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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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schlingen sie sich in einander und laufen in
Gewinden durch alle Alleen. Das Land zwi-
schen diesen ist bearbeitet, und Feldfrüchte al-
ler Art werden auf demselben gezogen. Es
ist ein Gedanke, der für den Boden der
Lombardey Achtung erweckt, daß er fast zu
gleicher Zeit Getreide und Wein hervorbringt
und den Seidenbau möglich macht. Hier
herum ist er übrigens noch so steinigt, daß
die Bäume aus den Steinen selbst hervor-
zuwachsen scheinen, und daß die eigentliche
Erde kaum sichtbar wird. Diese ist ocker-
braun gefärbt, wie die Steine, die ganz die-
selben sind aus welchen die Berge von Sa-
lurn bis vor Volargine bestehen. Je mehr
der Fleiß diesen Boden überwindet, desto
fruchtbarer wird er; und je weiter man ge-
gen Verona hinab kömmt, in desto ergiebi-
gerem Stande ist er schon. Um die Mitte
des Weges fand ich ein artiges Lustschloß,
das die Nähe einer großen Stadt verkün-
digte. Es war jüngst erst angelegt und fiel

ſchlingen ſie ſich in einander und laufen in
Gewinden durch alle Alleen. Das Land zwi-
ſchen dieſen iſt bearbeitet, und Feldfruͤchte al-
ler Art werden auf demſelben gezogen. Es
iſt ein Gedanke, der fuͤr den Boden der
Lombardey Achtung erweckt, daß er faſt zu
gleicher Zeit Getreide und Wein hervorbringt
und den Seidenbau moͤglich macht. Hier
herum iſt er uͤbrigens noch ſo ſteinigt, daß
die Baͤume aus den Steinen ſelbſt hervor-
zuwachſen ſcheinen, und daß die eigentliche
Erde kaum ſichtbar wird. Dieſe iſt ocker-
braun gefaͤrbt, wie die Steine, die ganz die-
ſelben ſind aus welchen die Berge von Sa-
lurn bis vor Volargine beſtehen. Je mehr
der Fleiß dieſen Boden uͤberwindet, deſto
fruchtbarer wird er; und je weiter man ge-
gen Verona hinab koͤmmt, in deſto ergiebi-
gerem Stande iſt er ſchon. Um die Mitte
des Weges fand ich ein artiges Luſtſchloß,
das die Naͤhe einer großen Stadt verkuͤn-
digte. Es war juͤngſt erſt angelegt und fiel

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[68/0076] ſchlingen ſie ſich in einander und laufen in Gewinden durch alle Alleen. Das Land zwi- ſchen dieſen iſt bearbeitet, und Feldfruͤchte al- ler Art werden auf demſelben gezogen. Es iſt ein Gedanke, der fuͤr den Boden der Lombardey Achtung erweckt, daß er faſt zu gleicher Zeit Getreide und Wein hervorbringt und den Seidenbau moͤglich macht. Hier herum iſt er uͤbrigens noch ſo ſteinigt, daß die Baͤume aus den Steinen ſelbſt hervor- zuwachſen ſcheinen, und daß die eigentliche Erde kaum ſichtbar wird. Dieſe iſt ocker- braun gefaͤrbt, wie die Steine, die ganz die- ſelben ſind aus welchen die Berge von Sa- lurn bis vor Volargine beſtehen. Je mehr der Fleiß dieſen Boden uͤberwindet, deſto fruchtbarer wird er; und je weiter man ge- gen Verona hinab koͤmmt, in deſto ergiebi- gerem Stande iſt er ſchon. Um die Mitte des Weges fand ich ein artiges Luſtſchloß, das die Naͤhe einer großen Stadt verkuͤn- digte. Es war juͤngſt erſt angelegt und fiel

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/76>, abgerufen am 24.11.2024.