Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Der Prinz verbeugte sich, und Leonore wußte nicht mehr, was sie den Schmeicheleien des geistreichen Fürsten erwidern sollte. Er verließ sie von nun an kaum mehr und machte ihr in höchst auffallender Weise den Hof. VII. Das Fest war zu Ende. Die Equipagen rollten mit den Gästen davon. Joseph hatte seine Frau den leeren Platz im Wagen eines Herrn von Mollenbach, eines Landedelmanns aus der Gegend von Windschrot, einnehmen sehen, dann kehrte er in die Säle zurück, um von Leonoren Abschied zu nehmen. Frau von Breteuil hatte eben ihren Arm ergriffen, um sie nach oben in ihre Wohnzimmer zu führen. Leonore, flüsterte Joseph ihr ins Ohr -- Leonore, sei klug -- stoße nicht zurück, was das Glück dir in den Schooß wirft, und -- denke an die Lage unsers Hauses! -- Frau von Breteuil, fügte er dann laut hinzu, ich werde morgen meine Schwester abholen und Ihnen sagen, wie tief Sie mich verpflichten. Er wandte sich und eilte fort, ohne auf Leonorens ängstlichen Ruf zu hören, die, erschrocken über seine mysteriösen Andeutungen, eine Menge Fragen an ihn richten wollte. Kommen Sie, Mademoiselle, kommen Sie, sagte Der Prinz verbeugte sich, und Leonore wußte nicht mehr, was sie den Schmeicheleien des geistreichen Fürsten erwidern sollte. Er verließ sie von nun an kaum mehr und machte ihr in höchst auffallender Weise den Hof. VII. Das Fest war zu Ende. Die Equipagen rollten mit den Gästen davon. Joseph hatte seine Frau den leeren Platz im Wagen eines Herrn von Mollenbach, eines Landedelmanns aus der Gegend von Windschrot, einnehmen sehen, dann kehrte er in die Säle zurück, um von Leonoren Abschied zu nehmen. Frau von Breteuil hatte eben ihren Arm ergriffen, um sie nach oben in ihre Wohnzimmer zu führen. Leonore, flüsterte Joseph ihr ins Ohr — Leonore, sei klug — stoße nicht zurück, was das Glück dir in den Schooß wirft, und — denke an die Lage unsers Hauses! — Frau von Breteuil, fügte er dann laut hinzu, ich werde morgen meine Schwester abholen und Ihnen sagen, wie tief Sie mich verpflichten. Er wandte sich und eilte fort, ohne auf Leonorens ängstlichen Ruf zu hören, die, erschrocken über seine mysteriösen Andeutungen, eine Menge Fragen an ihn richten wollte. Kommen Sie, Mademoiselle, kommen Sie, sagte <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <pb facs="#f0088"/> <p>Der Prinz verbeugte sich, und Leonore wußte nicht mehr, was sie den Schmeicheleien des geistreichen Fürsten erwidern sollte. Er verließ sie von nun an kaum mehr und machte ihr in höchst auffallender Weise den Hof.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="7"> <head>VII.</head> <p>Das Fest war zu Ende. Die Equipagen rollten mit den Gästen davon. Joseph hatte seine Frau den leeren Platz im Wagen eines Herrn von Mollenbach, eines Landedelmanns aus der Gegend von Windschrot, einnehmen sehen, dann kehrte er in die Säle zurück, um von Leonoren Abschied zu nehmen. Frau von Breteuil hatte eben ihren Arm ergriffen, um sie nach oben in ihre Wohnzimmer zu führen.</p><lb/> <p>Leonore, flüsterte Joseph ihr ins Ohr — Leonore, sei klug — stoße nicht zurück, was das Glück dir in den Schooß wirft, und — denke an die Lage unsers Hauses! — Frau von Breteuil, fügte er dann laut hinzu, ich werde morgen meine Schwester abholen und Ihnen sagen, wie tief Sie mich verpflichten.</p><lb/> <p>Er wandte sich und eilte fort, ohne auf Leonorens ängstlichen Ruf zu hören, die, erschrocken über seine mysteriösen Andeutungen, eine Menge Fragen an ihn richten wollte.</p><lb/> <p>Kommen Sie, Mademoiselle, kommen Sie, sagte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0088]
Der Prinz verbeugte sich, und Leonore wußte nicht mehr, was sie den Schmeicheleien des geistreichen Fürsten erwidern sollte. Er verließ sie von nun an kaum mehr und machte ihr in höchst auffallender Weise den Hof.
VII. Das Fest war zu Ende. Die Equipagen rollten mit den Gästen davon. Joseph hatte seine Frau den leeren Platz im Wagen eines Herrn von Mollenbach, eines Landedelmanns aus der Gegend von Windschrot, einnehmen sehen, dann kehrte er in die Säle zurück, um von Leonoren Abschied zu nehmen. Frau von Breteuil hatte eben ihren Arm ergriffen, um sie nach oben in ihre Wohnzimmer zu führen.
Leonore, flüsterte Joseph ihr ins Ohr — Leonore, sei klug — stoße nicht zurück, was das Glück dir in den Schooß wirft, und — denke an die Lage unsers Hauses! — Frau von Breteuil, fügte er dann laut hinzu, ich werde morgen meine Schwester abholen und Ihnen sagen, wie tief Sie mich verpflichten.
Er wandte sich und eilte fort, ohne auf Leonorens ängstlichen Ruf zu hören, die, erschrocken über seine mysteriösen Andeutungen, eine Menge Fragen an ihn richten wollte.
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(2017-03-16T11:53:40Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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