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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Stammschloß die reine Luft zu athmen, welche meinem durch diese Verbindung gedemüthigten Herzen wohl thun wird. Inmitten meiner einstigen Gutsunterthanen will ich fühlen, daß ich trotz der Frau an meiner Seite, mit ihrem lächerlichen Butterquirl im Signet, der Sohn und Erbe meiner Väter bin. Meine gute Frau ist gespannt auf meine Heimat. Sich als Frau von Windschrot auf ihren Gütern zu sehen, macht seit Monaten das Ziel ihrer liebsten Träumereien aus. Du kannst dir denken, liebe Leonore, daß ich in meinen Schilderungen meinem Herkommen und meinem Vaterhause kein Unrecht gethan habe. Darum bitte ich, meine theure Schwester, biete Alles auf, was in deiner Macht steht, um meine Schilderungen nicht Lügen strafen zu lassen. Meine Frau ist verwöhnt. Darum sieh zunächst vor allen Dingen nach der Einrichtung der Zimmer, welche du uns anweisest. Ich denke, die Reihe Gemächer nach dem Baumgarten hinaus, welche der Rittmeister bewohnte, ist am passendsten. Oder haben seine Essenzen und Kochereien die blaue Tapete des Vorsaals zu sehr ruinirt? Laß die Bauern aufbieten, sie mögen immerhin einige Frohntage auf das folgende Dienstjahr voraus leisten. Es ist durchaus nöthig, daß der Garten in vollständige Ordnung gebracht werde, daß man den Weg in der großen Allee fahrbar mache, und vor allen Dingen, daß der Schloßgraben ausgeschlammt und das Schilf, welches schon während meiner Anwesenheit ihn ganz ausfüllte, daraus entfernt werde.

Stammschloß die reine Luft zu athmen, welche meinem durch diese Verbindung gedemüthigten Herzen wohl thun wird. Inmitten meiner einstigen Gutsunterthanen will ich fühlen, daß ich trotz der Frau an meiner Seite, mit ihrem lächerlichen Butterquirl im Signet, der Sohn und Erbe meiner Väter bin. Meine gute Frau ist gespannt auf meine Heimat. Sich als Frau von Windschrot auf ihren Gütern zu sehen, macht seit Monaten das Ziel ihrer liebsten Träumereien aus. Du kannst dir denken, liebe Leonore, daß ich in meinen Schilderungen meinem Herkommen und meinem Vaterhause kein Unrecht gethan habe. Darum bitte ich, meine theure Schwester, biete Alles auf, was in deiner Macht steht, um meine Schilderungen nicht Lügen strafen zu lassen. Meine Frau ist verwöhnt. Darum sieh zunächst vor allen Dingen nach der Einrichtung der Zimmer, welche du uns anweisest. Ich denke, die Reihe Gemächer nach dem Baumgarten hinaus, welche der Rittmeister bewohnte, ist am passendsten. Oder haben seine Essenzen und Kochereien die blaue Tapete des Vorsaals zu sehr ruinirt? Laß die Bauern aufbieten, sie mögen immerhin einige Frohntage auf das folgende Dienstjahr voraus leisten. Es ist durchaus nöthig, daß der Garten in vollständige Ordnung gebracht werde, daß man den Weg in der großen Allee fahrbar mache, und vor allen Dingen, daß der Schloßgraben ausgeschlammt und das Schilf, welches schon während meiner Anwesenheit ihn ganz ausfüllte, daraus entfernt werde.

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Stammschloß die      reine Luft zu athmen, welche meinem durch diese Verbindung gedemüthigten Herzen wohl thun wird.      Inmitten meiner einstigen Gutsunterthanen will ich fühlen, daß ich trotz der Frau an meiner      Seite, mit ihrem lächerlichen Butterquirl im Signet, der Sohn und Erbe meiner Väter bin. Meine      gute Frau ist gespannt auf meine Heimat. Sich als Frau von Windschrot auf ihren Gütern zu      sehen, macht seit Monaten das Ziel ihrer liebsten Träumereien aus. Du kannst dir denken, liebe      Leonore, daß ich in meinen Schilderungen meinem Herkommen und meinem Vaterhause kein Unrecht      gethan habe. Darum bitte ich, meine theure Schwester, biete Alles auf, was in deiner Macht      steht, um meine Schilderungen nicht Lügen strafen zu lassen. Meine Frau ist verwöhnt. Darum      sieh zunächst vor allen Dingen nach der Einrichtung der Zimmer, welche du uns anweisest. Ich      denke, die Reihe Gemächer nach dem Baumgarten hinaus, welche der Rittmeister bewohnte, ist am      passendsten. Oder haben seine Essenzen und Kochereien die blaue Tapete des Vorsaals zu sehr      ruinirt? Laß die Bauern aufbieten, sie mögen immerhin einige Frohntage auf das folgende      Dienstjahr voraus leisten. Es ist durchaus nöthig, daß der Garten in vollständige Ordnung      gebracht werde, daß man den Weg in der großen Allee fahrbar mache, und vor allen Dingen, daß      der Schloßgraben ausgeschlammt und das Schilf, welches schon während meiner Anwesenheit ihn      ganz ausfüllte, daraus entfernt werde.</p><lb/>
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[0036] Stammschloß die reine Luft zu athmen, welche meinem durch diese Verbindung gedemüthigten Herzen wohl thun wird. Inmitten meiner einstigen Gutsunterthanen will ich fühlen, daß ich trotz der Frau an meiner Seite, mit ihrem lächerlichen Butterquirl im Signet, der Sohn und Erbe meiner Väter bin. Meine gute Frau ist gespannt auf meine Heimat. Sich als Frau von Windschrot auf ihren Gütern zu sehen, macht seit Monaten das Ziel ihrer liebsten Träumereien aus. Du kannst dir denken, liebe Leonore, daß ich in meinen Schilderungen meinem Herkommen und meinem Vaterhause kein Unrecht gethan habe. Darum bitte ich, meine theure Schwester, biete Alles auf, was in deiner Macht steht, um meine Schilderungen nicht Lügen strafen zu lassen. Meine Frau ist verwöhnt. Darum sieh zunächst vor allen Dingen nach der Einrichtung der Zimmer, welche du uns anweisest. Ich denke, die Reihe Gemächer nach dem Baumgarten hinaus, welche der Rittmeister bewohnte, ist am passendsten. Oder haben seine Essenzen und Kochereien die blaue Tapete des Vorsaals zu sehr ruinirt? Laß die Bauern aufbieten, sie mögen immerhin einige Frohntage auf das folgende Dienstjahr voraus leisten. Es ist durchaus nöthig, daß der Garten in vollständige Ordnung gebracht werde, daß man den Weg in der großen Allee fahrbar mache, und vor allen Dingen, daß der Schloßgraben ausgeschlammt und das Schilf, welches schon während meiner Anwesenheit ihn ganz ausfüllte, daraus entfernt werde.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/36>, abgerufen am 26.11.2024.