Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.sehr nüchtern und überlegt, und gewisse An- Der veronesische Adel ist Liebhaber und ſehr nuͤchtern und uͤberlegt, und gewiſſe An- Der veroneſiſche Adel iſt Liebhaber und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="142"/> ſehr nuͤchtern und uͤberlegt, und gewiſſe An-<lb/> wandlungen von Großmuth, von koſtſpilliger<lb/> Theilnehmung, von gutherziger Pralerey, die<lb/> bey den genannten Nationen noch haͤufig ge-<lb/> nug ſind, werden unter ihnen nicht bemerkt.<lb/> Wer deshalb nicht ſelbſt fuͤr ſich ſorgt, koͤnnte<lb/> leicht vor den Pallaͤſten ſeiner reichen Ver-<lb/> wandten verhungern. Dieſer Umſtand fuͤhrt<lb/> den andern herbey, daß in Jtalien nichts um-<lb/> ſonſt geſchieht, daß man Gefaͤlligkeiten, Lie-<lb/> besdienſte, Aufopferungen nicht kennt, und daß<lb/> man nirgends in der Welt, von fruͤher Kind-<lb/> heit an, ſeinen Vortheil ſo wohl verſteht.<lb/> Es iſt auffallend, wie kindlich unter andern<lb/> der deutſche Charakter in dieſem Punkt gegen<lb/> den italieniſchen erſcheint. Dahin gehoͤrige<lb/> Aeußerungen des erſtern begreift der letztere<lb/> nicht, oder findet ſie einfaͤltig und laͤcherlich.</p><lb/> <p>Der veroneſiſche Adel iſt Liebhaber und<lb/> Befoͤrderer der ſchoͤnen und nuͤtzlichen Wiſſen-<lb/> ſchaften und Kuͤnſte. Seine Vaterſtadt ſteht<lb/> ſeit lange ſchon in dem Rufe, daß ſie dieſelben<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0150]
ſehr nuͤchtern und uͤberlegt, und gewiſſe An-
wandlungen von Großmuth, von koſtſpilliger
Theilnehmung, von gutherziger Pralerey, die
bey den genannten Nationen noch haͤufig ge-
nug ſind, werden unter ihnen nicht bemerkt.
Wer deshalb nicht ſelbſt fuͤr ſich ſorgt, koͤnnte
leicht vor den Pallaͤſten ſeiner reichen Ver-
wandten verhungern. Dieſer Umſtand fuͤhrt
den andern herbey, daß in Jtalien nichts um-
ſonſt geſchieht, daß man Gefaͤlligkeiten, Lie-
besdienſte, Aufopferungen nicht kennt, und daß
man nirgends in der Welt, von fruͤher Kind-
heit an, ſeinen Vortheil ſo wohl verſteht.
Es iſt auffallend, wie kindlich unter andern
der deutſche Charakter in dieſem Punkt gegen
den italieniſchen erſcheint. Dahin gehoͤrige
Aeußerungen des erſtern begreift der letztere
nicht, oder findet ſie einfaͤltig und laͤcherlich.
Der veroneſiſche Adel iſt Liebhaber und
Befoͤrderer der ſchoͤnen und nuͤtzlichen Wiſſen-
ſchaften und Kuͤnſte. Seine Vaterſtadt ſteht
ſeit lange ſchon in dem Rufe, daß ſie dieſelben
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