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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Jenseits der Weichsel liegt, in einem be-
trächtlichen Umfange, Prag, eine Stadt mit
ihrem eigenen Rathe, die, wenn zu Winters-
zeiten die Brücke abgenommen wird, durch
nichts mit Warschau zusammenhängt, die man
also irrig mit zu den Vorstädten derselben rech-
net. Sie besteht größtentheils aus hölzernen,
niedrigen Häusern und wird meist von Juden
bewohnt, in deren Mitte ein paar Mönchsor-
den nisten, die, so wie jene, mit verlegenen
Waaren handeln und nicht in dem besten Ge-
ruche stehen.

Jch bringe nun einige nähere Nachrichten
von den vorzüglichsten, öffentlichen und Pri-
vatpallästen und Gebäuden bey:

Das königliche Schloß*) oder die
Burg (poln. Zamek) liegt zwischen der Alt-
stadt und der Krakauer Vorstadt fast wie ver-
steckt und gewährt keine allgemeine Ansicht.
Von woher man sich demselben auch nähert,
immer sieht man nur einen Theil davon. Aber

*) Vergl. Berl. Mon. Schr. J. c. S. 559.
fg.

Jenſeits der Weichſel liegt, in einem be-
traͤchtlichen Umfange, Prag, eine Stadt mit
ihrem eigenen Rathe, die, wenn zu Winters-
zeiten die Bruͤcke abgenommen wird, durch
nichts mit Warſchau zuſammenhaͤngt, die man
alſo irrig mit zu den Vorſtaͤdten derſelben rech-
net. Sie beſteht groͤßtentheils aus hoͤlzernen,
niedrigen Haͤuſern und wird meiſt von Juden
bewohnt, in deren Mitte ein paar Moͤnchsor-
den niſten, die, ſo wie jene, mit verlegenen
Waaren handeln und nicht in dem beſten Ge-
ruche ſtehen.

Jch bringe nun einige naͤhere Nachrichten
von den vorzuͤglichſten, oͤffentlichen und Pri-
vatpallaͤſten und Gebaͤuden bey:

Das koͤnigliche Schloß*) oder die
Burg (poln. Zamek) liegt zwiſchen der Alt-
ſtadt und der Krakauer Vorſtadt faſt wie ver-
ſteckt und gewaͤhrt keine allgemeine Anſicht.
Von woher man ſich demſelben auch naͤhert,
immer ſieht man nur einen Theil davon. Aber

*) Vergl. Berl. Mon. Schr. J. c. S. 559.
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[90/0108] Jenſeits der Weichſel liegt, in einem be- traͤchtlichen Umfange, Prag, eine Stadt mit ihrem eigenen Rathe, die, wenn zu Winters- zeiten die Bruͤcke abgenommen wird, durch nichts mit Warſchau zuſammenhaͤngt, die man alſo irrig mit zu den Vorſtaͤdten derſelben rech- net. Sie beſteht groͤßtentheils aus hoͤlzernen, niedrigen Haͤuſern und wird meiſt von Juden bewohnt, in deren Mitte ein paar Moͤnchsor- den niſten, die, ſo wie jene, mit verlegenen Waaren handeln und nicht in dem beſten Ge- ruche ſtehen. Jch bringe nun einige naͤhere Nachrichten von den vorzuͤglichſten, oͤffentlichen und Pri- vatpallaͤſten und Gebaͤuden bey: Das koͤnigliche Schloß *) oder die Burg (poln. Zamek) liegt zwiſchen der Alt- ſtadt und der Krakauer Vorſtadt faſt wie ver- ſteckt und gewaͤhrt keine allgemeine Anſicht. Von woher man ſich demſelben auch naͤhert, immer ſieht man nur einen Theil davon. Aber *) Vergl. Berl. Mon. Schr. J. c. S. 559. fg.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/108>, abgerufen am 27.04.2024.