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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Mädchen so schnippisch und naseweis, daß es zehn Meilen in der Runde nichts Aehnliches von trutziger Vornehmheit unter Fräulein und Jünkerchen gab.

Gott schütze sie, sagte die Tante in stolzer Selbstzufriedenheit mit ihrem Werke; sie werden den Namen Windschrot schon wieder zu Ehren bringen!

Joseph war neunzehn Jahre alt, Leonore siebzehn, als die pecuniären Verhältnisse des Barons sich in einer Weise verwirrt zeigten, daß die Tante in ihr Stift zurückzukehren für gut fand und Joseph von der Universität, wo er den Studien oblag, zurückberufen werden mußte, weil der Vater kein Geld für seine Bedürfnisse mehr aufzubringen vermochte. Dies war ein furchtbarer Schlag für den hochmüthigen jungen Mann. Er glaute sich in den Augen aller seiner Mitstudirenden geschändet, und ohne von Einem derselben Abschied zu nehmen, eilte er in verzweifelter Stimmung heim.

Als er zurückgekehrt war, hatte er eine furchtbare Scene mit dem Vater. In der Leidenschaft seines gekränkten Stolzes, die furchtbar auflohte, als er aus seines Vaters halben Geständnissen die ganze Wahrheit schließen mußte, vergaß er sich bis zu Schmähungen und Ausdrücken, welche der alte Verschwender mit Schlägen seiner Reitpeitsche strafen wollte. Joseph zog, seiner nicht mehr mächtig, zur Abwehr den Degen wider seinen Vater, und dann verließ er mit stolzen Schritten das Zimmer, verfolgt von den Flüchen und donnern-

Mädchen so schnippisch und naseweis, daß es zehn Meilen in der Runde nichts Aehnliches von trutziger Vornehmheit unter Fräulein und Jünkerchen gab.

Gott schütze sie, sagte die Tante in stolzer Selbstzufriedenheit mit ihrem Werke; sie werden den Namen Windschrot schon wieder zu Ehren bringen!

Joseph war neunzehn Jahre alt, Leonore siebzehn, als die pecuniären Verhältnisse des Barons sich in einer Weise verwirrt zeigten, daß die Tante in ihr Stift zurückzukehren für gut fand und Joseph von der Universität, wo er den Studien oblag, zurückberufen werden mußte, weil der Vater kein Geld für seine Bedürfnisse mehr aufzubringen vermochte. Dies war ein furchtbarer Schlag für den hochmüthigen jungen Mann. Er glaute sich in den Augen aller seiner Mitstudirenden geschändet, und ohne von Einem derselben Abschied zu nehmen, eilte er in verzweifelter Stimmung heim.

Als er zurückgekehrt war, hatte er eine furchtbare Scene mit dem Vater. In der Leidenschaft seines gekränkten Stolzes, die furchtbar auflohte, als er aus seines Vaters halben Geständnissen die ganze Wahrheit schließen mußte, vergaß er sich bis zu Schmähungen und Ausdrücken, welche der alte Verschwender mit Schlägen seiner Reitpeitsche strafen wollte. Joseph zog, seiner nicht mehr mächtig, zur Abwehr den Degen wider seinen Vater, und dann verließ er mit stolzen Schritten das Zimmer, verfolgt von den Flüchen und donnern-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/27>, abgerufen am 22.11.2024.