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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nicht vermochte, vollbrachte die mädchenhafte Angst welche sich jetzt ihrer bemächtigte; sie begann zu weinen, stieß einen Hülfeschrei aus und begann dann mit dem Rest ihrer Kraft auf dem Fußsteige, den sie gekommen, weiter zu eilen.

Plötzlich blieb sie stehen. Sie war zu Tode erschrocken über ein lebendes Etwas, das in geringer Entfernung vor ihr im dichten Unterholz stand und sich bald erhob, bald niederduckte -- es kam auf sie zu -- es sprang, es hüpfte -- ein wunderliches Wesen, eine Alraungestalt -- da stand es vor ihr.

Heda, wer ist das? rief es -- Leonore erkannte in diesem Augenblick den wunderlichen Alten, den der Förster in seinem Dienste hatte.

Bertram pfiff, daß es durch die Waldung gellte; gleich darauf schlug in der Ferne ein Hund an.

Gott steh' uns bei, sagte der seltsame Bursch; Sie sind das, Fräulein? Sie? -- Was hab' ich nicht schon erlebt im Walde: manches sonderbare Geschöpf, bei dem der Mensch sich kreuzigt und das er still gehen läßt; aber ich habe mich nie über solch einen stummen Waldgänger so verwundert, wie ich jetzt thu'.

Du hast wohl Recht; ich habe mich verirrt im Walde. Zeig mir den Weg nach irgend einem Hause.

Das will ich thun, Fräulein. Meine Marderfallen sind in Ordnung. Wir haben nur fünf Minuten bis zu Haus.

Zu welchem Hause?

nicht vermochte, vollbrachte die mädchenhafte Angst welche sich jetzt ihrer bemächtigte; sie begann zu weinen, stieß einen Hülfeschrei aus und begann dann mit dem Rest ihrer Kraft auf dem Fußsteige, den sie gekommen, weiter zu eilen.

Plötzlich blieb sie stehen. Sie war zu Tode erschrocken über ein lebendes Etwas, das in geringer Entfernung vor ihr im dichten Unterholz stand und sich bald erhob, bald niederduckte — es kam auf sie zu — es sprang, es hüpfte — ein wunderliches Wesen, eine Alraungestalt — da stand es vor ihr.

Heda, wer ist das? rief es — Leonore erkannte in diesem Augenblick den wunderlichen Alten, den der Förster in seinem Dienste hatte.

Bertram pfiff, daß es durch die Waldung gellte; gleich darauf schlug in der Ferne ein Hund an.

Gott steh' uns bei, sagte der seltsame Bursch; Sie sind das, Fräulein? Sie? — Was hab' ich nicht schon erlebt im Walde: manches sonderbare Geschöpf, bei dem der Mensch sich kreuzigt und das er still gehen läßt; aber ich habe mich nie über solch einen stummen Waldgänger so verwundert, wie ich jetzt thu'.

Du hast wohl Recht; ich habe mich verirrt im Walde. Zeig mir den Weg nach irgend einem Hause.

Das will ich thun, Fräulein. Meine Marderfallen sind in Ordnung. Wir haben nur fünf Minuten bis zu Haus.

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[0113] nicht vermochte, vollbrachte die mädchenhafte Angst welche sich jetzt ihrer bemächtigte; sie begann zu weinen, stieß einen Hülfeschrei aus und begann dann mit dem Rest ihrer Kraft auf dem Fußsteige, den sie gekommen, weiter zu eilen. Plötzlich blieb sie stehen. Sie war zu Tode erschrocken über ein lebendes Etwas, das in geringer Entfernung vor ihr im dichten Unterholz stand und sich bald erhob, bald niederduckte — es kam auf sie zu — es sprang, es hüpfte — ein wunderliches Wesen, eine Alraungestalt — da stand es vor ihr. Heda, wer ist das? rief es — Leonore erkannte in diesem Augenblick den wunderlichen Alten, den der Förster in seinem Dienste hatte. Bertram pfiff, daß es durch die Waldung gellte; gleich darauf schlug in der Ferne ein Hund an. Gott steh' uns bei, sagte der seltsame Bursch; Sie sind das, Fräulein? Sie? — Was hab' ich nicht schon erlebt im Walde: manches sonderbare Geschöpf, bei dem der Mensch sich kreuzigt und das er still gehen läßt; aber ich habe mich nie über solch einen stummen Waldgänger so verwundert, wie ich jetzt thu'. Du hast wohl Recht; ich habe mich verirrt im Walde. Zeig mir den Weg nach irgend einem Hause. Das will ich thun, Fräulein. Meine Marderfallen sind in Ordnung. Wir haben nur fünf Minuten bis zu Haus. Zu welchem Hause?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/113>, abgerufen am 24.11.2024.