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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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wenn Einen die Sehnsucht plagt, so eine kleine, grausame, liebe Närrin wiederzusehen?"

Plötzlich legt er die Hand auf die Brust ... selbst im Mondschein kann sie ihn erbleichen sehen.

Ein dunkler Schimmer zieht sich um seine Augen. "Mein Verband hat sich gelöst - meine Wunde blutet - Adieu, mein Herz, leb' wohl - behalte mich lieb, ich muß fort - eine Ohnmacht könnte mich überraschen - und dann ..."

Er erhebt sich, macht ein paar Schritte - aber das Blut fließt rascher und rascher, - er fühlt, daß es sein Leben ist, das dahin fließt; er bricht zusammen. "Adieu, Julie! ..."

Sie beugt sich über ihn, küßt seine Stirn, seine Schläfen - kann sie ihn da lassen, ohne die Hand zu seiner Rettung zu regen? - Nein, sie will fort, will in die Abtei zurück, Leute rufen zu seiner Hilfe - seiner Rettung, und mag die ganze Welt auch mit Fingern deuten auf sie, was liegt daran!

Fliegenden Schrittes eilt sie hinweg, - aber seltsam, je näher sie der Abtei kommt, desto schwerer haftet ihr Fuß am Boden. Der Mond scheint

wenn Einen die Sehnsucht plagt, so eine kleine, grausame, liebe Närrin wiederzusehen?“

Plötzlich legt er die Hand auf die Brust … selbst im Mondschein kann sie ihn erbleichen sehen.

Ein dunkler Schimmer zieht sich um seine Augen. „Mein Verband hat sich gelöst – meine Wunde blutet – Adieu, mein Herz, leb’ wohl – behalte mich lieb, ich muß fort – eine Ohnmacht könnte mich überraschen – und dann …“

Er erhebt sich, macht ein paar Schritte – aber das Blut fließt rascher und rascher, – er fühlt, daß es sein Leben ist, das dahin fließt; er bricht zusammen. „Adieu, Julie! …“

Sie beugt sich über ihn, küßt seine Stirn, seine Schläfen – kann sie ihn da lassen, ohne die Hand zu seiner Rettung zu regen? – Nein, sie will fort, will in die Abtei zurück, Leute rufen zu seiner Hilfe – seiner Rettung, und mag die ganze Welt auch mit Fingern deuten auf sie, was liegt daran!

Fliegenden Schrittes eilt sie hinweg, – aber seltsam, je näher sie der Abtei kommt, desto schwerer haftet ihr Fuß am Boden. Der Mond scheint

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[94/0094] wenn Einen die Sehnsucht plagt, so eine kleine, grausame, liebe Närrin wiederzusehen?“ Plötzlich legt er die Hand auf die Brust … selbst im Mondschein kann sie ihn erbleichen sehen. Ein dunkler Schimmer zieht sich um seine Augen. „Mein Verband hat sich gelöst – meine Wunde blutet – Adieu, mein Herz, leb’ wohl – behalte mich lieb, ich muß fort – eine Ohnmacht könnte mich überraschen – und dann …“ Er erhebt sich, macht ein paar Schritte – aber das Blut fließt rascher und rascher, – er fühlt, daß es sein Leben ist, das dahin fließt; er bricht zusammen. „Adieu, Julie! …“ Sie beugt sich über ihn, küßt seine Stirn, seine Schläfen – kann sie ihn da lassen, ohne die Hand zu seiner Rettung zu regen? – Nein, sie will fort, will in die Abtei zurück, Leute rufen zu seiner Hilfe – seiner Rettung, und mag die ganze Welt auch mit Fingern deuten auf sie, was liegt daran! Fliegenden Schrittes eilt sie hinweg, – aber seltsam, je näher sie der Abtei kommt, desto schwerer haftet ihr Fuß am Boden. Der Mond scheint

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/94>, abgerufen am 25.11.2024.