Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.stellationen mit Sicherheit anzunehmen: daß das nicht In der That bedarf es keiner langen Beobach- Allerdings gleicht jene Sprache in Bildern und chens;
ſtellationen mit Sicherheit anzunehmen: daß das nicht In der That bedarf es keiner langen Beobach- Allerdings gleicht jene Sprache in Bildern und chens;
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ſtellationen mit Sicherheit anzunehmen: daß das nicht
geſchehen werde, was die große Menge, und unter ihr
vorzuͤglich die politiſchen Weiſen, in frechem Ueber-
muth, fuͤr ausgemachte Sache halten, und ſchon als
ganz gewiß hoffen oder fuͤrchten; vielmehr ſchließt er
dann gerade aufs Gegentheil, und hat ſich, ſo viel ich
von ihm weiß, in ſolchen Schluͤſſen, die ſich auf die
Dummheit des menſchlichen Herzens gruͤnden, noch
nicht betrogen. Die Plaͤne der hoͤheren Weisheit, ſagt
er, ſind etwas Anderes als die Plaͤne und Schluͤſſe
der bloͤden Menſchenweisheit: beyde lauſen einander
meiſt gerade entgegen, und jene Weisheit wuͤrde uͤber-
haupt keine hoͤhere ſeyn, wenn jeder dummdreiſte po-
litiſche Witz ihre Abſichten durchſchauen koͤnnte.
In der That bedarf es keiner langen Beobach-
tungen, um einzuſehen, daß wir in unſern Schluͤſſen
und Plaͤnen ſchon auf den naͤchſten Tag aͤußerſt blind
und ungluͤcklich ſind, und daß die Sprache des Schick-
ſals uns unverſtaͤndlich, ſein Gang fuͤr uns ein ver-
ſchloſſenes Buch ſey. In jener natuͤrlichen Blindheit
liegt denn auch der Grund, weßhalb uns die Vorher-
verkuͤndigungen der Propheten, welche noch auf eine
viel hoͤhere Weiſe als der Traum die Sprache des
Schickſals reden, ſo dunkel und unverſtaͤndlich erſcheinen.
Allerdings gleicht jene Sprache in Bildern und
Hieroglyphen, deren ſich die hoͤhere Weisheit in
allen ihren Offenbarungen an den Menſchen bedient
hat, eben ſo, wie die hiermit verwandte Sprache der
Poeſie, in unſerm jetzigen Zuſtande mehr dem dunklen
Bilderausdruck der Traͤume, als der Proſa des Wa-
chens;
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