͤhen und durch kleine Thaͤler<lb/>
hin, wovon die erſtern mit Buſchwerk und<lb/>
Gehoͤlz beſetzt, die letztern mit friſchen Saa-<lb/>
ten bedeckt waren. Das Buſchwerk war theils<lb/>
im Knospen, theils im Ausbruche der Blaͤtter;<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[10/0028]
ſchief, theils faulten ſie, theils waren die
Bilder von den Pfaͤhlen herabgefallen. Auch
bemerkte ich, daß ſich die Leute, beym Voruͤ-
bergehen, nicht viel darum bekuͤmmerten. Viel-
leicht fehlt es in der Gegend an thaͤtigen
Moͤnchen, deren Anſehen ſich auf den Umſtand
gruͤndet: keinen gekreutzigten Chriſtus ſinken
zu laſſen; vielleicht waren die Menſchen zu
arm, um ſich einen neuen anzuſchaffen. Jn
Boͤhmen z. B. bemerkt man beydes nicht.
Die Kreutzbilder ſind dort in gutem Stande
und der gemeine Mann begruͤßt ſie noch durch
Abnehmung des Hutes, oder der Muͤtze. Mies-
kut iſt uͤbrigens das Seitenſtuͤck zu Janiszeck.
Von Mieskut nach Schauel, (Szawel)
der naͤchſten Poſt, (2½ Meile) erhebt ſich der
Boden etwas und der Weg laͤuft abwechſelnd
uͤber kleine Anhoͤhen und durch kleine Thaͤler
hin, wovon die erſtern mit Buſchwerk und
Gehoͤlz beſetzt, die letztern mit friſchen Saa-
ten bedeckt waren. Das Buſchwerk war theils
im Knospen, theils im Ausbruche der Blaͤtter;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/28>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.