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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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vierzig Schuh breit, und doch so flach gehal-
ten ist, daß sie in einem Winkel von nur
fünf und vierzig Graden sich an die Mauer
lehnt. Diese schwere architektonische Aufgabe
ist mit einer Leichtigkeit ausgeführt, und mit
einer Festigkeit, welcher drey Jahrhunderte,
mit allem ihren Regen und Schnee, noch kei-
nen Riß, noch keinen ausgesprungenen Stein,
haben abgewinnen können. Der breite und
hohe Eingang, einige Schießscharten und über
denselben und in der Decke angebrachte Luft-
löcher, geben dem Ganzen ein trefliches Licht.
Einem deutschen Fürsten, der diese Kasamatte
besah, gefiel sie so wohl, daß er eine Zeich-
nung davon mitnahm, um einen Pferdestall
darnach anlegen zu lassen.

Die vier Brücken, die über die Adige
laufen, sind, in Rücksicht der Länge und der
Größe des Anblicks, mit keiner der berühm-
tern deutschen zu vergleichen. Die einzige
Brücke beym alten Schlosse (Castel vecchio)
hat einen Bogen, der sich durch die kühne

vierzig Schuh breit, und doch ſo flach gehal-
ten iſt, daß ſie in einem Winkel von nur
fuͤnf und vierzig Graden ſich an die Mauer
lehnt. Dieſe ſchwere architektoniſche Aufgabe
iſt mit einer Leichtigkeit ausgefuͤhrt, und mit
einer Feſtigkeit, welcher drey Jahrhunderte,
mit allem ihren Regen und Schnee, noch kei-
nen Riß, noch keinen ausgeſprungenen Stein,
haben abgewinnen koͤnnen. Der breite und
hohe Eingang, einige Schießſcharten und uͤber
denſelben und in der Decke angebrachte Luft-
loͤcher, geben dem Ganzen ein trefliches Licht.
Einem deutſchen Fuͤrſten, der dieſe Kaſamatte
beſah, gefiel ſie ſo wohl, daß er eine Zeich-
nung davon mitnahm, um einen Pferdeſtall
darnach anlegen zu laſſen.

Die vier Bruͤcken, die uͤber die Adige
laufen, ſind, in Ruͤckſicht der Laͤnge und der
Groͤße des Anblicks, mit keiner der beruͤhm-
tern deutſchen zu vergleichen. Die einzige
Bruͤcke beym alten Schloſſe (Castel vecchio)
hat einen Bogen, der ſich durch die kuͤhne

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[85/0093] vierzig Schuh breit, und doch ſo flach gehal- ten iſt, daß ſie in einem Winkel von nur fuͤnf und vierzig Graden ſich an die Mauer lehnt. Dieſe ſchwere architektoniſche Aufgabe iſt mit einer Leichtigkeit ausgefuͤhrt, und mit einer Feſtigkeit, welcher drey Jahrhunderte, mit allem ihren Regen und Schnee, noch kei- nen Riß, noch keinen ausgeſprungenen Stein, haben abgewinnen koͤnnen. Der breite und hohe Eingang, einige Schießſcharten und uͤber denſelben und in der Decke angebrachte Luft- loͤcher, geben dem Ganzen ein trefliches Licht. Einem deutſchen Fuͤrſten, der dieſe Kaſamatte beſah, gefiel ſie ſo wohl, daß er eine Zeich- nung davon mitnahm, um einen Pferdeſtall darnach anlegen zu laſſen. Die vier Bruͤcken, die uͤber die Adige laufen, ſind, in Ruͤckſicht der Laͤnge und der Groͤße des Anblicks, mit keiner der beruͤhm- tern deutſchen zu vergleichen. Die einzige Bruͤcke beym alten Schloſſe (Castel vecchio) hat einen Bogen, der ſich durch die kuͤhne

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/93>, abgerufen am 24.11.2024.