Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.hoffähigen Marionetten umdrechseln, die nicht Herz noch Kopf genug haben zu eigenem Wollen und Trachten. Aber da hast Du Dich verrechnet in Julie und mir!" Es war eine Prinzessin von Savoyen-Carignan diese Julie, mit der sich seine Phantasie so liebevoll beschäftigte und die ihm so zärtliche, unorthographische Briefchen schrieb, Mile. Julie Victoire de Soissons. Sie hatten einander öfters gesehen bei Hoffesten und gegenseitige Neigung für einander gefühlt, ohne sich aussprechen zu können, bis sich schließlich eine Gelegenheit gefunden, worauf ein feierliches Gelöbniß zwischen ihnen stattgehabt und ein heimlicher Briefwechsel sich entsponnen hatte. Das wäre so einige Zeit weiter gegangen, ohne daß sich Allzuernstes daraus ergeben hätte, wäre nicht die Werbung eines ältlichen deutschen Herzogs an die junge Dame herangetreten, so daß sie im aufgeregten Widerstand gegen ihre, sehr für den durchlauchtigsten Freier Partei nehmende Familie ihr ganzes Geheimniß preisgab und erklärte, lieber wolle sie ihre blühende Jugend in einem Kloster vergraben, denn hoffähigen Marionetten umdrechseln, die nicht Herz noch Kopf genug haben zu eigenem Wollen und Trachten. Aber da hast Du Dich verrechnet in Julie und mir!“ Es war eine Prinzessin von Savoyen-Carignan diese Julie, mit der sich seine Phantasie so liebevoll beschäftigte und die ihm so zärtliche, unorthographische Briefchen schrieb, Mile. Julie Victoire de Soissons. Sie hatten einander öfters gesehen bei Hoffesten und gegenseitige Neigung für einander gefühlt, ohne sich aussprechen zu können, bis sich schließlich eine Gelegenheit gefunden, worauf ein feierliches Gelöbniß zwischen ihnen stattgehabt und ein heimlicher Briefwechsel sich entsponnen hatte. Das wäre so einige Zeit weiter gegangen, ohne daß sich Allzuernstes daraus ergeben hätte, wäre nicht die Werbung eines ältlichen deutschen Herzogs an die junge Dame herangetreten, so daß sie im aufgeregten Widerstand gegen ihre, sehr für den durchlauchtigsten Freier Partei nehmende Familie ihr ganzes Geheimniß preisgab und erklärte, lieber wolle sie ihre blühende Jugend in einem Kloster vergraben, denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="38"/> hoffähigen Marionetten umdrechseln, die nicht Herz noch Kopf genug haben zu eigenem Wollen und Trachten. Aber da hast Du Dich verrechnet in Julie und mir!“</p> <p>Es war eine Prinzessin von Savoyen-Carignan diese Julie, mit der sich seine Phantasie so liebevoll beschäftigte und die ihm so zärtliche, unorthographische Briefchen schrieb, Mile. Julie Victoire de Soissons. Sie hatten einander öfters gesehen bei Hoffesten und gegenseitige Neigung für einander gefühlt, ohne sich aussprechen zu können, bis sich schließlich eine Gelegenheit gefunden, worauf ein feierliches Gelöbniß zwischen ihnen stattgehabt und ein heimlicher Briefwechsel sich entsponnen hatte. Das wäre so einige Zeit weiter gegangen, ohne daß sich Allzuernstes daraus ergeben hätte, wäre nicht die Werbung eines ältlichen deutschen Herzogs an die junge Dame herangetreten, so daß sie im aufgeregten Widerstand gegen ihre, sehr für den durchlauchtigsten Freier Partei nehmende Familie ihr ganzes Geheimniß preisgab und erklärte, lieber wolle sie ihre blühende Jugend in einem Kloster vergraben, denn </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0038]
hoffähigen Marionetten umdrechseln, die nicht Herz noch Kopf genug haben zu eigenem Wollen und Trachten. Aber da hast Du Dich verrechnet in Julie und mir!“
Es war eine Prinzessin von Savoyen-Carignan diese Julie, mit der sich seine Phantasie so liebevoll beschäftigte und die ihm so zärtliche, unorthographische Briefchen schrieb, Mile. Julie Victoire de Soissons. Sie hatten einander öfters gesehen bei Hoffesten und gegenseitige Neigung für einander gefühlt, ohne sich aussprechen zu können, bis sich schließlich eine Gelegenheit gefunden, worauf ein feierliches Gelöbniß zwischen ihnen stattgehabt und ein heimlicher Briefwechsel sich entsponnen hatte. Das wäre so einige Zeit weiter gegangen, ohne daß sich Allzuernstes daraus ergeben hätte, wäre nicht die Werbung eines ältlichen deutschen Herzogs an die junge Dame herangetreten, so daß sie im aufgeregten Widerstand gegen ihre, sehr für den durchlauchtigsten Freier Partei nehmende Familie ihr ganzes Geheimniß preisgab und erklärte, lieber wolle sie ihre blühende Jugend in einem Kloster vergraben, denn
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