Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.die Ludwig, den Vielgeliebten, zum Grabe geleitet. Vorwärts - vorwärts - es hat Eile! Die Nacht verdüstert sich, und Wind und Regen blasen die Fackeln aus. Es ist elf Uhr - man hat St. Denis erreicht. Ohne Leichenrede, ohne jegliche Ceremonie wird der Sarg hinunter gestoßen in die Gruft - es ist vorüber. Und ganz Frankreich athmet auf - befreit! Das ist die Leichenfeier Ludwig's des Fünfzehnten - sie gibt Lancelot de Letoriere, welcher ihr heimlich aus müßiger Neugier als geistreicher Beobachter beigewohnt hat, zu denken! - "Wahrlich, noch nie hab' ich einem Begräbniß beigewohnt, das einem Spießruthenlauf so ähnlich gesehen," murmelt er vor sich hin und erinnert sich an Allerlei. - - - Jetzt hat er aufgehört, sich mit dem Begräbniß des Königs zu beschäftigen und darüber philosophische Betrachtungen anzustellen. Volle vierzehn Tage sind verflossen seit der unheimlichen Leichenfeier, - eine neue Ära ist angebrochen und - Ludwig, der Vielgeliebte, vergessen. die Ludwig, den Vielgeliebten, zum Grabe geleitet. Vorwärts – vorwärts – es hat Eile! Die Nacht verdüstert sich, und Wind und Regen blasen die Fackeln aus. Es ist elf Uhr – man hat St. Denis erreicht. Ohne Leichenrede, ohne jegliche Ceremonie wird der Sarg hinunter gestoßen in die Gruft – es ist vorüber. Und ganz Frankreich athmet auf – befreit! Das ist die Leichenfeier Ludwig’s des Fünfzehnten – sie gibt Lancelot de Letorière, welcher ihr heimlich aus müßiger Neugier als geistreicher Beobachter beigewohnt hat, zu denken! – „Wahrlich, noch nie hab’ ich einem Begräbniß beigewohnt, das einem Spießruthenlauf so ähnlich gesehen,“ murmelt er vor sich hin und erinnert sich an Allerlei. - - - Jetzt hat er aufgehört, sich mit dem Begräbniß des Königs zu beschäftigen und darüber philosophische Betrachtungen anzustellen. Volle vierzehn Tage sind verflossen seit der unheimlichen Leichenfeier, – eine neue Ära ist angebrochen und – Ludwig, der Vielgeliebte, vergessen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/> die Ludwig, den Vielgeliebten, zum Grabe geleitet. Vorwärts – vorwärts – es hat Eile!</p> <p>Die Nacht verdüstert sich, und Wind und Regen blasen die Fackeln aus. Es ist elf Uhr – man hat St. Denis erreicht. Ohne Leichenrede, ohne jegliche Ceremonie wird der Sarg hinunter gestoßen in die Gruft – es ist vorüber.</p> <p>Und ganz Frankreich athmet auf – befreit!</p> <p>Das ist die Leichenfeier Ludwig’s des Fünfzehnten – sie gibt Lancelot de Letorière, welcher ihr heimlich aus müßiger Neugier als geistreicher Beobachter beigewohnt hat, zu denken! – „Wahrlich, noch nie hab’ ich einem Begräbniß beigewohnt, das einem Spießruthenlauf so ähnlich gesehen,“ murmelt er vor sich hin und erinnert sich an Allerlei.</p> <p rendition="#c">- - -</p> <p>Jetzt hat er aufgehört, sich mit dem Begräbniß des Königs zu beschäftigen und darüber philosophische Betrachtungen anzustellen.</p> <p>Volle vierzehn Tage sind verflossen seit der unheimlichen Leichenfeier, – eine neue Ära ist angebrochen und – Ludwig, der Vielgeliebte, vergessen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
die Ludwig, den Vielgeliebten, zum Grabe geleitet. Vorwärts – vorwärts – es hat Eile!
Die Nacht verdüstert sich, und Wind und Regen blasen die Fackeln aus. Es ist elf Uhr – man hat St. Denis erreicht. Ohne Leichenrede, ohne jegliche Ceremonie wird der Sarg hinunter gestoßen in die Gruft – es ist vorüber.
Und ganz Frankreich athmet auf – befreit!
Das ist die Leichenfeier Ludwig’s des Fünfzehnten – sie gibt Lancelot de Letorière, welcher ihr heimlich aus müßiger Neugier als geistreicher Beobachter beigewohnt hat, zu denken! – „Wahrlich, noch nie hab’ ich einem Begräbniß beigewohnt, das einem Spießruthenlauf so ähnlich gesehen,“ murmelt er vor sich hin und erinnert sich an Allerlei.
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Jetzt hat er aufgehört, sich mit dem Begräbniß des Königs zu beschäftigen und darüber philosophische Betrachtungen anzustellen.
Volle vierzehn Tage sind verflossen seit der unheimlichen Leichenfeier, – eine neue Ära ist angebrochen und – Ludwig, der Vielgeliebte, vergessen.
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Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/33>, abgerufen am 16.07.2024. |