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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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kehrte hier fast niemand, und für die polnischen
Provinzen selbst, nur wenige. Was der Adel
auf seinen Gütern an Waaren für Pracht und
Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht
zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey
der Weitläuftigkeit des Landes, viele Familien
100, 150, 200 Meilen weit von Warschau leb-
ten) allerdings aus der Hauptstadt kommen;
aber sie waren nicht in dieser Stadt verfer-
tigt, sondern kamen aus Deutschland, Frank-
reich, England; mithin zogen nur die Kauf-
leute den Krämergewinn, und der größern Zahl
der Handwerker kam nichts davon zu Gute.
Daher blieb diese Gattung der Einwohner
immer ziemlich arm, und es waren ungefähr
die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler,
Tischler, Maurer, Zimmerleute, Schneider,
Schuster, Perückenmacher, und wenige andre,
die für ganz unentbehrliche, tägliche Bedürf-
nisse arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit
genossen. Aber selbst in das Arbeitsgebiet ei-
niger von diesen, griffen die Kaufleute ein, be-

kehrte hier faſt niemand, und fuͤr die polniſchen
Provinzen ſelbſt, nur wenige. Was der Adel
auf ſeinen Guͤtern an Waaren fuͤr Pracht und
Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht
zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey
der Weitlaͤuftigkeit des Landes, viele Familien
100, 150, 200 Meilen weit von Warſchau leb-
ten) allerdings aus der Hauptſtadt kommen;
aber ſie waren nicht in dieſer Stadt verfer-
tigt, ſondern kamen aus Deutſchland, Frank-
reich, England; mithin zogen nur die Kauf-
leute den Kraͤmergewinn, und der groͤßern Zahl
der Handwerker kam nichts davon zu Gute.
Daher blieb dieſe Gattung der Einwohner
immer ziemlich arm, und es waren ungefaͤhr
die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler,
Tiſchler, Maurer, Zimmerleute, Schneider,
Schuſter, Peruͤckenmacher, und wenige andre,
die fuͤr ganz unentbehrliche, taͤgliche Beduͤrf-
niſſe arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit
genoſſen. Aber ſelbſt in das Arbeitsgebiet ei-
niger von dieſen, griffen die Kaufleute ein, be-

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[130/0148] kehrte hier faſt niemand, und fuͤr die polniſchen Provinzen ſelbſt, nur wenige. Was der Adel auf ſeinen Guͤtern an Waaren fuͤr Pracht und Bequemlichkeit brauchte, ließ er, wenn er nicht zu entfernt wohnte, (und man weiß, daß, bey der Weitlaͤuftigkeit des Landes, viele Familien 100, 150, 200 Meilen weit von Warſchau leb- ten) allerdings aus der Hauptſtadt kommen; aber ſie waren nicht in dieſer Stadt verfer- tigt, ſondern kamen aus Deutſchland, Frank- reich, England; mithin zogen nur die Kauf- leute den Kraͤmergewinn, und der groͤßern Zahl der Handwerker kam nichts davon zu Gute. Daher blieb dieſe Gattung der Einwohner immer ziemlich arm, und es waren ungefaͤhr die Wagenbauer, die Schmiedte, Sattler, Tiſchler, Maurer, Zimmerleute, Schneider, Schuſter, Peruͤckenmacher, und wenige andre, die fuͤr ganz unentbehrliche, taͤgliche Beduͤrf- niſſe arbeiteten, welche einiger Wohlhabenheit genoſſen. Aber ſelbſt in das Arbeitsgebiet ei- niger von dieſen, griffen die Kaufleute ein, be-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/148>, abgerufen am 27.04.2024.