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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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auf der Lesche, in der Senatoren- und Königs-
Straße findet man sie einzeln. Kaufleute,
Facienden-Macher und Advokaten können sich,
wie schon oben erwähnt, unter allen übrigen
Bewohnern von Warschau, noch Häuser bauen
oder kaufen, und einige der ansehnlichern ge-
hören ihnen auch; aber fast alle übrige werden
von Konventen, Kirchen, Klöstern, Adelichen
und Wechslern besessen, die sie bauen lassen,
um ihre Gelder unterzubringen und auf gute
Zinsen anzulegen. Sie versorgen sonach den
ganzen Rest der Einwohner mit Miethen, aber
in der That um keinen wohlfeilen Preis. Die-
ser Artikel ist hier theurer, als in Wien, wo
er doch in Deutschland am theuersten ist, und,
in Reichstagszeiten, mag in diesem Punkt
Warschau leicht unmittelbar nach London die
Stelle einnehmen. Weiter unten werde ich ei-
nige Angaben hierüber mittheilen.

Oeffentliche Plätze sind in Warschau
entweder gar nicht, oder man nennt die vor-
handenen nur aus Misbrauch so; denn kei-

auf der Leſche, in der Senatoren- und Koͤnigs-
Straße findet man ſie einzeln. Kaufleute,
Facienden-Macher und Advokaten koͤnnen ſich,
wie ſchon oben erwaͤhnt, unter allen uͤbrigen
Bewohnern von Warſchau, noch Haͤuſer bauen
oder kaufen, und einige der anſehnlichern ge-
hoͤren ihnen auch; aber faſt alle uͤbrige werden
von Konventen, Kirchen, Kloͤſtern, Adelichen
und Wechſlern beſeſſen, die ſie bauen laſſen,
um ihre Gelder unterzubringen und auf gute
Zinſen anzulegen. Sie verſorgen ſonach den
ganzen Reſt der Einwohner mit Miethen, aber
in der That um keinen wohlfeilen Preis. Die-
ſer Artikel iſt hier theurer, als in Wien, wo
er doch in Deutſchland am theuerſten iſt, und,
in Reichstagszeiten, mag in dieſem Punkt
Warſchau leicht unmittelbar nach London die
Stelle einnehmen. Weiter unten werde ich ei-
nige Angaben hieruͤber mittheilen.

Oeffentliche Plaͤtze ſind in Warſchau
entweder gar nicht, oder man nennt die vor-
handenen nur aus Misbrauch ſo; denn kei-

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[114/0132] auf der Leſche, in der Senatoren- und Koͤnigs- Straße findet man ſie einzeln. Kaufleute, Facienden-Macher und Advokaten koͤnnen ſich, wie ſchon oben erwaͤhnt, unter allen uͤbrigen Bewohnern von Warſchau, noch Haͤuſer bauen oder kaufen, und einige der anſehnlichern ge- hoͤren ihnen auch; aber faſt alle uͤbrige werden von Konventen, Kirchen, Kloͤſtern, Adelichen und Wechſlern beſeſſen, die ſie bauen laſſen, um ihre Gelder unterzubringen und auf gute Zinſen anzulegen. Sie verſorgen ſonach den ganzen Reſt der Einwohner mit Miethen, aber in der That um keinen wohlfeilen Preis. Die- ſer Artikel iſt hier theurer, als in Wien, wo er doch in Deutſchland am theuerſten iſt, und, in Reichstagszeiten, mag in dieſem Punkt Warſchau leicht unmittelbar nach London die Stelle einnehmen. Weiter unten werde ich ei- nige Angaben hieruͤber mittheilen. Oeffentliche Plaͤtze ſind in Warſchau entweder gar nicht, oder man nennt die vor- handenen nur aus Misbrauch ſo; denn kei-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/132>, abgerufen am 27.04.2024.