Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.für Alle das wichtigste Geschäft des Daseyns und die Das Insectenreich wird uns noch auf eine andere tzen,
fuͤr Alle das wichtigſte Geſchaͤft des Daſeyns und die Das Inſectenreich wird uns noch auf eine andere tzen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="44"/> fuͤr Alle das wichtigſte Geſchaͤft des Daſeyns und die<lb/> Schmerzen des Gebaͤhrens uͤbernimmt, finden wir nir-<lb/> gends anders im Thierreich, als in der juͤngſten Klaſſe,<lb/> in jener der Inſecten. Der vollkommene Bienen-<lb/> weiſel tritt als Repraͤſentant ſeines ganzen Geſchlechts,<lb/> in ein gleichſam magiſches Verhaͤltniß zu dieſem, wel-<lb/> ches bekanntlich nicht ohne ihn zu beſtehen, zu leben<lb/> vermag. In der That iſt dieſer Weiſel nichts anders,<lb/> als die urſpruͤngliche und Normalgeſtalt des Bienen-<lb/> geſchlechts, und die Arbeitsbienen ſind bekanntlich nach<lb/> aͤlteren und den neueſten Unterſuchungen nichts anders, als<lb/> verkuͤmmerte meiſt unfruchtbare Mutterbienen, unvoll-<lb/> kommne Weiſel. Aus einem gewoͤhnlichen Ey, ver-<lb/> mag ſtatt einer Arbeitsbiene ein Weiſel zu werden,<lb/> wenn die ihres Weiſels, und ſelbſt der Weiſelzeu-<lb/> genden Eyer beraubten Bienen, die Zelle des Eyes er-<lb/> weitern und mit uͤberfluͤſſigeren Nahrungsmitteln ver-<lb/> ſorgen. — So finden wir denn auch hier, wie in der<lb/> Geiſterwelt, jenes geheimnißvolle Verhaͤltniß, wo bloß<lb/><hi rendition="#g">ein</hi> vollkommneres Einzelne den Normalzuſtand des<lb/> ganzen Geſchlechts erreicht, und dieſe unvollkommnere<lb/> Vielheit vertritt, indem es fuͤr dieſelbe jenes wichtigſte<lb/> Geſchaͤft des thieriſchen Daſeyns uͤbernimmt, zu wel-<lb/> chem jene Vielen fuͤr ſich allein untuͤchtig erſcheinen.</p><lb/> <p>Das Inſectenreich wird uns noch auf eine andere<lb/> Weiſe, Sinnbild des Hoͤheren und Geiſtigen. Waͤh-<lb/> rend auf der einen Seite ſich nirgends ſolche Bilder<lb/> der Beſchraͤnktheit, des groͤberen Beduͤrfniſſes und des<lb/> Grimmes finden, eines Grimmes gegen deſſen Aus-<lb/> bruch ſelbſt die wechſelſeitige Liebe der Geſchlech-<lb/> ter und der Mutter gegen die Jungen nicht ſchuͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tzen,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
fuͤr Alle das wichtigſte Geſchaͤft des Daſeyns und die
Schmerzen des Gebaͤhrens uͤbernimmt, finden wir nir-
gends anders im Thierreich, als in der juͤngſten Klaſſe,
in jener der Inſecten. Der vollkommene Bienen-
weiſel tritt als Repraͤſentant ſeines ganzen Geſchlechts,
in ein gleichſam magiſches Verhaͤltniß zu dieſem, wel-
ches bekanntlich nicht ohne ihn zu beſtehen, zu leben
vermag. In der That iſt dieſer Weiſel nichts anders,
als die urſpruͤngliche und Normalgeſtalt des Bienen-
geſchlechts, und die Arbeitsbienen ſind bekanntlich nach
aͤlteren und den neueſten Unterſuchungen nichts anders, als
verkuͤmmerte meiſt unfruchtbare Mutterbienen, unvoll-
kommne Weiſel. Aus einem gewoͤhnlichen Ey, ver-
mag ſtatt einer Arbeitsbiene ein Weiſel zu werden,
wenn die ihres Weiſels, und ſelbſt der Weiſelzeu-
genden Eyer beraubten Bienen, die Zelle des Eyes er-
weitern und mit uͤberfluͤſſigeren Nahrungsmitteln ver-
ſorgen. — So finden wir denn auch hier, wie in der
Geiſterwelt, jenes geheimnißvolle Verhaͤltniß, wo bloß
ein vollkommneres Einzelne den Normalzuſtand des
ganzen Geſchlechts erreicht, und dieſe unvollkommnere
Vielheit vertritt, indem es fuͤr dieſelbe jenes wichtigſte
Geſchaͤft des thieriſchen Daſeyns uͤbernimmt, zu wel-
chem jene Vielen fuͤr ſich allein untuͤchtig erſcheinen.
Das Inſectenreich wird uns noch auf eine andere
Weiſe, Sinnbild des Hoͤheren und Geiſtigen. Waͤh-
rend auf der einen Seite ſich nirgends ſolche Bilder
der Beſchraͤnktheit, des groͤberen Beduͤrfniſſes und des
Grimmes finden, eines Grimmes gegen deſſen Aus-
bruch ſelbſt die wechſelſeitige Liebe der Geſchlech-
ter und der Mutter gegen die Jungen nicht ſchuͤ-
tzen,
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