Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.ein geisterhaftes Huschen und Rauschen, etwas, das an das leise Eintauchen eines Ruders erinnerte und an das Flüstern des Windes in jungen Frühlingslaub. Ihre Stimme, leicht umflort und keineswegs stark, war dennoch von demselben geheimnisvollen Zauber durchdrungen, der ihre ganze Erscheinung und Persönlichkeit auszeichnete. Swoyschin vergaß alles, blieb wie verzaubert stehen und horchte. Sie sang ein Lied, das er an schönen Mondscheinnächten öfters von jenen venetianischen Volkssängern gehört hatte, die man, ich weiß nicht recht warum, "pittori" nennt. Ein Lied von Tosti: "Penso". Es fing mit den Worten an: "Penso a la prima volta, che tu volgesti Il sguardo tuo dolcissimo su me." Die rings um sie gelagerten jungen Leute brachen, als sie geendet hatte, in heftigen Beifall aus. Ohne sich auch nur um dieselben zu bekümmern, richtete sie den Blick auf Zdenko. "Nicht wahr," sagte sie mit ihrer langsamen, verträumten Aussprache, "Sie finden es sonderbar, Graf Swoyschin, daß ich hier zur Erbauung des halben Offizierscorps die Bänkelsängerin abgebe. Aber was wollen Sie, man ist doch manchmal gutmütig. Rittmeister von Fink hatte es den andern Herren verraten, daß ich ein wenig singe, und da war auch schon die ein geisterhaftes Huschen und Rauschen, etwas, das an das leise Eintauchen eines Ruders erinnerte und an das Flüstern des Windes in jungen Frühlingslaub. Ihre Stimme, leicht umflort und keineswegs stark, war dennoch von demselben geheimnisvollen Zauber durchdrungen, der ihre ganze Erscheinung und Persönlichkeit auszeichnete. Swoyschin vergaß alles, blieb wie verzaubert stehen und horchte. Sie sang ein Lied, das er an schönen Mondscheinnächten öfters von jenen venetianischen Volkssängern gehört hatte, die man, ich weiß nicht recht warum, „pittori“ nennt. Ein Lied von Tosti: „Penso“. Es fing mit den Worten an: „Penso a la prima volta, che tu volgesti Il sguardo tuo dolcissimo su me.“ Die rings um sie gelagerten jungen Leute brachen, als sie geendet hatte, in heftigen Beifall aus. Ohne sich auch nur um dieselben zu bekümmern, richtete sie den Blick auf Zdenko. „Nicht wahr,“ sagte sie mit ihrer langsamen, verträumten Aussprache, „Sie finden es sonderbar, Graf Swoyschin, daß ich hier zur Erbauung des halben Offizierscorps die Bänkelsängerin abgebe. Aber was wollen Sie, man ist doch manchmal gutmütig. Rittmeister von Fink hatte es den andern Herren verraten, daß ich ein wenig singe, und da war auch schon die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="148"/> ein geisterhaftes Huschen und Rauschen, etwas, das an das leise Eintauchen eines Ruders erinnerte und an das Flüstern des Windes in jungen Frühlingslaub.</p> <p>Ihre Stimme, leicht umflort und keineswegs stark, war dennoch von demselben geheimnisvollen Zauber durchdrungen, der ihre ganze Erscheinung und Persönlichkeit auszeichnete.</p> <p>Swoyschin vergaß alles, blieb wie verzaubert stehen und horchte. Sie sang ein Lied, das er an schönen Mondscheinnächten öfters von jenen venetianischen Volkssängern gehört hatte, die man, ich weiß nicht recht warum, „<hi rendition="#aq">pittori</hi>“ nennt.</p> <p>Ein Lied von Tosti: „Penso“. Es fing mit den Worten an:</p> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">„Penso a la prima volta, che tu volgesti</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Il sguardo tuo dolcissimo su me.“</hi> </l><lb/> </lg> <p>Die rings um sie gelagerten jungen Leute brachen, als sie geendet hatte, in heftigen Beifall aus. Ohne sich auch nur um dieselben zu bekümmern, richtete sie den Blick auf Zdenko.</p> <p>„Nicht wahr,“ sagte sie mit ihrer langsamen, verträumten Aussprache, „Sie finden es sonderbar, Graf Swoyschin, daß ich hier zur Erbauung des halben Offizierscorps die Bänkelsängerin abgebe. Aber was wollen Sie, man ist doch manchmal gutmütig. Rittmeister von Fink hatte es den andern Herren verraten, daß ich ein wenig singe, und da war auch schon die </p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0149]
ein geisterhaftes Huschen und Rauschen, etwas, das an das leise Eintauchen eines Ruders erinnerte und an das Flüstern des Windes in jungen Frühlingslaub.
Ihre Stimme, leicht umflort und keineswegs stark, war dennoch von demselben geheimnisvollen Zauber durchdrungen, der ihre ganze Erscheinung und Persönlichkeit auszeichnete.
Swoyschin vergaß alles, blieb wie verzaubert stehen und horchte. Sie sang ein Lied, das er an schönen Mondscheinnächten öfters von jenen venetianischen Volkssängern gehört hatte, die man, ich weiß nicht recht warum, „pittori“ nennt.
Ein Lied von Tosti: „Penso“. Es fing mit den Worten an:
„Penso a la prima volta, che tu volgesti
Il sguardo tuo dolcissimo su me.“
Die rings um sie gelagerten jungen Leute brachen, als sie geendet hatte, in heftigen Beifall aus. Ohne sich auch nur um dieselben zu bekümmern, richtete sie den Blick auf Zdenko.
„Nicht wahr,“ sagte sie mit ihrer langsamen, verträumten Aussprache, „Sie finden es sonderbar, Graf Swoyschin, daß ich hier zur Erbauung des halben Offizierscorps die Bänkelsängerin abgebe. Aber was wollen Sie, man ist doch manchmal gutmütig. Rittmeister von Fink hatte es den andern Herren verraten, daß ich ein wenig singe, und da war auch schon die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |