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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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finden sich auch in der neulich wieder bekannt gemach-
ten Lebensbeschreibung des Hemme Hayen. *) Auch
bey allen jenen Menschen geschehen die Mittheilungen
und Offenbarungen der höheren, geistigen Region in
einer Sprache, deren Worte hieroglyphische Gestalten,
Gegenstände und Bilder der Sinnenwelt waren, und
in einem einzigen solchen Bilde, enträthselten sich ih-
nen öfters Dinge, mit denen sie sich Jahre lang an-
gelegentlich beschäftigt, die sie Jahre lang als dunkles
Geheimniß bekümmert hatten.

Hieher gehört denn auch die ganze Region des
religiösen Cultus, und wir erinnern nur an das, was
von der symbolischen Bedeutung mancher Handlun-
gen überhaupt gesagt worden. Schon aus der Ge-
schichte der magnetischen Rapports ist es bekannt:
was jede noch so unbedeutende Berührung eines orga-
nischen oder nicht organischen Körpers sowohl auf diese
als auf den Leib des Berührenden zu wirken vermö-
ge. In der höheren geistigen Region zeigt sich, nur
noch auf viel zärtere Weise, etwas dem Aehnliches.
Wer es empfunden, wie oft eine noch so unbedeutend
scheinende, mit Willen vollzogene Handlung, wie oft ein
einziges Wort einen so bedeutenden Einfluß auf unser gei-
stiges Wohlbefinden habe, der sich durch ein inneres
Wohlgefühl oder Mißbehagen merklich macht, und wie
oft solche Handlungen eine lange andauernde, unser spä-
teres Thun bestimmende Nachwirkung zurücklassen, dem
wird jenes Verhältniß nicht schwer zu begreifen seyn.

Die
*) Leben des Hemme Hayen, eines niederländischen Bau-
ren, Nürnberg 1810.

finden ſich auch in der neulich wieder bekannt gemach-
ten Lebensbeſchreibung des Hemme Hayen. *) Auch
bey allen jenen Menſchen geſchehen die Mittheilungen
und Offenbarungen der hoͤheren, geiſtigen Region in
einer Sprache, deren Worte hieroglyphiſche Geſtalten,
Gegenſtaͤnde und Bilder der Sinnenwelt waren, und
in einem einzigen ſolchen Bilde, entraͤthſelten ſich ih-
nen oͤfters Dinge, mit denen ſie ſich Jahre lang an-
gelegentlich beſchaͤftigt, die ſie Jahre lang als dunkles
Geheimniß bekuͤmmert hatten.

Hieher gehoͤrt denn auch die ganze Region des
religioͤſen Cultus, und wir erinnern nur an das, was
von der ſymboliſchen Bedeutung mancher Handlun-
gen uͤberhaupt geſagt worden. Schon aus der Ge-
ſchichte der magnetiſchen Rapports iſt es bekannt:
was jede noch ſo unbedeutende Beruͤhrung eines orga-
niſchen oder nicht organiſchen Koͤrpers ſowohl auf dieſe
als auf den Leib des Beruͤhrenden zu wirken vermoͤ-
ge. In der hoͤheren geiſtigen Region zeigt ſich, nur
noch auf viel zaͤrtere Weiſe, etwas dem Aehnliches.
Wer es empfunden, wie oft eine noch ſo unbedeutend
ſcheinende, mit Willen vollzogene Handlung, wie oft ein
einziges Wort einen ſo bedeutenden Einfluß auf unſer gei-
ſtiges Wohlbefinden habe, der ſich durch ein inneres
Wohlgefuͤhl oder Mißbehagen merklich macht, und wie
oft ſolche Handlungen eine lange andauernde, unſer ſpaͤ-
teres Thun beſtimmende Nachwirkung zuruͤcklaſſen, dem
wird jenes Verhaͤltniß nicht ſchwer zu begreifen ſeyn.

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*) Leben des Hemme Hayen, eines niederlaͤndiſchen Bau-
ren, Nuͤrnberg 1810.
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[22/0032] finden ſich auch in der neulich wieder bekannt gemach- ten Lebensbeſchreibung des Hemme Hayen. *) Auch bey allen jenen Menſchen geſchehen die Mittheilungen und Offenbarungen der hoͤheren, geiſtigen Region in einer Sprache, deren Worte hieroglyphiſche Geſtalten, Gegenſtaͤnde und Bilder der Sinnenwelt waren, und in einem einzigen ſolchen Bilde, entraͤthſelten ſich ih- nen oͤfters Dinge, mit denen ſie ſich Jahre lang an- gelegentlich beſchaͤftigt, die ſie Jahre lang als dunkles Geheimniß bekuͤmmert hatten. Hieher gehoͤrt denn auch die ganze Region des religioͤſen Cultus, und wir erinnern nur an das, was von der ſymboliſchen Bedeutung mancher Handlun- gen uͤberhaupt geſagt worden. Schon aus der Ge- ſchichte der magnetiſchen Rapports iſt es bekannt: was jede noch ſo unbedeutende Beruͤhrung eines orga- niſchen oder nicht organiſchen Koͤrpers ſowohl auf dieſe als auf den Leib des Beruͤhrenden zu wirken vermoͤ- ge. In der hoͤheren geiſtigen Region zeigt ſich, nur noch auf viel zaͤrtere Weiſe, etwas dem Aehnliches. Wer es empfunden, wie oft eine noch ſo unbedeutend ſcheinende, mit Willen vollzogene Handlung, wie oft ein einziges Wort einen ſo bedeutenden Einfluß auf unſer gei- ſtiges Wohlbefinden habe, der ſich durch ein inneres Wohlgefuͤhl oder Mißbehagen merklich macht, und wie oft ſolche Handlungen eine lange andauernde, unſer ſpaͤ- teres Thun beſtimmende Nachwirkung zuruͤcklaſſen, dem wird jenes Verhaͤltniß nicht ſchwer zu begreifen ſeyn. Die *) Leben des Hemme Hayen, eines niederlaͤndiſchen Bau- ren, Nuͤrnberg 1810.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/32>, abgerufen am 29.03.2024.