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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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weisen Grundsätzen, welche bisher die unabänderliche Richtschnur aller Windschrote gebildet und die Ehre des Hauses in allen schwierigen Lagen und kritischen Augenblicken oben erhalten hatten, etwas seinem durchaus räthselhaften Charakter einzuprägen. Der würdige Stolz seiner Ahnen fehlte ihm vor allen Dingen ganz und gar. Er kannte kein größeres Vergnügen, als sich mit den Bauernbuben im Dorfe umherzutummeln und gleich ihnen mit bloßen Füßen umherzulaufen. Als er größer wurde, verstärkten sich diese gemeinen Neigungen nur immer mehr; sie erstreckten sich bald nicht allein über die Buben, sondern auch über ihre Schwestern; und weit entfernt, durch diese Erweiterung an Innigkeit abzunehmen, wurden sie nur immer scandalöser. Kurz, dem Hause Windschrot war in seinem jüngsten Sprossen ein wahrer Taugenichts erblüht, welcher aller pädagogischen Weisheit, die sich an ihm erproben wollte, eine glänzende Niederlage beibrachte. Stephan wurde endlich nach Mainz gesandt, um bei den Pagen des kurfürstlichen Hofes unter strenger Zucht Sitte und cavaliermäßiges Benehmen zu lernen. Der Pagenhofmeister erklärte nach einem halben Jahre, daß er des Ausbunds nicht mehr Meister werden könne. Man übergab ihn nun einem Jesuitencollegium zur Erziehung; nach einem Jahre entließen ihn die frommen Väter, weil sie vollständig daran verzweifelten, den Wildfang in die Fußstapfen des heiligen Aloysius, dieses ihres Spiegels seraphischer Lebensheiligkeit, treten zu sehen!

weisen Grundsätzen, welche bisher die unabänderliche Richtschnur aller Windschrote gebildet und die Ehre des Hauses in allen schwierigen Lagen und kritischen Augenblicken oben erhalten hatten, etwas seinem durchaus räthselhaften Charakter einzuprägen. Der würdige Stolz seiner Ahnen fehlte ihm vor allen Dingen ganz und gar. Er kannte kein größeres Vergnügen, als sich mit den Bauernbuben im Dorfe umherzutummeln und gleich ihnen mit bloßen Füßen umherzulaufen. Als er größer wurde, verstärkten sich diese gemeinen Neigungen nur immer mehr; sie erstreckten sich bald nicht allein über die Buben, sondern auch über ihre Schwestern; und weit entfernt, durch diese Erweiterung an Innigkeit abzunehmen, wurden sie nur immer scandalöser. Kurz, dem Hause Windschrot war in seinem jüngsten Sprossen ein wahrer Taugenichts erblüht, welcher aller pädagogischen Weisheit, die sich an ihm erproben wollte, eine glänzende Niederlage beibrachte. Stephan wurde endlich nach Mainz gesandt, um bei den Pagen des kurfürstlichen Hofes unter strenger Zucht Sitte und cavaliermäßiges Benehmen zu lernen. Der Pagenhofmeister erklärte nach einem halben Jahre, daß er des Ausbunds nicht mehr Meister werden könne. Man übergab ihn nun einem Jesuitencollegium zur Erziehung; nach einem Jahre entließen ihn die frommen Väter, weil sie vollständig daran verzweifelten, den Wildfang in die Fußstapfen des heiligen Aloysius, dieses ihres Spiegels seraphischer Lebensheiligkeit, treten zu sehen!

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[0021] weisen Grundsätzen, welche bisher die unabänderliche Richtschnur aller Windschrote gebildet und die Ehre des Hauses in allen schwierigen Lagen und kritischen Augenblicken oben erhalten hatten, etwas seinem durchaus räthselhaften Charakter einzuprägen. Der würdige Stolz seiner Ahnen fehlte ihm vor allen Dingen ganz und gar. Er kannte kein größeres Vergnügen, als sich mit den Bauernbuben im Dorfe umherzutummeln und gleich ihnen mit bloßen Füßen umherzulaufen. Als er größer wurde, verstärkten sich diese gemeinen Neigungen nur immer mehr; sie erstreckten sich bald nicht allein über die Buben, sondern auch über ihre Schwestern; und weit entfernt, durch diese Erweiterung an Innigkeit abzunehmen, wurden sie nur immer scandalöser. Kurz, dem Hause Windschrot war in seinem jüngsten Sprossen ein wahrer Taugenichts erblüht, welcher aller pädagogischen Weisheit, die sich an ihm erproben wollte, eine glänzende Niederlage beibrachte. Stephan wurde endlich nach Mainz gesandt, um bei den Pagen des kurfürstlichen Hofes unter strenger Zucht Sitte und cavaliermäßiges Benehmen zu lernen. Der Pagenhofmeister erklärte nach einem halben Jahre, daß er des Ausbunds nicht mehr Meister werden könne. Man übergab ihn nun einem Jesuitencollegium zur Erziehung; nach einem Jahre entließen ihn die frommen Väter, weil sie vollständig daran verzweifelten, den Wildfang in die Fußstapfen des heiligen Aloysius, dieses ihres Spiegels seraphischer Lebensheiligkeit, treten zu sehen!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/21>, abgerufen am 25.11.2024.