Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

bestreicht, hat die Signoria für sich be-
halten.

Unmittelbar an den Adel schließt sich in
Verona ein Mittelstand, der eine Art
von niederem oder bürgerlichen Adel, oder Pa-
triziat behauptet, weil aus ihm viele Stellen
in dem großen und kleinen Rathe und über-
haupt in der Stadtregierung besetzt werden.
Dies sind die Kollegien der Advokaten, Pro-
kuratoren, Rechtslehrer und Doktoren der
Medicin, auch die Mitglieder der Kaufmann-
schaft. Da Verona bey seiner Unterwerfung
an Venedig eine demokratische Verfassung
hatte, welche die Oberherren der Stadt, um
sich selbst gegen die Uebermacht des Adels zu
erhalten, beständig begünstigten: so blieben
diesem Mittelstande seine Rechte auf den Zu-
tritt zum großen Rathe auch nach der Unter-
werfung, und Venedig benutzt denselben eben-
falls, um den höhern Adel in Zaum zu hal-
ten, doch nicht ohne zugleich auch auf ihn ein
wachsames Auge zu haben. Denn da viele

beſtreicht, hat die Signoria fuͤr ſich be-
halten.

Unmittelbar an den Adel ſchließt ſich in
Verona ein Mittelſtand, der eine Art
von niederem oder buͤrgerlichen Adel, oder Pa-
triziat behauptet, weil aus ihm viele Stellen
in dem großen und kleinen Rathe und uͤber-
haupt in der Stadtregierung beſetzt werden.
Dies ſind die Kollegien der Advokaten, Pro-
kuratoren, Rechtslehrer und Doktoren der
Medicin, auch die Mitglieder der Kaufmann-
ſchaft. Da Verona bey ſeiner Unterwerfung
an Venedig eine demokratiſche Verfaſſung
hatte, welche die Oberherren der Stadt, um
ſich ſelbſt gegen die Uebermacht des Adels zu
erhalten, beſtaͤndig beguͤnſtigten: ſo blieben
dieſem Mittelſtande ſeine Rechte auf den Zu-
tritt zum großen Rathe auch nach der Unter-
werfung, und Venedig benutzt denſelben eben-
falls, um den hoͤhern Adel in Zaum zu hal-
ten, doch nicht ohne zugleich auch auf ihn ein
wachſames Auge zu haben. Denn da viele

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="152"/>
be&#x017F;treicht, hat die Signoria fu&#x0364;r &#x017F;ich be-<lb/>
halten.</p><lb/>
          <p>Unmittelbar an den Adel &#x017F;chließt &#x017F;ich in<lb/>
Verona ein <hi rendition="#g">Mittel&#x017F;tand</hi>, der eine Art<lb/>
von niederem oder bu&#x0364;rgerlichen Adel, oder Pa-<lb/>
triziat behauptet, weil aus ihm viele Stellen<lb/>
in dem großen und kleinen Rathe und u&#x0364;ber-<lb/>
haupt in der Stadtregierung be&#x017F;etzt werden.<lb/>
Dies &#x017F;ind die Kollegien der Advokaten, Pro-<lb/>
kuratoren, Rechtslehrer und Doktoren der<lb/>
Medicin, auch die Mitglieder der Kaufmann-<lb/>
&#x017F;chaft. Da Verona bey &#x017F;einer Unterwerfung<lb/>
an Venedig eine demokrati&#x017F;che Verfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
hatte, welche die Oberherren der Stadt, um<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gegen die Uebermacht des Adels zu<lb/>
erhalten, be&#x017F;ta&#x0364;ndig begu&#x0364;n&#x017F;tigten: &#x017F;o blieben<lb/>
die&#x017F;em Mittel&#x017F;tande &#x017F;eine Rechte auf den Zu-<lb/>
tritt zum großen Rathe auch nach der Unter-<lb/>
werfung, und Venedig benutzt den&#x017F;elben eben-<lb/>
falls, um den ho&#x0364;hern Adel in Zaum zu hal-<lb/>
ten, doch nicht ohne zugleich auch auf ihn ein<lb/>
wach&#x017F;ames Auge zu haben. Denn da viele<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0160] beſtreicht, hat die Signoria fuͤr ſich be- halten. Unmittelbar an den Adel ſchließt ſich in Verona ein Mittelſtand, der eine Art von niederem oder buͤrgerlichen Adel, oder Pa- triziat behauptet, weil aus ihm viele Stellen in dem großen und kleinen Rathe und uͤber- haupt in der Stadtregierung beſetzt werden. Dies ſind die Kollegien der Advokaten, Pro- kuratoren, Rechtslehrer und Doktoren der Medicin, auch die Mitglieder der Kaufmann- ſchaft. Da Verona bey ſeiner Unterwerfung an Venedig eine demokratiſche Verfaſſung hatte, welche die Oberherren der Stadt, um ſich ſelbſt gegen die Uebermacht des Adels zu erhalten, beſtaͤndig beguͤnſtigten: ſo blieben dieſem Mittelſtande ſeine Rechte auf den Zu- tritt zum großen Rathe auch nach der Unter- werfung, und Venedig benutzt denſelben eben- falls, um den hoͤhern Adel in Zaum zu hal- ten, doch nicht ohne zugleich auch auf ihn ein wachſames Auge zu haben. Denn da viele

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/160
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/160>, abgerufen am 01.05.2024.