tuch überzogenen Hute; und man wundert sich, wenn man die deutschen Begriffe noch nicht abgelegt hat, Männer von diesem Aeu- ßern mit "Conte Bevilacqua", "Pellegrini", "Giusti", "Pompei", "Canossa" etc. anre- den zu hören. Die Jüngeren von Adel tra- gen sich allerdings neuer, und zwar, seit ei- niger Zeit, in seynsollenden englischem Ge- schmack; aber die Zusammensetzung ihres An- zuges ist zum Theil sehr wunderlich; und was, zum Beyspiel, bey den Engländern durchaus Tuch, oder Leder, oder Baumwolle seyn muß, ist hier Seide, Seide und Seide. Die Fein- heit und Sauberkeit der Engländer in ihren Kleidungsstücken, ihre bescheidenen und halt- baren Farben, ihre Einfachheit in Schnallen, Uhrketten und Haarputz, ihr runder Hut, ihr ungezwungener, oft auch ungezogener, An- stand -- sind lauter Dinge, die gegen den Charakter und mithin gegen den Geschmack der Jtaliener anstoßen; und wenn sie sich ein- zeln in einem englischen Frack, oder in einem
tuch uͤberzogenen Hute; und man wundert ſich, wenn man die deutſchen Begriffe noch nicht abgelegt hat, Maͤnner von dieſem Aeu- ßern mit „Conte Bevilacqua“, „Pellegrini“, „Giusti“, „Pompei“, „Canossa“ ꝛc. anre- den zu hoͤren. Die Juͤngeren von Adel tra- gen ſich allerdings neuer, und zwar, ſeit ei- niger Zeit, in ſeynſollenden engliſchem Ge- ſchmack; aber die Zuſammenſetzung ihres An- zuges iſt zum Theil ſehr wunderlich; und was, zum Beyſpiel, bey den Englaͤndern durchaus Tuch, oder Leder, oder Baumwolle ſeyn muß, iſt hier Seide, Seide und Seide. Die Fein- heit und Sauberkeit der Englaͤnder in ihren Kleidungsſtuͤcken, ihre beſcheidenen und halt- baren Farben, ihre Einfachheit in Schnallen, Uhrketten und Haarputz, ihr runder Hut, ihr ungezwungener, oft auch ungezogener, An- ſtand — ſind lauter Dinge, die gegen den Charakter und mithin gegen den Geſchmack der Jtaliener anſtoßen; und wenn ſie ſich ein- zeln in einem engliſchen Frack, oder in einem
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tuch uͤberzogenen Hute; und man wundert
ſich, wenn man die deutſchen Begriffe noch
nicht abgelegt hat, Maͤnner von dieſem Aeu-
ßern mit „Conte Bevilacqua“, „Pellegrini“,
„Giusti“, „Pompei“, „Canossa“ ꝛc. anre-
den zu hoͤren. Die Juͤngeren von Adel tra-
gen ſich allerdings neuer, und zwar, ſeit ei-
niger Zeit, in ſeynſollenden engliſchem Ge-
ſchmack; aber die Zuſammenſetzung ihres An-
zuges iſt zum Theil ſehr wunderlich; und was,
zum Beyſpiel, bey den Englaͤndern durchaus
Tuch, oder Leder, oder Baumwolle ſeyn muß,
iſt hier Seide, Seide und Seide. Die Fein-
heit und Sauberkeit der Englaͤnder in ihren
Kleidungsſtuͤcken, ihre beſcheidenen und halt-
baren Farben, ihre Einfachheit in Schnallen,
Uhrketten und Haarputz, ihr runder Hut, ihr
ungezwungener, oft auch ungezogener, An-
ſtand — ſind lauter Dinge, die gegen den
Charakter und mithin gegen den Geſchmack
der Jtaliener anſtoßen; und wenn ſie ſich ein-
zeln in einem engliſchen Frack, oder in einem
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/133>, abgerufen am 16.02.2025.
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