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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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der Sinnenwelt, als Vielheit dargestellt hat -- durch
die Natur.

Wir finden Vieles, was uns auf eine solche Be-
antwortung jener Frage führen kann, aus Vielem sey
jedoch hier abermals nur Einiges herausgehoben.

Nach dem Vorhergehenden erkannten wir unter
andern im Insectenreich den jüngsten und letztgeschaf-
fenen Theil der uns umgebenden Natur. Dieses letz-
te Buch der Naturbibel enthält aber vorzüglich eine
Weissagung auf die spätere bedeutungsvolle Zukunft.
Unter andern fanden wir bey dem Geschlecht der Bie-
nen Verhältnisse, die uns eine tiefere Bedeutung
zu haben schienen. Jene Ansicht finden wir in ge-
wisser Hinsicht dadurch bestätigt, daß auch das frü-
heste Alterthum jene Bedeutung, und zwar auf diesel-
be Weise erkannte.

Die Bienen waren nach der alten Sage, nach
dem goldenen Zeitalter entstanden, *) mühsam berei-
teten sie jene Süßigkeit, welche in der goldenen Zeit
unmittelbar von den Blättern der Bäume geflossen,

und
*) Creuzer Mythologie, IV. Pag. 420. Schon nach
Sprache und Mpthus ist die Biene aus der Ver-
wesung des Stieres (der früheren Natur) entstanden,
und heißt Todtengräberin (als vespa, vespillo.) Sie
ist in mehreren Mythen mit dem Regenbogen (dem
Sinnbilde der Zeit nach der Catastrophe) zusammen-
gestellt. M. s. Kanne's Pantheon 320--340 und an-
derwärts, indische Myth. 365.

der Sinnenwelt, als Vielheit dargeſtellt hat — durch
die Natur.

Wir finden Vieles, was uns auf eine ſolche Be-
antwortung jener Frage fuͤhren kann, aus Vielem ſey
jedoch hier abermals nur Einiges herausgehoben.

Nach dem Vorhergehenden erkannten wir unter
andern im Inſectenreich den juͤngſten und letztgeſchaf-
fenen Theil der uns umgebenden Natur. Dieſes letz-
te Buch der Naturbibel enthaͤlt aber vorzuͤglich eine
Weiſſagung auf die ſpaͤtere bedeutungsvolle Zukunft.
Unter andern fanden wir bey dem Geſchlecht der Bie-
nen Verhaͤltniſſe, die uns eine tiefere Bedeutung
zu haben ſchienen. Jene Anſicht finden wir in ge-
wiſſer Hinſicht dadurch beſtaͤtigt, daß auch das fruͤ-
heſte Alterthum jene Bedeutung, und zwar auf dieſel-
be Weiſe erkannte.

Die Bienen waren nach der alten Sage, nach
dem goldenen Zeitalter entſtanden, *) muͤhſam berei-
teten ſie jene Suͤßigkeit, welche in der goldenen Zeit
unmittelbar von den Blaͤttern der Baͤume gefloſſen,

und
*) Creuzer Mythologie, IV. Pag. 420. Schon nach
Sprache und Mpthus iſt die Biene aus der Ver-
weſung des Stieres (der fruͤheren Natur) entſtanden,
und heißt Todtengraͤberin (als vespa, vespillo.) Sie
iſt in mehreren Mythen mit dem Regenbogen (dem
Sinnbilde der Zeit nach der Cataſtrophe) zuſammen-
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[51/0061] der Sinnenwelt, als Vielheit dargeſtellt hat — durch die Natur. Wir finden Vieles, was uns auf eine ſolche Be- antwortung jener Frage fuͤhren kann, aus Vielem ſey jedoch hier abermals nur Einiges herausgehoben. Nach dem Vorhergehenden erkannten wir unter andern im Inſectenreich den juͤngſten und letztgeſchaf- fenen Theil der uns umgebenden Natur. Dieſes letz- te Buch der Naturbibel enthaͤlt aber vorzuͤglich eine Weiſſagung auf die ſpaͤtere bedeutungsvolle Zukunft. Unter andern fanden wir bey dem Geſchlecht der Bie- nen Verhaͤltniſſe, die uns eine tiefere Bedeutung zu haben ſchienen. Jene Anſicht finden wir in ge- wiſſer Hinſicht dadurch beſtaͤtigt, daß auch das fruͤ- heſte Alterthum jene Bedeutung, und zwar auf dieſel- be Weiſe erkannte. Die Bienen waren nach der alten Sage, nach dem goldenen Zeitalter entſtanden, *) muͤhſam berei- teten ſie jene Suͤßigkeit, welche in der goldenen Zeit unmittelbar von den Blaͤttern der Baͤume gefloſſen, und *) Creuzer Mythologie, IV. Pag. 420. Schon nach Sprache und Mpthus iſt die Biene aus der Ver- weſung des Stieres (der fruͤheren Natur) entſtanden, und heißt Todtengraͤberin (als vespa, vespillo.) Sie iſt in mehreren Mythen mit dem Regenbogen (dem Sinnbilde der Zeit nach der Cataſtrophe) zuſammen- geſtellt. M. ſ. Kanne’s Pantheon 320—340 und an- derwaͤrts, indiſche Myth. 365.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/61>, abgerufen am 28.04.2024.